WarriorCats-Erfindung Wiki
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Eisblumen ist der zweite Band der Staffel Eisblumes Entscheidungen und es geht nach wie vor um Eisblume.

Klappentext[]

»Er wird das Eis zerstören. Er wird es brechen, wenn nicht vorher der Freund kommt.«


Eine dunkle Prophezeiung verdunkelt Eisblumes Sicht auf Hellbraun immer mehr. Auch ihre Schwester Feuerblume weiß davon und versucht, Eisblume vor dem Krieger zu warnen. Und auch die Worte des Einzelläufers Piwo, die Rankenkralle bestätigt hat, bewahrheiten sich, als ein schreckliches Unheil den VogelClan heimsucht.

Hierarchie[]

VogelClan[]

Anführerin Vogelstern - schwarze Kätzin mit weißen Pfoten
Zweite Anführerin Eisblume - hübsche, schwarze Kätzin
Heiler Rankenkralle - alter, blinder, schilpattfarbener Kater; Mentor von Feuerfeder
Krieger Winterglanz - hübsche, braune Kätzin mit kurzem Schweif

Eichhornstreif - langhaariger, brauner Kater mit rotbraunen Streifen
Hirschpelz - brauner Kater mit weißem Maul und weißer Brust
Beigefleck - grauer Kater mit einem beigen Fleck am Kopf; Mentor von Schwarzpfote
Schneeleopard - weiße Kätzin mit schwarzen Tupfen und einem langen, buschigen Schweif
Birkenflügel - schildpattfarben und weiße Kätzin mit warmen, bernsteinfarbenen Augen; Mentorin von Blaupfote
Gefrierblick - grauweiße Kätzin mit leuchtenden, eisblauen Augen
Feuerblume - graue, elegante Kätzin mit weißer Schweifspitze und giftgrünen Augen; Mentorin von Möwenpfote
Kirschwasser - rote Kätzin mit einem hellen Schimmer und blauen Augen; Mentorin von Flügelpfote
Himbeergeist - dunkelschildpattfarbene, flinke Kätzin
Skelettgesicht - schwarzer Kater mit weißem Gesichtsmuster
Hellbraun - brauner Kater mit weißen Pfoten und gelben Augen
Eichhornfeder - graue Kätzin mit weißem Gesichtsmuster und bernsteinfarbenen Augen
Glanzblick - graue Kätzin mit schönen, eisblauen Augen
Rehfuß - brauner Kater mit weißen Flecken an den Flanken

Schüler Feuerfeder - rote Kätzin mit weißen Pfoten und eisblauen Augen; Heilerschülerin

Schwarzpfote - große, schwarze Kätzin mit gelben Augen
Möwenpfote - weißer Kater mit schwarzen Vorderpfoten und roten Hinterpfoten
Blaupfote - blaugraue Kätzin mit grünen Augen
Flügelpfote - weißer Kater mit bernsteinfarbenen Augen

Königinnen Weißkinn - dunkelbraune Kätzin mit eine weißen Kinn und strahlend blauen Augen; ehemalige Einzelläuferin und Mutter von Pflanzenjunges, Träumerjunges, Stechpalmjunges und Sturmjunges

Sprossenwind - hellbraune, gesprenkelte Kätzin; Mutter von Skelettgesichts Jungen Weißjunges und Schneejunges

Junge Pflanzenjunges - graue Kätzin mit weißen Streifen

Träumerjunges - schwarzweiße Kätzin
Stechpalmjunges - hellbraune Kätzin mit eisblauen Augen
Sturmjunges - braunweißer Kater
Weißjunges - weiß-grau gesprenkelte Kätzin
Schneejunges - reingraue Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen

Älteste Ohneschweif - roter Kater mit weißen Pfoten; hat keinen Schweif mehr

Regenschweif - graue Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen


BaumClan[]

Anführer Zeitstern - hellgrauer Kater mit hellbraunen Sprenkeln
Zweiter Anführer Sonnenbaum - gelber Tigerkater
Heilerin Spinnenklaue - schwarze Kätzin mit Narben; Mentorin von Hornissenpfote
Krieger Wolfsnase - grauer Kater mit gelbem Tigermuster und gutem Geruchssinn

Knochensplitter - weißer Kater mit winzigen, schwarzen Strichen im Pelz
Klarvogel - weiße Kätzin mit mit einem blaugrauen Muster am Rücken; Mentorin von Wurmpfote
Fallobst - graue Kätzin mit leichtem Grünstich
Blattmaus - blaugrauer Kater mit schwarzen Sprenkeln
Regenschein - braune Tigerkätzin
Marienkäfer - rot-schwarz gesprenkelter Kater
Tannenbaum - braune Kätzin mit weißen, schwarzen und grauen Flecken
Fuchshörnchen - rote Kätzin mit einem langen, flauschigen Schweif
Rissohr - grauer Kater mit schwarzen Streifen und orangefarbenen Augen; Mentor von Weinpfote
Phönixflug - roter Tigerkater
Schönheit - wunderschöne, cremefarbene Kätzin mit einem zerfetzen Ohr

Schüler Hornissenpfote - gelbe Kätzin mit schwarzem Tigermuster

Wurmpfote - brauner Kater mit grauen und roten Flecken
Weinpfote - schwarze Kätzin mit dunkelroten Augen und weißen Pfoten

Königin Engelsherz - schwarzweiße Kätzin; Mutter von Jägerjunges, Tigerjunges und Kaninchenjunges
Junge Jägerjunges - hellgrauer Kater mit Tupfen

Tigerjunges - schwarzer Kater mit gelben Streifen
Kaninchenjunges - weißgraue Kätzin

Ältester Prankenschritt - hellbrauner Kater


Katzen außerhalb der Clans[]

Maria - hellbraune Kätzin; Mutter von 'Coma und Whisper
Coma - schwarze Kätzin mit weißem Kopf
Whisper - weiße Kätzin mit schwarzem Kopf
Piwo - hellbrauner Kater mit dunkelbraunen Flecken und weißen Pfoten
Kwiat - silberne Kätzin mit gelbbraunen Flecken
Ácrata - grauer Kater mit leichtem Lilastich im Pelz
Tomodachi - dunkelblaugrauer Kater mit grünen Augen

Prolog[]

„Eulenflügel! Wo bist du?“, schrie der braune Kater und starrte auf das schwarze Wasser, welches das Lager seines Clans zerstört hatte. Suchend warf er seinen Kopf hin und her. Eine dunkle Kätzin sprang an seine Seite. „Rankenpfote kommt da nicht allein raus“, miaute sie. „Eulenflügel ist ihn holen gegangen.“
Der Kater sah die Kätzin an. „Und hat sich damit in Lebensgefahr gebracht!“, rief er. „Sie ist meine Schwester, Echohöhle! Ich kann nicht zulassen, dass ihr etwas passiert!“ Er sprang in die Fluten und schwamm mit kräftigen Zügen auf das zu, was einmal der Heilerbau gewesen war. „Stillstern, warte!“ Die Kätzin sprang dem Kater hinterher. „Geh zum Clan, Echohöhle!“, fauchte Stillstern ihr zu. „Sie brauchen ihre zweite Anführerin!“ Echohöhle paddelte zum Ufer zurück, vier Katzenleben in Gefahr waren zu viele. „Ich werde sie beruhigen, Stillstern!“ Mit den Worten lief Echohöhle davon.
Stillstern suchte nach Eulenflügel und Rankenpfote. Eulenflügel war seine Schwester und die Heilerin des VogelClans. Die beiden Katzen waren gemeinsam als Einzelläufer namens Still und Eule zum VogelClan gestoßen, der gerade neu gegründet war. Rankenpfote war ihr Heilerschüler, der blind war. Darum konnte er den Weg noch nicht alleine finden und war in großer Gefahr.
„Ich habe ihn!“, schrie eine Stimme. „Stillstern, hilf mir!“ Stillstern spitze die Ohren. „Eulenflügel!“, schrie er. „Ich komme!“ Mit kräftigen Zügen schwamm er dorthin, wo er Eulenflügel vermutete. Als er sie erreichte, sah er, dass Rankenpfote auf einer Erhöhung kauerte und vor Angst schlotterte. „Beweg dich nicht“, knurrte Stillstern dem jungen Kater zu. „Eulenflügel, das ist mein letztes Leben“, miaute er an seine Schwester gewandt. „Ich lasse nicht zu, dass du stirbst.“ Eulenflügel weitete die Augen vor Angst. „Mach das nicht, Stillstern“, murmelte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. „Ich bitte dich, Bruderherz. Der Clan braucht dich doch.“
Stillstern nahm einen Ast zwischen die Zähne und seine Schwester zog sich an dem Ast hinauf zu Rankenpfote. Der Anführer ließ den Ast los. „Aber dich braucht der Clan mehr, meine liebe Schwester. Und Rankenpfote.“ Er schloss die Augen. „Stillstern, komm auf den Hügel!“, kreischte Eulenflügel. „Stillstern, nicht!“ Die Fluten verschluckten den braunen Kater und Eulenflügel jaulte auf. „Ihr habt mir meinen Bruder genommen!“, rief sie in den Himmel. Doch der SternenClan schwieg.

1. Kapitel[]

Eine dichte Schneedecke hatte sich über dem Lager des VogelClans ausgebreitet. Eisblume hatte nicht damit gerechnet, dass es noch anfangen würde, so heftig zu schneien. Es war die ganze Zeit über eine so milde Blattleere gewesen und es war nun fast Blattfrische. Es hätte gar nicht schneien dürfen.
Vogelstern rief gerade den Clan zusammen. Am stolzesten sahen Schwarzpfote und Möwenpfote aus, die nach ihrer Beurteilung nun ihre Kriegernamen erhalten würden. Feuerblume, Eisblumes Schwester und Möwenpfotes Mentorin, platzte fast vor Stolz auf ihren Schüler. Mit schweren Schritten kämpfte sich Eisblume zum Baumstumpf, um ihren Platz daneben einzunehmen. Sie beobachtete, wie die Katzen aus ihren Höhlen kamen und konnte auf den meisten Gesichtern Verwirrung über diesen Schnee sehen. Es stimmte, dass der Schnee sehr hoch lag, aber der VogelClan hatte schon schlimmere Zeiten überlebt.
Vogelstern sah stolz aus, als sie auf die beiden Schüler herabblickte. „Heute ist ein wunderbarer Tag für den VogelClan“, begann sie, als alle Katzen sich auf der Lichtung eingefunden hatten. „Ich weiß, die Tage sind kälter geworden und Schnee ist gefallen. Doch wir sind stark und werden das hier auch überstehen. Und heute werden wir die Ernennung von zwei neuen Kriegern feiern. Möwenpfote, Schwarzpfote, tretet vor.“
Die beiden jungen Katzen sahen genauso aufgeregt aus wie ihre Mentoren. Beigefleck, Schwarzpfotes Mentor, wirkte, als würde er selbst zum Krieger ernannt werden.
“Ich, Vogelstern, Anführerin des VogelClans, rufe den SternenClan und bitte sie, auf diese Schüler herabzusehen. Sie haben lange trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen, und ich empfehle sie euch nun als Krieger.“ Vogelstern machte eine Pause. „Schwarzpfote, Möwenpfote, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger zu ehren und euren Clan zu verteidigen, selbst, wenn es euer Leben kosten kann?“
Möwenpfote miaute mit fester Stimme: „Ich verspreche es.“ Schwarzpfote wirkte etwas unsicher, aber auch sie sprach: „Ich verspreche es.“
„Dann gebe ich euch mit der Kraft des SternenClans eure Kriegernamen. Schwarzpfote, von diesem Augenblick an wirst du Schwarzwald heißen. Der SternenClan ehrt dein Geschick und deine Entschlossenheit und heißt dich als vollwertige Kriegerin des VogelClans willkommen.“ Vogelstern legte Schwarzwald die Nase auf den Kopf und Schwarzwald leckte ihr respektvoll die Schulter. Dann wandte sich Vogelstern Möwenpfote zu. „Möwenpfote, von diesem Augenblick an heißt du Möwenflügel. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Bereitschaft und wir heißen dich als vollwertigen Krieger des VogelClans willkommen.“ Auch ihm legte Vogelstern die Nase auf den Kopf und er leckte ihr die Schulter. „Schwarzwald! Möwenflügel!“, riefen die Clangefährten und Eisblume fiel auf, dass die beiden Katzen im Clan sehr beliebt waren, da alle sehr laut sangen. „Nach der Tradition unserer Ahnen müssen die beiden neuen Krieger bis zum nächsten Morgen schweigend Nachtwache halten. Die Versammlung ist beendet.“
Eisblume hatte die Zeremonie beobachtet und erhob sich nun, um zu den neuen Kriegern zu gehen. „Glückwunsch, ihr zwei“, miaute sie freundlich. „Noch ist genug Zeit, etwas zu essen. Ihr habt es verdient.“ Möwenflügel schnurrte, doch Schwarzwald wirkte nach wie vor unsicher. „Was ist, wenn ich keine gute Kriegerin bin, Eisblume?“, murmelte sie.
„Du wirst eine wunderbare Kriegerin sein“, schnurrte Beigefleck, der dazugekommen war. Er war Schwarzwalds Mentor gewesen und hatte sie wunderbar trainiert, denn sie war eine edle und starke Kätzin geworden. Beigefleck selbst hatte manchmal nur Flausen im Kopf, doch Eisblume wusste, dass er ein wunderbarer Mentor gewesen war.
Himbeergeist, eine von Eisblumes besten Freundinnen, trat zu Beigefleck und berührte sein Ohr flüchtig mit ihrer Nase. Eisblume zuckte amüsiert mit den Schnurrhaaren. Zwischen Beigefleck und Himbeergeist schien mehr zu sein als nur eine Freundschaft zwischen Clangefährten. „Du hast sie toll ausgebildet“, schnurrte Himbeergeist ihm zu und er schnurrte zurück. „Komm, essen wir zusammen.“ Die beiden Katzen traten zum Frischbeutehaufen, die Schweife umschlungen. Eisblume sah, dass auch Hellbraun das beobachtete, der kurz darauf zu ihr getappt kam.
„Wollen wir auch zusammen Frischbeute essen?“, fragte er leicht schüchtern und deutete mit einem Kopfnicken auf Beigefleck und Himbeergeist, die sich eine fette Maus teilten. Eisblume schüttelte aber den Kopf. „Nein, tut mir leid, Hellbraun. Ich werde mit Vogelstern essen, wir müssen über den Schnee reden.“ Hellbraun senkte enttäuscht den Kopf und Eisblumes Fell prickelte unangenehm. In Wirklichkeit möchte ich einfach nicht mit dir zusammen sein, Hellbraun, dachte Eisblume und musste darüber nachdenken, was Feuerblume und Rankenkralle gesagt hatten. Es gab eine Prophezeiung über Hellbraun und sie, die aussagte, dass er sie zerstören würde. Zwar glaubte Eisblume nicht mehr wirklich daran, weil Hellbraun keiner Fliege was zuleide tun konnte, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Und es stimmte auch, dass Eisblume dringend mit Vogelstern über den Schnee reden musste. Es war mehr Schnee gefallen als in der letzten Blattleere. Wenn der Schnee taute, könnte das zu einer großen Gefahr für den VogelClan werden.
Eisblume nahm sich eine Maus vom Frischbeutehaufen und gesellte sich zu Vogelstern, die neben Eisblumes Schwester Feuerblume saß. Die beiden Kätzinnen hörten auf zu reden, als Eisblume angetappt kam. Sie ließ ihre Maus fallen, um sprechen zu können.
„Ist alles in Ordnung, Feuerblume?“ Die graue Kätzin nickte. „Ja, alles bestens“, schnurrte sie. „Vogelstern meint, dass die Katzen im Clan endlich wieder richtig anfangen, mir zu trauen, jetzt, wo Möwenflügel voll ausgebildet ist. Selbst Skelettgesicht hat zu mir gesagt, dass ich ihn gut ausgebildet habe. Und du weißt ja, wie Skelettgesicht zu mir steht.“ Eisblume nickte. Vor mehreren Blattwechseln hatte Matschschatten, Feuerblumes und Eisblumes Vater, ihren kleinen Bruder Hasenpfote getötet, woraufhin Feuerblume – verwandelt in eine sogenannte Teufelsform – ihn gerächt hatte und Matschschatten dafür getötet hatte. Skelettgesicht hatte ihr am wenigsten vertraut, doch Eisblume war froh, zu hören, dass sich das langsam legte.
„Das ist gut“, schnurrte Eisblume. „Ich würde gerne mit Vogelstern reden“, fügte sie noch hinzu. Vogelstern nickte Feuerblume zu, die sich entfernte und zu Kirschwasser setzte, die Himbeergeists Schwester war.
„Ich würde auch gerne mit dir sprechen“, miaute Vogelstern, bevor Eisblume etwas sagen konnte. „Die vier Jungen von Weißkinn sind bald soweit, Schüler zu werden. Was meinst du, wer sollen ihre Mentoren werden?“ Eisblume zögerte. Normalerweise entschied Vogelstern so gut wie alles alleine, denn sie war eine starrköpfige Anführerin, die gerne ignorierte, was ihre Heiler und Eisblume sagten.
„Ich denke, Glanzblick sollte einen Schüler bekommen“, miaute sie dann. „Ihre Schwester Gefrierblick hat Feuerblume ausgebildet, und Glanzblicks Junge Flügelpfote und Blaupfote sind gute Schüler. Sie hatte noch keine Chance, eine Mentorin zu sein.“ Vogelstern nickte. „Und Skelettgesicht“, fügte Eisblume hinzu. „Er hatte eine gute Ausbildung unter Himbeergeist. Ich hoffe, dass er ein bisschen was von seinem aggressiven Verhalten ablegt, wenn er sich mit einer Jungkatze beschäftigt.“
„Gute Idee, Eisblume“, murmelte Vogelstern. „Also Glanzblick und Skelettgesicht. „Was ist mit Hellbraun? Er ist mittlerweile soweit, einen eigenen Schüler zu haben. Ihr habt genug Kontakt miteinander, er wird sich großartig machen.“ Eisblume sah ihre Anführerin an. Sie zögerte. Hellbraun würde doch kaum einem Schüler etwas antun, oder? Er war ein fleißiger, junger Kater und er zögerte nicht, andere Krieger um Rat zu fragen, wenn er nicht weiterwusste. Gewiss würde er einen guten Mentor abgeben. Also nickte Eisblume. „Und Eichhornfeder“, fügte Vogelstern noch hinzu. „Sie ist Skelettgesichts Schwester, also wäre das nur gerecht, wenn auch sie einen Schüler bekommt.“
Erneut nickte Eisblume. Vogelstern zuckte mit dem Schweif, ein Zeichen, dass Eisblume entlassen war, und trottete in ihren Bau. Eisblume blieb verwirrt stehen. Jetzt war sie gar nicht dazu gekommen, Vogelstern wegen des Schnees zu fragen.

2. Kapitel[]

Freudige Erregung prickelte in Eisblumes Pfoten, als sie den scharfen Geruch des Brennholzortes wahrnahm. Sie hatte zwar nicht mit Vogelstern über den Schnee reden können, aber das war ihr im Moment auch egal. Sie konnte Tomodachi endlich wiedersehen.
Sie hatte mit ihm abgemacht, sich heute bei Sonnenhoch am Brennholzort zu treffen. Sie freute sich einfach, den blaugrauen Kater wieder zu sehen und ihre Sorgen zumindest für eine kurze Weile zu vergessen. Tomodachi gab ihr ein Gefühl, das sie noch nie gekannt hatte und bei dem sie sich nicht wirklich sicher war, was genau es war. Sie hatte gehört, wie Kätzinnen drüber sprachen und war sich sicher, dass sie verliebt war.
Als sie am Brennholzort eintraf, saß der Einzelläufer bereits dort und sprang auf, als er Eisblume erblickte. Eisblume lief auf ihn zu und berührte ihn Nase an Nase. Tomodachi schnurrte. „Hallo, Eisblume“, murmelte er. „Ich hab dich vermisst.“
„Ich habe dich auch vermisst, Tomodachi“, schnurrte Eisblume. „Wie geht es dir mit dem Schnee? Findest du genug Beute?“ Tomodachi nickte. „Ja“, miaute er. „Es ist schwierig, bei dem Schnee Beute zu finden, aber ich fange genug, um zu leben. Ich brauche ja nur Beute für mich.“ Besorgt sah er Eisblume an und sie merkte, wie dünn sie war. „Aber du fängst ja Beute für deinen kompletten Clan“, stellte Tomodachi fest. „Frisst du genug?“
Eisblume nickte. „Natürlich“, miaute sie fest. „An erster Stelle steht immer der Clan, aber ich habe auch genug zu Fressen. Wir alle.“ Tomodachi seufzte erleichtert auf. „Ich mache mir aber trotzdem Sorgen“, fügte Eisblume hinzu. „Es hat spät angefangen, zu schneien. Ich weiß nicht, ob wir eine gute Blattgrüne kriegen, wenn es so spät so heftig angefangen hat, zu schneien. Ich mache mir Sorgen um meinen Clan. Ich hoffe, wir schaffen es.“
Tomodachi drückte sich an sie. „Natürlich schafft ihr das“, versuchte er, sie zu besänftigen. „Ihr seid doch ein Clan, eine Einheit. Einer eurer Vorteile ist es doch, dass ihr euch gegenseitig helfen könnt.“ Nachdenklich betrachtete Eisblume ihre Pfoten. Sie fragte sich, ob Tomodachi sich dem Clan anschließen wollen würde, wenn sie ihn fragte. Andererseits hätte er dann von sich aus bestimmt schon etwas gesagt. „Ja, das stimmt“, murmelte sie. „Wir helfen uns immer gegenseitig. Das ist einer der guten Gründe, in einem Clan zu leben.“ Sie war froh, dass sie jetzt im Moment bei Tomodachi sein konnte und sich nicht um ihren Clan kümmern musste, aber trotzdem wusste Eisblume, dass sie demnächst zurückkehren sollte.
Ein Knacken im Unterholz alarmierte die schwarze Kätzin und sie schnupperte. Es roch nach VogelClan. „Schnell, Tomodachi!“, zischte sie ihm zu. „Du solltest verschwinden. Jemand aus meinem Clan ist hier!“ Tomodachi nickte und er wandte sich zum Gehen. Doch da tauchte ein hellbrauner Kater aus dem Gebüsch auf. „Du wirst nirgendwo hingehen!“, rief der. Es war Hellbraun.
Eisblume baute sich vor ihm auf. Sie war immer noch seine Zweite Anführerin und er musste ihr gehorchen. „Was machst du hier, Hellbraun?“, fragte sie herausfordernd. „Ich kann mich nicht erinnern, dir aufgetragen zu haben, hier am Brennholzort zu patrouillieren oder zu jagen.“
Hellbraun sah von Eisblume zu Tomodachi. „Braucht man jetzt eine Erlaubnis von dir, um für seinen Clan zu sorgen, wenn man für nichts eingeteilt ist?“, fauchte er. „Als ich das letzte Mal im Lager war, war Vogelstern noch die Anführerin und nicht du.“ Eisblume sah den Kater verdutzt an. Seit wann war er so gemein zu ihr? Oder lag das an Tomodachis Anwesenheit?
„Und nun zu dir“, knurrte Hellbraun und machte einen Schritt auf Tomodachi zu. „Wer bist du? Hör auf, meine Clan-Gefährtin zu bedrohen!“ Tomodachi wich zurück und sah hilflos zu Eisblume, die auf Hellbraun zuging und das Fell sträubte. „Er ist keine Bedrohung!“, zischte sie. „Nur ein harmloser Einzelläufer.“ Hellbraun riss die Augen auf. „Du kennst diesen Kater, nicht wahr?“, fragte er und warf Tomodachi einen bösen Blick zu. „Warum verteidigst du einen Einzelläufer? Er hat auf unserem Territorium nichts zu suchen!“ Er knurrte Tomodachi an, der wieder nichts tun konnte als panisch zu Eisblume zu blicken. „Ich... ich sollte gehen“, stammelte er, nickte Eisblume zu und rannte davon. „Tomodachi!“, rief sie hinterher, doch der blaugraue Kater war bereits verschwunden.
„Wieso hast du ihn weggeschickt? Er tut doch keinem was!“, rief Eisblume verzweifelt und fühlte sich gar nicht mehr wie eine Zweite Anführerin. „Er hat mich weder angegriffen noch bedroht. Er weiß, dass das hier unser Territorium ist. Er würde niemals Beute stehlen, auch in der Blattleere nicht!“
„Und wieso triffst du dich mit einem Einzelläufer?“, fragte Hellbraun. „Willst du den gleichen Fehler wie Echostern machen und Junge mit einem Einzelläufer haben, die er dir dann wegnehmen wird?“ Eisblume starrte den Kater an. Wegnehmen? Jestem hatte Echostern die Jungen nicht weggenommen. Sie hatte sie ihm freiwillig gegeben. Außerdem war Tomodachi Echosterns Enkel. Er hatte Clan-Blut, also durfte er auch hier sein. „Ich habe nie gesagt, dass ich Junge mit irgendwem haben will!“, verteidigte sich Eisblume. „Nicht mit ihm und auch nicht mit dir. Ich will Zweite Anführerin bleiben. Da kann ich mir keine Junge leisten und mondelang in der Kinderstube sitzen!“
Hellbraun seufzte. „Ich verstehe nur nicht, wieso du dich mit ihm triffst“, miaute er, doch Eisblume hörte seine Wut in der Stimme. „Bist du dem VogelClan immer noch treu, wenn du dich mit einem Einzelläufer triffst, anstatt mit Katzen aus deinem eigenen Clan zu sprechen?“ Eisblume sah auf ihre grauen Pfoten und dachte nach. „Ich bin meinem Clan treu!“, knurrte sie dann, als Wut in ihr aufkam. „Echostern war auch eine gute Anführerin, obwohl sie mit einem Einzelläufer zusammen war. Wer sagt, dass ich nicht genauso gut sein kann?“
„Wenn du dich in deinem eigenen Clan umblicken würdest, Eisblume, dann wüsstest du, dass es einen Kater gibt, der dir loyal ist und der für dich alles tun würde“, zischte Hellbraun. Eisblume wusste genau, dass er sich selbst meinte. „Und wenn du nachdenken würdest und mich beobachten würdest, dann wüsstest du genau, dass ich nichts von dir will!“, knurrte sie.
„Wenn du das sagst, Eisblume“, grollte Hellbraun. „Ich hoffe, dass deine Treue dem VogelClan gilt. Ich frage mich, was deine geliebten Clan-Gefährten sagen würden, wenn sie wüssten, dass du dich mit einem Einzelläufer triffst. Und Vogelstern? Würde sie dich immer noch als Zweite Anführerin an ihrer Seite haben wollen?“ Hellbraun sah Eisblume noch einmal aus kalten, gelben Augen an, dann drehte er sich um und stakste ins schneebedeckte Unterholz.
Eisblume sah ihm erschrocken nach. Wie kalt Hellbraun plötzlich ihr gegenüber war! Dabei war er doch sonst so lieb zu ihr, weil er sie so sehr mochte. Plötzlich lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken. Rankenkralle hatte bei Hellbrauns Geburt eine Prophezeiung erhalten. „Er wird das Eis zerstören, wenn nicht vorher der Freund kommt.“ Eisblume verstand noch nicht ganz, wer der Freund war, aber sie hoffte, dass Hellbraun nicht dazu in der Lage war, sie komplett zu vernichten.

3. Kapitel[]

Mehrere Tage später fühlte Eisblume sich in Hellbrauns Gegenwart immer noch unwohl. Sie stand neben dem Baumstumpf und teilte die Patrouillen ein. „Feuerblume, ich möchte, dass du eine Jagdpatrouille anführst. Der Clan braucht Frischbeute. Nimm Birkenflügel und Blaupfote mit. Und bitte auch Hellbraun.“ Sie beugte sich zu ihrer Schwester. „Ich möchte, dass du ihn im Auge behältst. Er ist mir zurzeit nicht sehr geheuer“, flüsterte sie und Feuerblume nickte. „Ich werde aufpassen“, versprach sie und machte sich auf den Weg zum Kriegerbau, um ihre Clangefährten zu holen.
„Hirschpelz!“, rief sie den hellbraunen Kater, der von seiner Fellpflege aufblickte und zu ihr getrabt kam. „Kannst du heute die Abendpatrouille übernehmen? Nimm Eichhornfeder, Kirschwasser und Flügelpfote mit.“ Hirschpelz nickte. „In Ordnung, Eisblume“, sagte er ruhig und lief zum Frischbeutehaufen, wo nur eine winzige Maus lag. Er nahm sie und brachte sie zur Kinderstube, wo Weißkinn und Sprossenwind sich um ihre Jungen kümmerten. Wahrscheinlich war die Maus für Sprossenwind, denn ihre Jungen Weißjunges und Schneejunges waren die Jüngsten im Clan und ihr Gefährte Skelettgesicht war schließlich Hirschpelz‘ Sohn.
Eisblume beobachtete, wie Flügelpfote verschlafen aus dem Bau gekrochen kam. Seine Schwester Blaupfote war auf der Jagdpatrouille. Langsam wurde es Zeit, dass Weißkinns vier Junge Schüler wurden. Die Mentoren waren schließlich schon ausgewählt.
Skelettgesicht kam aus dem Kriegerbau und machte sich sofort auf den Weg zur Kinderstube. Eisblume war immer noch erstaunt, wie dieser launige Kater so fürsorglich sein konnte. Die beiden jüngsten Krieger des VogelClans, Möwenflügel und Schwarzwald, kamen ebenfalls aus dem Bau und streckten sich. „He, ihr zwei!“, rief Eisblume den beiden zu. „Lust auf eine Grenzpatrouille?“
Die beiden Katzen sahen sich erfreut an und nickten. „Lasst uns noch Skelettgesicht holen“, miaute Eisblume und machte sich auf den Weg zur Kinderstube. Im dämmrigen Bau roch es nach Milch. Weißkinns Junge waren langsam zu groß für die Kinderstube und nahmen Weißjunges und Schneejunges den Platz weg. Weißkinn wirkte gestresst. „Bald können sie hier raus“, schnurrte Eisblume.
„Ich hoffe es“, keuchte Weißkinn, als Pflanzenjunges auf ihren Bauch trommelte. „Sie werden echt anstrengend.“ Sprossenwind hatte die Augen geschlossen und döste, als ihre Jungen nach Milch suchten. „Skelettgesicht“, flüsterte Eisblume. Der Kater sah seine Töchter verträumt an, spitzte aber die Ohren, als Eisblume ihn ansprach. „Ich brauche dich für eine Patrouille.“ Skelettgesicht nickte. „In Ordnung“, murmelte und leckte seine Gefährtin rasch zwischen den Ohren. Eisblume und Skelettgesicht verließen den Bau und trafen auf der Lichtung auf Schwarzwald und Möwenflügel.
„Auf zur Grenze“, miaute Eisblume und führte die Katzen aus dem Lager. „Hoffentlich macht der BaumClan keine Probleme“, knurrte Skelettgesicht und war wieder ganz der übellaunige Kater, der er außerhalb der Kinderstube war. „Ich fände einen Kampf gut“, miaute Möwenflügel. „Schön, um unsere eingefrorenen Gelenke mal ein bisschen zu lockern.“
„Kampf bedeutet Blutvergießen“, ermahnte Eisblume den jungen Kater. „Ich weiß nicht, ob Rankenkralle genug Kräuter hat. Sicher hat er einige Vorräte durch den Schnee und den Frost verloren.“ Sie hob den Schwanz, als Zeichen, dass die Katzen still sein sollen. Sie waren an der Grenze.
„Nanu, was haben wir denn da?“, fragte eine Stimme, die Eisblume nur allzu gut kannte. Eine BaumClan-Patrouille war auf der anderen Seite der Grenze, angeführt von Rissohr. „Ich wusste es, dass ich diesen räudigen VogelClan-Geruch in der Nase habe!“ Hinter ihm standen Phönixflug und Tannenbaum. Eine kleine, schwarze Schülerin hatte das Fell gesträubt und ihre dunklen Augen geweitet. Ob das ihre erste Begegnung mit dem anderen Clan war?
„Bleib zurück, Weinpfote“, knurrte Rissohr. Dann wandte er sich Eisblume und ihrer Patrouille zu. „Habt ihr nicht gelernt, dass man auf seinem eigenen Territorium bleiben soll?“ Hinter sich hörte Eisblume Skelettgesicht knurren. Sie zuckte mit der Schwanzspitze, um zu zeigen, dass er sich zurückhalten sollte. „Hast du gesehen, wie wir die Grenze überschritten haben, Rissohr?“, fragte Eisblume. „Soweit ich weiß, waren wir nur auf unserer Seite. Was sollen wir denn auch im Moor?“
Rissohr knurrte. „Unsere Beute stehlen zum Beispiel“, zischte er. „Vielleicht sollten wir euch Manieren beibringen. Bei diesem Schnee ist Beute rar, besonders im Wald. Ich bin mir sicher, dass ihr unsere Beute gut gebrauchen könntet.“
„Ihr räudigen Fuchsherzen seid doch diejenigen, die Beute stehlen!“, knurrte Skelettgesicht. Eisblume wollte ihn zurückhalten, doch es war zu spät. Der schwarze Kater hatte sich auf Rissohr geworfen, der hämisch grinste, als er Skelettgesicht von sich abwarf und ihn in den Schnee drückte. „Habt ihr euren Katzen nicht beigebracht, wie man angreift?“, fragte Rissohr und zeigte eine Reihe spitzer, weißer Zähne. „Greift an, BaumClan!“, befahl er und Tannenbaum stürzte sich auf Eisblume. Eisblume war kaum vorbereitet und die feindliche Kriegerin konnte sie leicht in den Schnee drücken. Wütend zerkratzte Eisblume ihr den Bauch. Sie bäumte sich auf und konnte Tannenbaum abwehren. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Schwarzwald mit Weinpfote kämpfte und sie mit Leichtigkeit besiegte. Phönixflug kämpfte mit Möwenflügel. Der rote Kater war enorm stark und hatte Möwenflügel fest im Griff.
Eisblume musste sich wieder Tannenbaum zuwenden. Sie schlug mit einer Pfote nach ihrem Ohr, doch Tannenbaum wich geschickt aus und setzte zum Gegenzug an. Doch Eisblume war schneller. Sie sprang auf Tannenbaums Schultern und biss ihr in den Hals, allerdings nur so stark, dass Tannenbaum sich ergab und Rissohr anflehte, den Kampf zu beenden. Als Eisblume sich umblickte, sah sie, dass Phönixflug von Möwenflügel abgelassen hatte, doch Möwenflügel wirkte schwach und zerbrechlich und sah plötzlich mehr wie ein Schüler aus. „Beenden wir das“, knurrte Eisblume und Rissohr ließ von Skelettgesicht ab. „In Ordnung“, fauchte Rissohr. „Aber das hier ist noch nicht das Ende.“ Er schnippte mit dem Schwanz und seine Patrouille folgte ihm in ihr eigenes Territorium.
„Ist alles in Ordnung, Möwenflügel?“, fragte Eisblume entsetzt, als sie sah, wie stark er an der Schulter blutete. Er konnte kaum antworten und stützte sich an seine Schwester. Gemeinsam gingen sie zum Lager zurück. „Skelettgesicht, lauf voraus und berichte, was vorgefallen ist“, befahl Eisblume. Der Kater nickte und lief ins Lager, während Eisblume und Schwarzwald Möwenflügel halb stützten und halb schleppten.
Auf der Lichtung herrschte bereits Aufruhr. Vogelstern saß auf dem Baumstumpf und fragte sogleich: „Was ist geschehen?“ Eisblume nickte Schwarzwald und Möwenflügel zu und Feuerblume kam angelaufen. Gemeinsam brachten sie den verletzten Kater zum Heilerbau. „Der BaumClan hat uns provoziert“, miaute Eisblume. „Rissohr hat behauptet, wir würden auf seinem Territorium jagen. Skelettgesicht ist darauf eingegangen und hat ihn angegriffen, Daraufhin hat Rissohr seiner Patrouille befohlen, uns anzugreifen.“ Skelettgesicht sah schuldbewusst zu Boden, als Hirschpelz zu ihm kam und ihn leise ausschimpfte.
Vogelstern schnippte mit dem Schwanz, um für Ruhe zu sorgen. „Was ist mit Möwenflügel?“, fragte sie. Feuerfeder trat aus dem Heilerbau. „Er hat eine böse Verletzung an der Schulter, die sehr tief ist“, miaute sie. „Rankenkralle stillt die Blutung mit Spinnweben, aber er hört nicht auf, zu bluten. Ich hoffe, dass es bald heilt und Möwenflügel seine Kriegerpflichten wieder aufnehmen kann.“ Vogelstern nickte und Feuerfeder neigte den Kopf vor ihrer Anführerin.
Feuerblume kam ebenfalls aus dem Heilerbau und setzte sich neben Eisblume. „Ich mache mir solche Sorgen um Möwenflügel“, murmelte sie. „Was ist, wenn er nie wieder jagen kann?“ Eisblume sah ihre Schwester an und merkte, wie besorgt sie war. Möwenflügel war ihr Schüler gewesen, aber könnte es sein, dass sie auch ein wenig für ihn schwärmte?
„Katzen des VogelClans!“, rief Vogelstern und Eisblume wandte sich wieder ihrer Anführerin zu. „Es gab heute eine Grenzstreitigkeit mit dem BaumClan“, sprach Vogelstern. „Möwenflügel wurde schwer verletzt. So geht das nicht weiter. Ständig haben wir Streit mit dem BaumClan. Wir sollten ihnen eine Lektion erteilen.“ Skelettgesicht jaulte und zeigte damit, dass er Vogelstern unterstützte. Allerdings machte keine Katze mit.
Feuerfeder, die immer noch vor dem Heilerbau saß, schüttelte allerdings den Kopf. „Das können wir nicht tun, Vogelstern“, miaute sie ruhig. „Nicht bei diesem Schnee. Wir haben nur noch wenige Kräuter. Ein Kampf bringt Verletzte mit sich. Rankenkralle und ich können so viele Wunden nicht versorgen. Wir sollten warten, bis der Schnee schmilzt und die Kräuter wieder gedeihen.“
Feuerblume stellte sich neben die Heilerin, die der grauen Kätzin einen schüchternen Blick zuwarf. „Sie hat recht“, miaute Feuerblume. „Außerdem wissen wir doch, wie provokant Rissohr sein kann. Er sucht immer Streit. Wir sollten einfach nicht darauf eingehen.“ Mit einem Blick auf Skelettgesicht setzte sie sich wieder hin.
Vogelstern seufzte. „Vermutlich habt ihr Recht“, sagte sie. „Aber ihr könnt euch drauf verlassen, dass der BaumClan nicht ungestraft davonkommen wird. Sobald unsere Kräutervorräte wieder aufgefrischt sind, werden wir angreifen.“ Mit diesen Worten sprang sie vom Baumstumpf.

4. Kapitel[]

Mit einem Sprung hatte Eisblume die Amsel erwischt, die im Schnee nach Körnerresten gepickt hatte. Beute für den Clan! Danke, SternenClan!, dachte Eisblume und drehte sich um, als sie Knirschen im Schnee hörte. „Hast du was gefangen?“, fragte Hellbraun, mit dem sie jagen gegangen war, um ihn im Auge zu behalten. „Ja, eine Amsel“, miaute Eisblume. „Nicht sehr fett, aber sie wird Sprossenwind ernähren.“ Hellbraun nickte. „Ich hatte leider kein Glück“, murmelte er und sah Eisblume dann lange an. „Weißt du, Eisblume“, miaute er dann, „es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Ich war eifersüchtig auf diesen Einzelläufer. Aber ich weiß, dass du mich nicht so magst wie ich dich. Ich kann es akzeptieren. Ich würde es nur schön finden, wenn wir Freunde bleiben könnten.“ Er seufzte. „Du musst nicht so tun, als wäre ich der gefährlichste Kater im Clan. Ich weiß, dass du mich im Auge behältst. Aber ich tue nichts Böses. Verzeih mir.“
Eisblume sah ihm in die Augen. Die dunkle Prophezeiung schwebte über ihm wie eine Regenwolke. Sie wusste nicht, ob sie ihm verzeihen konnte. Er wusste nichts von dieser Prophezeiung, da war sich Eisblume sicher. Aber sie konnte es nicht übers Herz bringen, es ihm zu sagen. Keine Katze würde über sich selbst so schlecht denken, schon gar nicht Hellbraun. Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen und sah dann wieder Hellbraun an.
„Ich habe das doch schon längst wieder vergessen“, miaute sie. „Natürlich verzeihe ich dir.“ Hellbraun atmete erleichtert auf. „Danke, Eisblume“, schnurrte er. „Ich werde solche Dinge nie wieder sagen.“ Eisblume nickte und war trotzdem immer noch ein bisschen in Sorge über den Kater. Er war nett, aber man durfte diese Prophezeiung sicher nicht außer Acht lassen.
Hellbraun war bereits vorausgelaufen und wartete auf Eisblume, die ihre Amsel hochhob und langsam zu ihm kam. „Ist dir aufgefallen, dass es nicht wärmer geworden ist?“, fragte er mit einem Ohrenzucken. „Ich glaube, es wird vielleicht sogar noch mehr Schnee geben.“ Eisblume dachte nach und ihr fiel auf, dass er Recht hatte. Es hatte kein Tauwetter eingesetzt und es sah auch nach noch mehr Schnee aus. Sie fragte sich, ob der VogelClan das überleben würde. Bei dem Wetter gab es oft weißen oder sogar grünen Husten. Ohne Kräutervorräte konnten Rankenkralle und Feuerfeder diese Krankheiten aber nicht heilen. Eisblume hoffte, dass der Schnee so schnell wie möglich schmolz.
„ Du hast Recht. Lass uns ins Lager zurückgehen, Hellbraun“, miaute Eisblume gedämpft durch die Federn der Amsel, die sie immer noch im Maul trug. Hellbraun folgte ihr und wirkte um einiges glücklicher als vorher.
Im Lager legte Eisblume ihren Fang auf den Platz, wo sonst der Frischbeutehaufen war. Ihr Vogel war der einzige Fang des Tages. „Bring das direkt zu den Königinnen“, ertönte eine Stimme hinter ihr. Es war Vogelstern. „Sie können sich die Amsel teilen. Sprossenwind braucht Milch, um Schneejunges und Weißjunges zu säugen.“ Eisblume nickte und hob ihre Amsel wieder auf, um sie zur Kinderstube zu bringen.
„Ist das alles?“, fragte Sprossenwind verschlafen, als Eisblume hineinging. Sie nickte. „Es tut mir leid“, murmelte Eisblume. „Der Schnee liegt immer noch so hoch. Es wird sicherlich noch mehr Schnee geben.“ Sprossenwind seufzte und zog ihre Jungen näher zu sich. Eisblumes ehemalige Schülerin wirkte plötzlich viel älter und Eisblume fiel auf, wie mager sie war. Sie musste sich die Frischbeute mit Weißkinn und den Jungen teilen. „Ich muss zu Vogelstern“, flüsterte Eisblume und ging rückwärts aus der Kinderstube hinaus.
Die Anführerin des VogelClans saß vor ihrem Bau und stand auf, als Eisblume auf sie zuging. „Du willst mit mir reden“, stellte sie fest und Eisblume nickte. „Ich mache mir Sorgen um den Clan“, miaute Eisblume. „Die Blattleere ist hart und es wird noch mehr Schnee kommen. Was sollen wir tun, Vogelstern?“ Doch Vogelstern schüttelte lediglich den Kopf. „Wir können nichts tun, Eisblume“; erwiderte sie. „Es hat schon immer Schnee gegeben, sicherlich auch schon mehr als den, den wir jetzt erleben. Wir müssen einfach weiter jagen und hoffen, dass die Blattfrische so schnell wie möglich kommt.“
Eisblume seufzte enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass es Wege gab, ihrem Clan besser zu helfen. „Nur der SternenClan kann uns helfen“, murmelte sie und Vogelstern nickte. Eisblume senkte den Kopf und ließ ihre Anführerin alleine. Sie fragte sich, wie es wohl Tomodachi ging. Er musste nicht für einen ganzen Clan sorgen, sondern nur für sich alleine jagen. Eisblume war sich sicher, dass es ihm gut ging. Das Leben eines Einzelläufers war hart, aber er durfte jedes Beutestück behalten, das er fing. Eisblume gab ihre Beute immer den Königinnen oder den Ältesten, Ohneschweif und Regenschweif.
Eisblume sah ihre Schwester Feuerblume auf die Lichtung kommen. Sie war auch jagen gewesen, hatte aber nur eine winzige Spitzmaus erbeutet. Eisblume wusste, dass Feuerblume ihren Anteil der Beute Möwenflügel gab. Sie wollte auf ihre Schwester zugehen, doch aus dem Heilerbau kam Feuerfeder und lief schnell auf Feuerblume zu. Eisblume fiel auf, dass Feuerblume sich in Feuerfeders Gegenwart unwohler fühlte, was wohl daran lag, dass sie mittlerweile merkte, was für Gefühle Feuerfeder für sie hatte.
Feuerfeder sprach auf Feuerblume ein und Eisblume merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Sie lief zu den Beiden. Als Feuerfeder sah, dass Eisblume näherkam, unterbrach sie das Gespräch. „Hallo, Eisblume“, murmelte sie, ein dunkler Ausdruck trat in ihre hellblauen Augen. „Möwenflügel geht es immer schlechter!“, platzte Feuerblume heraus. „Seine Wunde hat sich entzündet. Was sollen wir nur tun?“ Eisblume merkte, wie panisch ihre Schwester war. „Ihm wird es schon bald besser gehen, da bin ich sicher“, miaute sie, um Feuerblume zu beruhigen. Doch Feuerfeder ging dazwischen. „Er wird immer kränklicher“, miaute sie. „Er hat Fieber bekommen und frisst nicht mehr. Er wird immer schwächer. Ich brauche Kräuter, damit ich die Wunde behandeln kann, aber sie fehlen mir.“
Eisblume starrte die Heilerin mit offenem Maul an. „Wir haben keine Kräuter mehr?“, fragte sie. Feuerfeder schüttelte den Kopf. „Wir haben nur noch sehr wenig“, murmelte sie. „Aber die, die ich brauche, sind aufgebraucht oder vom Frost zerstört worden.“
„Was willst du tun, Feuerfeder?“, fragte Eisblume und warf einen Blick auf ihre Schwester, die traurig da saß. Sie musste sich wirklich Sorgen um Möwenflügel machen. „Ich muss zum BaumClan gehen“, miaute Feuerfeder. „Ich muss Spinnenklaue um Kräuter bitten.“

5. Kapitel[]

„In Ordnung“, miaute Eisblume. „Aber ich will nicht, dass du alleine zum BaumClan gehst.“ Feuerfeder nickte. „Lass uns gleich gehen“, bat sie. „Ich möchte Möwenflügel so schnell wie möglich heilen.“
„Feuerblume“, rief Eisblume ihre Schwester. „Sag Vogelstern, dass Feuerfeder und ich beim BaumClan sind. Wir kommen heute noch zurück, hoffentlich mit Kräutern für Möwenflügel.“ Feuerblume neigte den Kopf vor ihrer Schwester. „Viel Glück“, murmelte sie und drehte sich um, um zum Anführerbau zu laufen. Eisblume nickte Feuerfeder zu und die beiden Kätzinnen verließen das Lager.
„Bist du sicher, dass der BaumClan uns Kräuter geben wird?“, fragte Eisblume zweifelnd, als sie fast bei der Grenze waren. „Ja“, erwiderte Feuerfeder. „Sie sind unsere Rivalen, aber sie sind nicht böse. Spinnenklaue wird es verstehen.“ Eisblume schwieg. Sie blieb stehen, um zu schnuppern. „Komm, wir sind bei der Grenze“, miaute sie und betrat das Territorium des BaumClans.
„Hoffen wir, dass keine Patrouille feindselig ist“, murmelte Feuerfeder und lief neben Eisblume her. Eisblume zuckte mit dem Ohr. Der BaumClan war feindlich gestimmt, aber sicher würden sie doch Verständnis haben, wenn nur Heilerin und Zweite Anführerin ihr Territorium betraten?
Eisblume roch starken BaumClan-Geruch und wenig später kamen drei Katzen auf sie zu. Es waren Knochensplitter, Wolfsnase und Tannenbaum. Wolfsnase knurrte, als er die beiden Katzen entdeckte. „Was wollt ihr hier?“, zischte er. „Dies ist das Territorium des BaumClans.“ Knochensplitter und Tannenbaum knurrten. Eisblume neigte den Kopf. „Das wissen wir“, miaute sie ruhig. „Aber wir sind nur zu zweit und unsere Heilerin will mit Spinnenklaue reden.“ Wolfsnase warf seinen Clan-Gefährten einen Blick zu und dann nickte er. „In Ordnung. Wir bringen euch ins Lager.“ Er sah sie mit einem strengen Blick an und Eisblume wusste, dass er ihnen nicht traute. Doch sie hatten keine andere Wahl.
Im Lager des BaumClans kam Eisblume der scharfe, säuerliche Geruch nach Krankheit entgegen. Es gab wohl grünen Husten im Lager. Zeitstern stand in der Mitte des Lagers und sah die beiden Kätzinnen aus dem VogelClan drohend an. „Was wollt ihr hier?“, knurrte er. „Wir müssen zu Spinnenklaue, eurer Heilerin“, miaute Feuerfeder und neigte den Kopf vor dem Anführer des BaumClans. „Es ist dringend.“ Zeitstern sah sie an und nickte dann. Feuerfeder war eine gute Heilerin und das wusste wohl auch Zeitstern. Eisblume neigte ebenfalls den Kopf vor ihm und folgte Feuerfeder in den Heilerbau des BaumClans, aus dem auch der Geruch nach Krankheit kam.
Spinnenklaue, die Heilerin, zuckte mit einem Ohr, als Feuerfeder und Eisblume hereinkamen, und sah auf. „Hallo, Feuerfeder“, miaute sie. „Hallo, Eisblume.“ Sie seufzte und deutete auf ein Nest, in dem ein gelb getigerter Kater lag. „Wir versuchen alles, aber der grüne Husten hat ihn eingenommen. Ich befürchte das Schlimmste.“ Erst jetzt erkannte Eisblume, dass der getigerte Kater im Nest Sonnenbaum war, der Zweite Anführer des BaumClans. Er sah viel schwächer und kleiner aus als Eisblume ihn jemals gesehen hatte.
„Hornissenpfote, geh bitte noch einmal hinaus und versuche dein Glück“, befahl Spinnenklaue einer gelben Kätzin, die ihre Schülerin war. Hornissenpfote nickte, sah Eisblume und Feuerfeder scheu an und verschwand dann. „Nun, Feuerfeder“, fragte Spinnenklaue dann, „was führt dich zu mir?“ Feuerfeder sah den kranken Kater im Nest an und dann Spinnenklaue. „Ich brauche Kräuter“, miaute sie. „Ringelblume. Oder sogar Wurzel der großen Klette. Irgendwas. Einer unserer Krieger ist schwer verletzt und seine Wunde hat sich sehr entzündet.“
Doch Spinnenklaue schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts mehr“, miaute sie und wirkte niedergeschlagen. „Alle Kräuter draußen wurden vom Schnee und vom Frost zerstört und meine Vorräte habe ich aufgebraucht. Euer Krieger ist in den Pfoten des SternenClans.“ Sie machte eine Pause. „Genau wie Sonnenbaum.“
Eisblume neigte den Kopf vor der schwarzen Heilerin. „Danke, Spinnenklaue“, miaute sie. „Ich weiß, du tust dein Bestes. Möge der SternenClan euren Pfad erleuchten.“ Spinnenklaue nickte und wandte sich wieder Sonnenbaum zu. Feuerfeder blickte enttäuscht erst zu Spinnenklaue und dann zu Eisblume, ehe beide den Heilerbau wieder verließen. „Vielen Dank, Zeitstern“, sagte Eisblume zum Anführer. „Auf dass dieses Wetter bald ein Ende haben wird.“ Zeitstern nickte feierlich und entließ die Kätzinnen mit einem Zucken seines Schweifes. Kein Krieger begleitete sie zum Ende des Territoriums.
Den Rest des Weges schwiegen die beiden Katzen. Im Lager breitete sich freudiges Miauen aus, als die anderen ihre Clan-Gefährten sahen. Feuerblume kam als erstes auf sie zu, doch sie ließ den Schwanz hängen, als sie sah, dass Feuerfeder und auch Eisblume nichts im Maul hatten. Keine Kräuter, nichts. „Wir müssen euch enttäuschen“, sprach Eisblume zu ihren Clan-Gefährten, die sich auf der Lichtung versammelt hatten. „Auch der BaumClan hat keine Kräuter und Sonnenbaum, ihr Zweiter Anführer, liegt im Sterben. Möwenflügels Schicksal liegt in den Pfoten des SternenClans.“ Feuerblume sah ihre Schwester erschrocken an. „Ihm geht es immer schlechter“, miaute sie verzweifelt. „Eisblume, ich habe Angst. Ich will Möwenflügel nicht verlieren!“

6. Kapitel[]

„Eisblume!“ Eine panische Stimme weckte die schwarze Kätzin. Es war kurz nach Sonnenhoch und Eisblume spürte, dass eine Angst sich im Lager ausgebreitet hatte. Die Stimme gehörte Feuerblume. Eisblume stand auf, schüttelte sich und trabte angespannt auf die Lichtung. Feuerblume lief in der Mitte hin und her, ihre Ohren waren permanent auf den Heilerbau gerichtet. „Oh, Eisblume“, hauchte sie, als sie ihre Schwester erblickte. „Feuerblume?“, fragte Eisblume nervös. „Was ist los?“
„Es ist so schrecklich“, murmelte Feuerblume. „Möwenflügel hat grünen Husten.“ Eisblume stellte erschrocken die Ohren auf und sträubte ihr Fell. „Möwenflügel?“, fragte sie. „Aber er ist doch noch gar nicht gesund. Was sollen wir tun?“ Feuerblume schüttelte den Kopf. „Rankenkralle und Feuerfeder versuchen alles“, miaute sie. „Aber ohne Kräuter sind sie machtlos.“ Sie wimmerte und drehte sich um, um wieder zum Heilerbau zu laufen. Möwenflügel war ihr Schüler gewesen. Es war offensichtlich, dass sie sich schreckliche Sorgen um ihn machte.
Eisblume sah sich um. Sie hatte kurz schlafen wollen, bevor der Clan zur Großen Versammlung aufbrechen wollte. Sie beobachtete, wie Vogelstern aus ihrem Bau kam und auf sie zulief. „Hallo, Eisblume“, miaute die Kätzin ruhig. „Es ist schrecklich, was mit Möwenflügel geschieht. Es ist, als würde der SternenClan uns bestrafen. Ich frage mich, ob der BaumClan auch solche Probleme hat.“
Eisblume neigte den Kopf. „Sicher“, erwiderte sie. „Sonnenbaum hat doch auch grünen Husten.“ Vogelstern schloss die Augen und nickte langsam. „Aber er ist stark“, entgegnete sie. „Er wird es sicher überleben.“ Sie schüttelte sich. „Komm, Eisblume. Lass uns die Katzen zur Großen Versammlung rufen.“
Vogelstern sprang auf den Baumstumpf und stieß einen Laut aus. Feuerblume kam aus dem Heilerbau, gemeinsam mit Feuerfeder. Rankenkralle würde diesmal nicht mitkommen, damit er bei Möwenflügel bleiben konnte. Skelettgesicht, Rehfuß, Eichhornstreif, Beigefleck, Birkenflügel, Kirschwasser, ihre Schüler Blaupfote und Flügelpfote, Hellbraun, Himbeergeist und Hirschpelz versammelten sich auf der Lichtung. Vogelstern gab ein Zeichen, sprang vom Baumstumpf hinunter und führte die Katzen aus dem Lager.
Sie liefen langsamer als sonst zum Brennholzort, doch als sie ankamen, war es dunkler geworden und die Sonne fast untergegangen. Durch den vielen Schnee war die Blattleere lang und es wurde immer früh dunkel. Vogelstern sprang bereits auf den Kreis aus Steinen. Wenig später traf auch der BaumClan ein. Eisblume fiel auf, dass die Katzen schwach und mager aussahen und dass Sonnenbaum fehlte. War er etwa so krank, dass er den Clan nicht mehr begleiten konnte? Mit stolz erhobenem Haupt lief stattdessen Rissohr an der Seite seines Anführers. Was für ein Angeber!, dachte Eisblume und beobachtete, wie Zeitstern neben Vogelstern seinen Platz einnahm.
„Ich würde gerne zuerst sprechen“, miaute er mit tiefer Stimme und Vogelstern ließ ihn vortreten. „Ich habe etwas zu bedauern“, fing Zeitstern seine Rede an. „Der BaumClan hat unseren Ältesten verloren, Prankenschritt. Er war in seinen besten Zeiten einer der stärksten Krieger.“ Zeitstern machte eine Pause und die BaumClan-Katzen jaulten, um den Verlust ihres Clan-Gefährten zu betrauern. „Doch besonders bedauern wir den Tod von Sonnenbaum“, miaute Zeitstern, als die Katzen sich beruhigt hatten. „Er war unser Zweiter Anführer und wäre mir ein würdiger Nachfolger gewesen. Grüner Husten hat seine Lungen so sehr eingenommen, dass er nicht mehr atmen konnte.“ Wieder betrauerten die Katzen seinen Tod. Auch einige VogelClan-Katzen stimmten mit ein, Sonnenbaum war ein gerechter und guter Kater gewesen. „Doch der BaumClan ist stark“, stellte Zeitstern mit fester Stimme klar. „Trotz Sonnenbaums Tod sind wir bereit, es mit jedem Eindringling aufzunehmen. Und wir haben natürlich einen neuen Zweiten Anführer. Rissohr!“ Die Katzen jaulten laut auf und Rissohr streckte die Brust und hob den Kopf. Arroganter Fellball!, dachte Eisblume, doch ihr fiel auf, wie bewundernd Feuerblume den Kater ansah. Immer noch? Das muss doch langsam ein Ende haben!
Zeitstern nickte Vogelstern zu und sie trat vor. „Auch bei uns gibt es grünen Husten“, miaute sie. „Bisher ist nur eine Katze erkrankt. Der VogelClan ist stark und wir trotzen dieser langen Blattleere und diesem entsetzlichen Schnee.“ Sie nickte und sprang vom Steinkreis. Einige Katzen redeten noch miteinander, doch Eisblume fror. Sie sah sich nach ihrer Schwester um und beobachtete, wie sie mit Rissohr sprach. Er wirkte nicht mehr so zurückhaltend wie bisher. Sie kniff die Augen zusammen und lief auf die beiden Katzen zu. „Feuerblume“, miaute sie und sofort wich Feuerblume zurück und sah Eisblume an. „Lass uns gehen.“ Eisblume nickte Rissohr zu und er sah Feuerblume an, bevor er sich zum Gehen wandte. „Ist das nicht wunderbar?“, schnurrte Feuerblume und Eisblume fragte sich, woher Feuerblume plötzlich diese gute Laune hatte, während ihr ehemaliger Schüler im Lager um sein Leben kämpfte. „Rissohr als Zweiter Anführer! Er wird bestimmt eines Tages ein guter Anführer.“ Darüber freute sich Feuerblume? Das konnte nicht ihr Ernst sein!
„Feuerblume“, fing Eisblume an, doch die hörte nicht zu, sondern schaute angespannt auf Skelettgesicht. „Rissohr wird der schlechteste Zweite Anführer in der Geschichte der Clans“, sagte dieser zu seinem kleinen Bruder Rehfuß. Rehfuß schnurrte amüsiert und die beiden gingen zu Vogelstern. „Skelettgesicht hat doch keine Ahnung“, fauchte Feuerblume. „Gehen wir.“ Feuerblume wartete jedoch nicht auf ihre Schwester und Eisblume sah ihr nach, wie sie sich hinter Vogelstern einreihte.
Eisblume schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen. Feuerblumes Sympathie zu dem neuen Zweiten Anführer des BaumClans konnte sie nicht verstehen – und sie wollte es auch nicht. Er war ein gemeiner Kater, der immer nur angreifen wollte. Ob das die richtige Entscheidung von Zeitstern gewesen war, ihn zum Zweiten Anführer zu ernennen? Er würde den BaumClan doch gewiss nur in Kriege führen. Und Eisblume wusste genau, dass Vogelstern darauf eingehen würde, denn sie war auch genauso mäusehirnig wie Rissohr. Kurz überlegte Eisblume, ob Möwenflügels Krankheit und dieser lange Schnee eine Strafe vom SternenClan war, weil Vogelstern zur Anführerin ernannt wurde, doch sie verwarf den Gedanken wieder. Wäre der SternenClan nicht damit einverstanden, dann hätte Vogelstern nie ihre neun Leben erhalten.
Eisblume folgte ihrem Clan und sprach kein Wort. Im Lager spürte sie, dass der Clan angespannt war. Scheinbar hatten die Katzen, die dageblieben waren, nicht geschlafen. War etwas passiert?
Sie blieb in der Mitte stehen und sah, wie Rankenkralle aus dem Heilerbau kam. „Feuerblume, Eichhornstreif!“, rief er, er wirkte niedergeschlagen. „Kommt sofort zu mir.“ Die beiden Katzen warfen sich einen unheilvollen Blick zu und folgten Rankenkralle in den Heilerbau. Wenig später hörte Eisblume einen Klagelaut. „Schneeleopard!“, rief Eisblume und wollte ebenfalls in den Bau, doch Rankenkralle kam wieder heraus und versperrte ihr den Weg. „Nein“, miaute er fest. „Der Bau ist bereits zu voll. Ich kann dich jetzt nicht darein lassen.“ Doch Eisblume musste gar nicht in den Bau. Schneeleopard kam herausgetaumelt, Eichhornstreif und Feuerblume sahen genauso niedergeschlagen aus wie sie. „Möwenflügel“, wimmerte Schneeleopard. „Er ist tot.“
Eisblume sah die Kätzin erschrocken an. Schneeleopard war seine Mutter gewesen, Eichhornstreif der Vater. Schwarzwald, Möwenflügels Schwester, würde sicherlich am Boden zerstört sein. „Der SternenClan zürnt uns“, murmelte Feuerfeder, die hinter Rankenkralle aus dem Bau kam. „Sie schicken uns keine Zeichen, nur Tod und Verderben. Wie soll der VogelClan überleben?“

7. Kapitel[]

Verschlafen tappte Eisblume auf die Lichtung und beobachtete, wie andere Katzen des Clans erwachten. Eisblume selbst hatte nur eine Weile bei Möwenflügels Leichnam gesessen, um ihrer Schwester Gesellschaft zu leisten. Diese beobachtete traurig, wie Ohneschweif und Regenschweif Möwenflügels Leichnam aus dem Lager trugen, um ihn zu begraben. Eisblume seufzte und tappte zu den Katzen, die Möwenflügel am nahsten gestanden haben. „Eichhornstreif, Schneeleopard, Feuerblume, Schwarzwald“, miaute sie und nickte den Katzen der Reihe nach zu. Sie erkannte die Trauer in den Augen seiner Familie und auch in Feuerblumes Augen. Er war ihr erster Schüler gewesen und hatte ihr so viel gegeben. „Ruht euch aus“, befahl Eisblume. „Ihr habt eine lange Nacht hinter euch. Wir geben euch so viel Zeit, die ihr braucht, um zu trauern.“ Eichhornstreif neigte den Kopf vor Eisblume. „Danke, Eisblume“, murmelte er. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass er wirklich tot ist.“ Der braune Kater schloss die Augen und seufzte schwer, seine Gefährtin schmiegte sich an ihn. „Komm, Eichhornstreif“, flüsterte sie. „Versuchen wir, zu schlafen.“ Beide Katzen schlurften mit hängenden Schwänzen zum Kriegerbau. „Komm, Feuerblume“, miaute Eisblume. „Leg dich auch hin.“ Feuerblume sah mit traurigen, grünen Augen zu ihrer Schwester auf. „Habe ich ihn gut genug ausgebildet, wenn direkt nach seinem ersten Kampf so etwas passiert?“ Schwarzwald fauchte. „Das war doch nicht seine Schuld oder lag an der Ausbildung!“, knurrte sie. „Niemand hätte ahnen können, dass der BaumClan einen unserer Krieger so sehr verletzt, dass er stirbt! Aber der BaumClan besteht sowieso nur aus räudigen Fuchsherzen. Denen werden wir es noch heimzahlen!“ Eisblume merkte, wie ihre Schwester bei Schwarzwalds harten Worten zusammenzuckte. „Ich glaube, ich lege mich hin“, murmelte Feuerblume und tappte in den Bau der Krieger.
„Und was ist mit dir, Schwarzwald?“, fragte Eisblume. Die schwarze, junge Kriegerin machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Sie sah nicht einmal müde aus. Stattdessen wirkte sie energiegeladener als während ihres gesamten Kriegerdaseins.
„Nimm mich mit auf eine Jagdpatrouille, Eisblume“, miaute sie. „Möwenflügels Tod können wir nicht ändern. Klar, er war mein Wurfgefährte und ich werde ihn immer vermissen, aber steht nicht der Clan an erster Stelle? Gerade in dieser Blattleere muss er doch versorgt werden.“ Weise Worte für eine so junge Kriegerin, dachte Eisblume. „In Ordnung, Schwarzwald“, antwortete Eisblume. „Du kannst selbst eine anführen. Nimm Hellbraun und Himbeergeist mit.“ Schwarzwalds Augen leuchteten auf, als Eisblume sagte, sie solle eine Patrouille selbst anführen. Hätte Schwarzwald einen Schüler und mehr Erfahrung, würde sie sicherlich eine gute Zweite Anführerin abgeben.
Eisblume beobachtete, wie die anderen Katzen sich langsam auf der Lichtung versammelten und auf sie zugingen. Sie versammelte den Clan mit einem Schwanzschnippen um sich. „Winterglanz, Rehfuß, Beigefleck und Eichhornfeder, ihr geht auf die Grenzpatrouille. Skelettgesicht, Gefrierblick, Hirschpelz und Glanzblick, ihr übernehmt die heute Abend.“ Die Katzen sahen zufrieden aus. „Birkenflügel und Kirschwasser, ich würde mir gerne das Training ansehen“, miaute Eisblume. Die beiden Kätzinnen nickten und weckten ihre beiden Schüler.
Flügelpfote und Blaupfote wirkten irgendwie niedergeschlagen und Eisblume fiel ein, dass beide auch Baugefährten von Möwenflügel gewesen waren. Sonst waren die beiden Schüler aufgeweckt und fröhlich, heute ließen sie ihre Schwänze und Köpfe hängen. Eisblume hörte, wie Birkenflügel seufzte. „Komm, Blaupfote“, murmelte sie ihrer Schülerin zu. „Eisblume will sich euer Training ansehen.“
„Heute?“, fragte Flügelpfote und hob den Kopf. „Warum denn ausgerechnet heute?“ Kirschwasser zuckte mit einem Ohr. „Weil das Leben im Clan weitergehen muss“, miaute sie. „Und weil wir alle ein wenig Ablenkung brauchen. Vor allem ihr zwei.“ Flügelpfote nickte langsam und ließ den Kopf danach wieder sinken. Eisblume taten die Schüler leid. Möwenflügel war noch nicht lange Krieger gewesen und sein Tod musste die beiden sehr erschüttert haben.
Sie führte die Katzen aus dem Lager zum Trainingsplatz. Dieser war eine kleine Lichtung, auf der normalerweise immer die Sonne schien. Heute war der Himmel hellgrau und es lag Schnee – immer noch. „Was trainieren wir heute?“, fragte Blaupfote, doch sie wirkte nicht besonders eifrig.
„Kampfzüge“, antwortete Kirschwasser und nickte Birkenflügel zu. Dann stellte sie sich in die Mitte der Lichtung. „Also los“, miaute sie. „Greift mich an.“ Halbherzig sprang Flügelpfote auf seine Mentorin zu, doch die konnte leicht zur Seite springen und ihn mit einem Pfotenhieb in den Schnee werfen. „Was war das denn?“, tadelte sie. „Du kannst das besser, Flügelpfote.“ Der weiße Kater nickte langsam und als er diesmal sprang, wirkte es schon viel besser, obwohl Kirschwasser ihn immer noch abwehren konnte. „Du musst deine Pfoten noch ein wenig anders setzen“, miaute Kirschwasser, doch Flügelpfote hörte nicht zu. „Üben wir Kampfzüge, weil wir bald gegen den BaumClan kämpfen?“, fragte er.
Eisblume sah ihn an. „Nein, Flügelpfote“, antwortete sie. „Vogelstern hat nicht vor, in diesem Schnee und ohne Kräutervorräte gegen den BaumClan zu kämpfen.“ Die beiden Schüler wechselten einen Blick. „Aber Möwenflügels Tod ist doch ihre Schuld“, miaute Blaupfote vorsichtig. „Nein“, erwiderte Eisblume. „Er hätte sich erholt, wenn er keinen grünen Husten bekommen hätte.“ Und wenn wir Kräuter gehabt hätten und die Wunde nicht so tief gewesen wäre, ergänzte sie in Gedanken und wusste genau, dass dieser Tod Rissohrs Schuld war.
Birkenflügel und Blaupfote trainierten genauso halbherzig wie auch Flügelpfote seine Mentorin angegriffen hatte. Eisblume seufzte. So hatte das Training erst einmal keinen Sinn. „Kirschwasser, Birkenflügel!“, rief sie deswegen die zwei Mentorinnen zu sich. „Die Schüler können sich gar nicht konzentrieren. Nicht auf dieses Kampftraining“, miaute Eisblume. „Sie denken die ganze Zeit, es ist Training für Krieg gegen den BaumClan“, meinte Kirschwasser und sah besorgt auf Flügelpfote und Blaupfote, die energisch miteinander redeten. Birkenflügel nickte. „Ja, das stimmt“, miaute sie. „Nehmt sie mit und jagt Beute für den Clan“, miaute Eisblume. „Wir brauchen immer Frischbeute, vor allem in diesen Zeiten. Auf dass der SternenClan uns bald ein gutes Zeichen gibt.“ Kirschwasser und Birkenflügel nickten und riefen ihre Schüler.
Eisblume lief mit hängenden Schultern zurück zum Lager. Als sie laute Stimmen hörte, spitzte sie die Ohren. Sie hob die Nase und schnüffelte. Das riecht wie Tomodachi, stellte sie aufgeregt fest. Haben sie ihn gefangen genommen?
Eisblume lief schneller ins Lager und sah dort Schwarzwalds Patrouille – sie flankierten Tomodachi. Hellbraun war der erste, der bemerkte, dass Eisblume nun anwesend war. Er warf ihr einen wissenden Blick zu, er hatte Tomodachi sicherlich erkannt. „Lasst ihn los“, miaute Eisblume streng. „Vogelstern und ich werden uns um diesen Einzelläufer kümmern.“
Schwarzwald und Himbeergeist reagierten sofort, doch Hellbraun knurrte. „Er ist eine Bedrohung für diesen Clan“, fauchte er. „Er hat die ganze Zeit von einem Unglück geredet.“ Eisblume sah Hellbraun mit eisigen Augen an. „Lass ihn los“, miaute sie noch einmal, diesmal lauter. „Du bist nicht der Anführer, Hellbraun.“
Widerwillig ging Hellbraun zu den anderen Kriegern, die sich auf der Lichtung tummelten. Vogelstern trat langsam aus ihrem Bau hinaus und rief Eisblume mit einem Schwanzzucken zu sich. „Was geht hier vor?“, fragte sie. „Schwarzwalds Patrouille hat diesen Einzelläufer gefunden“, antwortete Eisblume. „Nun“, begann Vogelstern, an Tomodachi gewandt. „Was möchtest du von uns?“
Eisblume bemerkte, wie misstrauisch Vogelstern sich benahm. Aber es konnte auch keiner wissen, dass Tomodachi alles andere als eine Bedrohung war. Der blaugraue Kater warf Eisblume einen hilflosen Blick zu und sie schüttelte kaum merklich den Kopf. So sehr sie ihm auch helfen wollte, sie konnte es nicht, ohne dem ganzen Clan zu offenbaren, dass sie ihn kannte – und mochte.
Nervös trat Tomodachi von einer Pfote auf die andere. Was war nur mit ihm? Hatte er Angst vor dem Clan? „Der Fluss!“, platzte er heraus und Eisblume spitzte die Ohren. „Er führt viel mehr Wasser als sonst. Ich möchte alle Katzen warnen, die in der Nähe leben. Es wird Überschwemmungen geben!“
Vogelstern zuckte mit einem Ohr. „Es ist normal, dass es nach so viel Schnee auch taut“, miaute sie. „Danke für dein Mitgefühl, aber dem VogelClan wird nichts passieren. Der Fluss führt jede Blattleere mehr Wasser als sonst.“ Tomodachi wollte darauf etwas erwidern, aber Vogelstern ließ ihn nicht sprechen. „Du musst dir keine Sorgen machen. Das hier ist nicht dein Clan. Nun geh und verlasse unser Territorium.“
Tomodachi sah sich ängstlich um. Eisblume wollte ihm helfen, und sie glaubte ihm. Dass Vogelstern immer alles als Nichts abtat! Der Fluss war schon in der Vergangenheit ein Problem des VogelClans gewesen. Schließlich hatte Stillstern, der Anführer vor Echostern und Vogelstern, dabei sein letztes Leben verloren.
Tomodachi neigte den Kopf vor Vogelstern und drehte sich um, als er merkte, dass keine Katze ihm glaubte. Doch Eisblume konnte ihn nicht so hängen lassen. Irgendwer musste ihm glauben.

8. Kapitel[]

Eisblume sah sich suchend um und hob die Nase in die Luft. Sie war Tomodachi gefolgt, weil sie mit ihm reden wollte. Bestimmt war er noch im Territorium des VogelClans. Als sie ein Rascheln im Gebüsch vernahm, drehte sie sich um. „Tomodachi?“, fragte sie. Der blaugraue Kater sah sie an. „Eisblume!“, rief er.
Vorsichtig trat Tomodachi zu Eisblume und berührte seine Nase mit ihrer. „Bist du mir gefolgt?“, fragte er und sah sich nach anderen Katzen um. „Ja“, erwiderte Eisblume. „Aber ich bin allein, mir ist niemand hinterher gegangen. Zeig mir bitte den Fluss, Tomodachi.“ Er legte den Kopf schief. „Glaubst du mir denn?“ Seine grünen Augen funkelten skeptisch. Eisblume nickte. „Ja, ich glaube dir“, miaute sie. „Vogelstern ist manchmal ein Mäusehirn. Wenn ich den Fluss sehe, kann ich sie vielleicht davon überzeugen, dass es wahr ist, was du gesagt hast.“
Tomodachi nickte. „In Ordnung, Eisblume.“ Zusammen liefen die beiden Katzen zum Fluss, doch sie kamen gar nicht bis zum eigentlichen Ufer. „Oh, SternenClan!“, rief Eisblume aus. Der Fluss reichte viel weiter als vorher und führte unfassbar viel Wasser. In wenigen Tagen würde er das Lager erreichen.
„Verstehst du mich jetzt, Eisblume?“, fragte Tomodachi und Eisblume nickte. „Aber was soll ich tun, Tomodachi?“ Sie warf ihm einen ängstlichen Blick zu. „Ich kann den Fluss nicht aufhalten. Und wenn Vogelstern mir nicht glaubt… Was soll ich machen?“
„Ich weiß es nicht“, miaute Tomodachi. Er sah sie mitfühlend an. „Wenn dein Clan in Gefahr ist, dann bin ich bereit, euch zu helfen. Sofern… sofern Vogelstern das dann auch akzeptiert.“ Doch Eisblume schüttelte darauf den Kopf. „Nein, Tomodachi“, miaute sie. „Ich möchte nicht, dass du dich unnötig in Gefahr bringst.“ Tomodachi senkte den Kopf. „Aber ich möchte auch nicht, dass du in Gefahr bist“, murmelte er. Eisblume spürte ein warmes Gefühl, das sie durchströmte, als er diese Worte aussprach. „Du bist mir sehr wichtig, Eisblume“, sprach Tomodachi weiter. Eisblumes Herz schlug schneller. „Ich… ich glaube, ich liebe dich.“
Eisblume hatte das Gefühl, als würde ihr Herz gleich aus ihrer Brust springen. Er liebte sie? Eisblume hatte noch nie wirklich drüber nachgedacht, was sie für ihn empfand. Sie mochte diesen Einzelläufer, sehr sogar. Aber ihr Clan stand immer an erster Stelle und dadurch hatte sie immer verdrängt, dass sie mehr für ihn empfand, als ihr lieb war. War eine Beziehung zwischen Clankatze und Einzelläufer verboten?
„Tomodachi“, miaute sie, als sie ihre Worte endlich wiedergefunden hatte. „Ich… ich glaube, ich liebe dich auch.“ Tomodachi strahlte und drückte sich an sie. „Deswegen will ich nicht, dass dir was passiert“, flüsterte der Kater. „Ich mache mir zu viele Sorgen um dich. Was ist, wenn-“ Doch Eisblume unterbrach ihn: „Mir wird nichts passieren, Tomodachi. Das Wasser wird sicher bis zum Lager kommen, und deswegen werde ich Vogelstern sagen, dass wir umsiedeln müssen, bis das Wasser zurückgeht und wir wieder ins Lager können.“ Eisblumes Entschluss war gefasst. Sie musste mit Vogelstern reden. Sie hoffte nur, dass die Anführerin auf Eisblume hörte, die den Fluss mit eigenen Augen gesehen hatte. Und normalerweise vertraute Vogelstern ihrer Zweiten Anführerin.
Eisblume rückte von Tomodachi ab. „Ich muss zu meinem Clan“, miaute sie fest. Er sah sie verständnisvoll an, wofür Eisblume ihm unendlich dankbar war. Er war vielleicht ein Einzelläufer, aber er verstand, wie sehr ihr der Clan am Herzen lag. „Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen, Tomodachi“, miaute sie. „Aber mein Clan muss beschützt werden. Pass bitte auf dich auf. Wir werden uns wiedersehen.“ Tomodachi leckte ihr über das Ohr. „Bitte pass auch auf dich auf“, miaute er. „Und auf deinen Clan. Ich möchte nicht, dass irgendeinem von euch was passiert.“ Eisblume nickte. „Bis bald!“, rief sie und er erwiderte die Verabschiedung.
So schnell sie konnte, lief Eisblume zurück zum Lager des VogelClans. Sie musste sie warnen. Dringend. Als sie ins Lager kam, drehten sich die Katzen um. Auch Vogelstern war im Lager. „Wo warst du?“, fragte sie, ihre Stimme streng, als wäre Eisblume ein weggelaufenes Junges. „Ich wollte mich vergewissern, ob dieser Einzelläufer recht hatte oder nur gelogen hat“, erwiderte Eisblume. „Und?“, miaute Vogelstern. Eisblume hörte, wie skeptisch sie klang. „Ich habe den Fluss mit eigenen Augen gesehen“, antwortete Eisblume. „Er ist weit über die Ufer getreten. Wenn wir den Clan nicht umsiedeln, wird der Fluss uns in wenigen Tagen erreichen. Wir sollten sofort handeln und in höher gelegenes Gebiet ziehen, Vogelstern.“
Eisblume hörte aufgeregte, panische Stimmen, die immer lauter wurden. „Vogelstern!“, rief Sprossenwind. „Ich kann meinen Jungen keine Überschwemmung zumuten. Wirst du das Lager umsiedeln?“
Eisblume sah ihre Anführerin an. Gewiss würde sie doch vernünftig handeln. Auch Weißkinn sprach nun. „Sprossenwind hat recht“, miaute sie. „Meine Jungen sind zwar bald Schüler, aber trotzdem sind sie noch zu jung, um so einer Gefahr ausgesetzt zu werden. Und auch der Rest des Clans sollte so etwas nicht erleben dürfen.“
„Ich habe bereits eine Überschwemmung erlebt“, sprach nun Rankenkralle. „Damals hat Stillstern sein letztes Leben verloren. Wir können nicht riskieren, dass bei dieser auch Katzen ihr Leben lassen.“ Eisblume atmete erleichtert auf. Wenn die Königinnen und Rankenkralle dafür waren, dass der Clan umgesiedelt werden würde, dann musste Vogelstern auch auf sie hören.
Doch sehr zu Eisblumes Enttäuschen und Angst war Vogelstern dagegen. „Der Fluss ist nicht im Lager angekommen“, miaute sie. „Und das wird er auch nicht. Wir sind hier sicher genug. Euren Jungen wird nichts passieren, und anderen Katzen auch nicht.“
„Aber Vogelstern!“, protestierte Eisblume. „Eisblume“, knurrte Vogelstern streng und Eisblume erschrak. „Seit ich geboren wurde, gab es immer wieder so viel Schnee und dadurch solche Schneeschmelzen. Der Fluss ist niemals bis zum Lager gekommen. Es wird auch jetzt nicht passieren.“ Mit diesen Worten stapfte Vogelstern zurück in ihren Bau. Eisblume schüttelte den Kopf, empört über Vogelsterns Mäusehirnigkeit. Sprossenwind kam zu ihr. „Glaubst du, Vogelstern hat recht?“, fragte die Kätzin, die immer noch bei ihrer ehemaligen Mentorin nach Rat suchte. „Ich weiß es nicht, Sprossenwind“, murmelte Eisblume. „Ich hoffe, sie irrt sich nicht.“ Sprossenwind nickte. „Ich hoffe, Weißjunges und Schneejunges wird nichts passieren.“
„Wir werden auf sie aufpassen, Sprossenwind. Mach dir keine Sorgen“, besänftigte Eisblume die Königin. „Ich muss zu Feuerblume.“ Sprossenwind neigte den Kopf und trabte zurück zur Kinderstube. Eisblume ging derweil zum Kriegerbau, wo sie ihre Schwester vermutete, doch dort war sie nicht. Hirschpelz sagte ihr, dass sie im Heilerbau war. Sofort machte Eisblume sich Sorgen.
Sie lief zum Heilerbau, der wie leergefegt war, da der VogelClan keine Kräutervorräte mehr hatte. Rankenkralle wirkte, als würde er zum SternenClan beten. „Der SternenClan hätte Vogelstern nie auserwählen dürfen“, murmelte er, halb zu sich selbst. „Doch du, Eisblume“, sprach er weiter, „du bist die geborene Anführerin. Echostern hätte reagieren müssen, bevor es zu spät war. Vogelstern hat noch sechs Leben. Sie wird viele davon durch ihr Mäusehirn verlieren.“ Er drehte sich um und fixierte mit seinen blinden Augen den Punkt, an dem er wohl Eisblume vermutete. „Was möchtest du, Eisblume?“, fragte er. „Ich muss mit Feuerblume reden“, miaute Eisblume. „Hirschpelz hat gesagt, sie ist hier.“
„Deine Schwester und Feuerfeder versuchen, Kräuter zu suchen“, miaute Rankenkralle. „Feuerfeder meint, dass das Tauwetter gut für die Pflanzen ist, aber es ist noch zu früh. Wir dürfen auf keinen Fall riskieren, mehr Katzen zu verlieren.“ „Danke, Rankenkralle“, erwiderte Eisblume und neigte den Kopf vor dem alten Heiler.
Als Eisblume aus dem Heilerbau trat, kamen Feuerfeder und Feuerblume gerade zurück. „Hattet ihr Erfolg?“, fragte Eisblume hoffnungsvoll, doch Feuerfeder schüttelte den Kopf. „Leider ist es noch zu früh. Rankenkralle hatte recht.“ Sie nickte Feuerblume zu und Eisblume fiel jetzt erst auf, wie niedergeschlagen ihre Schwester aussah. „Feuerblume?“, miaute Eisblume. „Wie geht es dir?“
Feuerblume schüttelte langsam den Kopf. „Ich möchte nicht reden“, murmelte sie. „Möwenflügel ist tot.“ Mit diesen Worten und hängendem Schweif lief sie in den Kriegerbau. Eisblume war verzweifelt. Ihre Schwester trauerte immer noch um ihren verstorbenen Schüler und Eisblume hatte ein Mäusehirn als Anführerin, das nicht wusste, wie gefährlich das Wasser werden konnte. Sie musste irgendwas tun. Das Schicksal des VogelClans lag in ihren eigenen Pfoten.

9. Kapitel[]

Einige Tage später wurde Eisblume von panischem Miauen geweckt. „Das Wasser!“, rief eine Katze, die sich nach Weißkinn anhörte. Sofort war Eisblume alarmiert. Sie sprang aus dem Kriegerbau und wusste sofort, was Weißkinn meinte. Das Wasser lief ins VogelClan-Lager.
„Alle Katzen müssen von hier verschwinden!“, rief Eisblume. „Sofort! Geht in höher gelegene Gebiete!“ Sie hatte keine Zeit, auf Vogelsterns Befehle zu warten. Sie musste handeln, sonst würde der Clan untergehen. Eisblume beobachtete, wie viele Katzen aus dem Lager hinausliefen und auf Bäume kletterten. Sprossenwind und Skelettgesicht hatten ihre Jungen im Nackenfell und trugen sie aus dem Lager zu einem Hügel unweit davon. Weißkinns Junge waren groß genug, um sich selbst zu retten. Blaupfote und Flügelpfote retteten sich an der Seite ihrer Mentoren. Wo war Vogelstern nur?
Das Wasser kam immer schneller ins Lager geflossen. Eisblume durfte jetzt nicht panisch werden. Sie konnte sich nicht in Sicherheit bringen, bis ihr Clan nicht sicher war. „Vogelstern?“, rief sie und spürte, wie das Wasser immer höher stieg.
Vogelsterns Bau lag direkt dort, wo das Wasser direkt hineinfließen konnte. „Vogelstern!“ Eisblumes Herzschlag beschleunigte sich, als sie merkte, dass es anfing zu regnen. Nein!, dachte sie. Bitte kein Regen! Das macht alles nur schlimmer! Oh, SternenClan! Eisblume wusste, dass sie ertrinken würde, wenn sie hierblieb. Aber sie konnte Vogelstern nicht zurücklassen. Das Wasser stieg stetig an und der Regen wurde immer schlimmer. Eisblume wusste, dass das Moor auch überschwemmt sein musste. Am liebsten würde sie auch dem BaumClan helfen, aber ihr eigener Clan war nun wichtiger.
Vogelstern schwamm mit kräftigen Zügen auf den Hügel zu, auf dem auch die meisten Katzen des Clans hockten. Eisblume atmete erleichtert auf. Sie war da!
„Sind alle Katzen da?“, rief Vogelstern, als Eisblume auch dort ankam. „Nein!“, rief Flügelpfote entsetzt. „Glanzblick fehlt!“ Die Kätzin war die Mutter von Flügelpfote und Blaupfote. „Rankenkralle ist auch nicht da!“, schrie Feuerfeder panisch. „Ich werde sie beide finden!“, versprach Eisblume und wollte in die nun reißenden Fluten springen. Das Wasser war extrem schnell angestiegen. Glanzblick und Rankenkralle konnten nicht schwimmen.
Panisch sah Eisblume sich um und entdeckte Rankenkralle, der sich an einen Ast klammerte. Er wirkte panisch, seine blinden, bernsteinfarbenen Augen weit aufgerissen. Eisblume wusste, warum. Rankenkralle war bereits einmal fast ertrunken, als es eine Überschwemmung gab. Damals war Stillstern ums Leben gekommen, um die Heilerin Eulenflügel und auch Rankenkralle, damals noch Rankenpfote, zu retten.
„Wir müssen ihnen helfen!“, rief Eisblume und setzte zum Sprung an. „Nein!“, schrie Vogelstern. „Bleib beim Clan! Er braucht dich. Ich werde sie retten.“ Sie wartete Eisblumes Antwort gar nicht ab, sondern sprang ins Wasser.
Der Wind nahm zu und der Regen peitschte Eisblume ins Gesicht. In diesem Wasser konnte keine Katze lange schwimmen. „Eisblume, was sollen wir tun?“, fragte Blaupfote ängstlich. „Ihr seid Schüler“, miaute Eisblume, ihre Stimme zitterte. „Geht zu euren Mentoren, bitte. Ihr könnt eurer Mutter nicht helfen.“ Blaupfote blickte Eisblume ängstlich an, aber zog sich zurück zu Birkenflügel.
„Eisblume, wir müssen ihnen doch helfen!“, rief Gefrierblick, Glanzblicks Schwester. Sie heulte auf, den Blick auf einen Punkt hinter Eisblume fixiert. Eisblume drehte sich um. Glanzblick war untergegangen.
Ich muss ihnen unbedingt helfen!, dachte Eisblume. Doch wie? Sie sah, wie Rankenkralle sich immer noch festklammerte. „Rankenkralle, ich bin gleich bei dir!“, hörte Eisblume Vogelstern rufen. „Halte durch!“ Doch dann sah Eisblume, dass Vogelsterns Züge gegen das Wasser schwächer wurden. „Vogelstern, nein!“, rief sie, als die schwarze Kätzin unterging. Eisblume wusste nicht, was sie tun sollte. Sie konnte nicht wirklich schwimmen, aber war es nicht so ähnlich wie laufen? „Eisblume, Vogelstern ist am Ufer!“, rief Feuerfeder. Eisblume wirbelte herum und sah die Anführerin tatsächlich am Ufer liegen. Sie lag komplett still da und Eisblume wusste, dass sie nun ein Leben verlor. Damit blieben Vogelstern noch fünf verbliebene Leben.
„Aber was ist mit Rankenkralle?“, fragte Regenschweif, Eisblumes Mutter. „Ich muss ihm helfen“, entschloss Eisblume. „Ich kann ihn nicht seinem Schicksal überlassen!“ Als sie sich umdrehte, um ins Wasser zu springen, sah sie, wie Rankenkralle von einem Ast getroffen wurde. „Nein, Rankenkralle!“, rief sie. Der Kater ging unter, Eisblume sah nur noch, dass er am Kopf blutete. „Ich kann mir das nicht ansehen!“, rief sie. „Feuerblume, bitte pass auf den Clan auf. Ich muss irgendwas tun!“
Eisblumes Schwester sah auf und nickte entschlossen. Endlich kam sie aus ihrem Loch raus und diese Aufgabe musste sie meistern, so sehr sie auch um Möwenflügel trauerte. „Eisblume, das kannst du nicht tun!“, schrie Hellbraun, doch Eisblume ignorierte den Kater. Bestimmt wäre er für sie ins Wasser gesprungen, aber Eisblume wusste, dass dies eine Aufgabe für sie war.
Sie holte tief Luft und sprang ins Wasser. Es war kalt und sofort bekam sie Panik, weil sie unterging und das Wasser um sie peitschte.
Du weißt, was du tun musst, Athena“, war das letzte, was sie hörte, bevor Dunkelheit sie umgab.

10. Kapitel[]

Eisblume war in eine seltsame Dunkelheit gehüllt. Sterbe ich?, fragte sie sich. Komme ich jetzt in den SternenClan? Sie wollte ihre Augen öffnen, aber sie fühlte sich so entsetzlich schwach. „Es wird alles gut gehen, Athena“, flüsterte eine Stimme Eisblume ins Ohr. Aber ich heiße doch gar nicht Athena, dachte Eisblume. „Hab keine Angst“, flüsterte die Stimme weiter. „Die Engel sind immer an deiner Seite.“
Auf einmal fühlte sich Eisblume stärker als zuvor. Sie wusste, sie würde nicht sterben. Sie fragte sich zwar, wer die Engel waren und ob es gute Katzen waren, doch das war jetzt nicht wichtig. Am wichtigsten war jetzt ihr Clan. Sie musste sie retten. Sie musste Rankenkralle und Glanzblick finden.
Eisblume wusste plötzlich, wie man schwamm. Es war wie Laufen, allerdings war man sehr viel leichter als an Land. Ich muss zum Brennholzort. Eisblume wusste nicht, woher dieser Gedanke kam, aber sie war sich sicher, dass sie von dort etwas ausrichten konnte.
Mit kräftigen Zügen schwamm Eisblume in Richtung des Brennholzortes. Der Steinkreis war noch nicht ganz unter Wasser, sodass sie sich vorerst dorthin retten konnte. Mit Erstaunen stellte fest, dass Eisblume weißes Fell hatte, das seltsam glitzerte. Sie fühlte sich so stark wie noch nie. Was ist das?, fragte sie sich. Oh nein! Ist das die Teufelsform? Aber ich bin doch gar nicht so wütend! Doch dann kamen ihr Rankenkralles Worte wieder in den Sinn. Es gab auch liebe Engelsformen. Und die Engel waren immer an ihrer Seite. War Athena ihre Engelsform?
Es musste so sein. Eisblume war nun Athena, die den VogelClan vor der Überschwemmung retten musste. Sie musste nur noch herausfinden, wie. Bin ich stark genug, um die Macht über das Wasser zu haben? Athena sah sich um. Steine! Der Geistesblitz kam wie gerufen. Sie musste Steine benutzen. Athena wusste, dass um den Steinkreis herum weitere, größere Steine lagen. Sie war sicherlich in dieser Form stark genug, um diese Steine zu bewegen. Sie musste eine Mauer bauen, sodass das Wasser nicht weiterkommen konnte.
Athena holte Luft und sprang wieder ins Wasser. Die großen Steine waren ebenfalls nicht untergegangen, ihre Spitzen ragten aus dem Wasser hinaus. Mit aller Kraft versuchte Athena, den ersten Stein zu bewegen. Es funktionierte!
Sie schaffte es tatsächlich, die Steine zu bewegen. Athena war stark und konnte es schaffen, die Überschwemmung zurückzudrängen. Sie watete zum nächsten Stein und bewegte diesen auf den ersten zu. So baute sie Stück für Stück wirklich eine Mauer, die standhaft genug war, um das Wasser aufzuhalten. So konnte es nicht mehr weiter in die Richtung des Lagers fließen.
Ob ich es geschafft habe?, fragte Athena sich. Kann ich den VogelClan retten?
Doch Athena wusste, dass ihre Arbeit nicht getan war. Das Wasser musste aus dem Lager abfließen. Nur so konnten die Katzen zurückkehren. Da es nach wie vor regnete, war abwarten keine Lösung. Wie soll ich das machen?, fragte sie sich. Kann ich das Wasser einfach so umleiten?
Athena watete zurück zum Lager, um sich sein Bild von der Lage zu machen. Es war aber bereits tatsächlich weniger Wasser geworden, allein dadurch, dass es nicht mehr ins Lager kommen konnte. Sie sah sich um. Waren hier auch Steine, die sie verwenden konnte? Oder sollte sie doch einfach warten, bis der Regen nachließ?
„SternenClan, bitte lass den Regen aufhören“, miaute sie, entschlossen, es mit einem Gebet zu versuchen. „Wir werden mit den Streitereien aufhören, SternenClan! Bitte gib uns nicht noch mehr Unheil!“
Zu Athenas Überraschung zogen die Regenwolken ab. Habe ich Macht über den SternenClan?, fragte sie sich. „Nein, Athena“, antwortete die sanfte Stimme, die sie schon vorher gehört hatte. „Doch du bist zu großem bestimmt. Eis wird über den VogelClan kommen. Diese Prophezeiung wird sich endlich erfüllen.
Athena schüttelte sich. Die uralte Prophezeiung über Eisblume und ihre Schwester Feuerblume hatte sich nie komplett erfüllt. Eis kommt über uns und Blumen verbrennen. Feuerblumes Teil hatte sich erfüllt, als sie zu ihrer Teufelsform Tranquilizer geworden war, um den Tod von Eisblumes und Feuerblumes Bruder Hasenpfote zu rächen. Aber Eisblumes Teil war nie erfüllt worden. Was sollte das heißen? Sie war zu großem bestimmt?
Darüber konnte sie jetzt aber nicht nachdenken. Sie spürte bereits, dass sie wieder schwächer wurde. Ihre Engelsform verließ sie. Sie hatte den VogelClan gerettet – aber zu welchem Preis? Rankenkralle und Glanzblick waren verschwunden und Vogelstern hatte ein Leben verloren. Wären noch mehr Katzen gestorben, wenn sie nie Athena geworden wäre?
Eisblume war nun wieder komplett sie selbst, als sie sich auch auf den Hügel begeben konnte. „Du bist wieder da!“, rief Feuerblume als erstes, die direkt neben Vogelstern gestanden hatte. Die schwarze Kätzin hatte sich geschwächt auf Feuerblume gestützt. „Was ist geschehen?“, fragte Feuerblume.
Eisblume selbst fühlte sich, als wäre sie durch den ganzen Wald gerannt. „Ich war Athena“, murmelte sie, sodass nur Feuerblume es hören konnte. „Meine Engelsform. Ich habe die Überschwemmung zurückgehen lassen und den SternenClan angefleht, den Regen aufhören zu lassen.“ Feuerblume machte große Augen. „Sollen wir es dem Clan erzählen?“, fragte sie. Eisblume sah ihre Schwester an und fragte: „Würden sie uns denn glauben?“ Darauf konnte Feuerblume nichts mehr erwidern.
„Eisblume, geht es dir gut?“, fragte Vogelstern, ihre Stimme war heiser. „Ich denke schon“, miaute Eisblume. „Geht es euch allen gut? Habt ihr Glanzblick und Rankenkralle gefunden?“ Vogelstern schüttelte den Kopf. „Sie müssen ertrunken sein. „Es kann nicht sein, dass Rankenkralle das überlebt hat. Und Glanzblick…“ Vogelstern schüttelte den Kopf. „Wir müssen sie suchen. Selbst wenn sie tot sind, verdienen sie eine Totenwache und ein Grab.“ Eisblume nickte. „Wie geht es dir?“, flüsterte sie dann, drauf bedacht, dass keine andere Katze es hören konnte. „Ich habe noch fünf Leben“, miaute Vogelstern. „So schnell werde ich diesen Clan nicht in deinen Pfoten zurücklassen.“ Die Anführerin schüttelte sich. „Bringen wir den Clan ins Lager zurück. Ich denke, die Überschwemmung müsste vorbei sein. Die Sonne scheint so hell.“ Eisblume nickte. „Bitte ruf du die Katzen zusammen. Ich bin zu heiser dafür.“
„In Ordnung, Vogelstern“, miaute Eisblume. „Katzen des VogelClans!“ Auf ihren Ruf hin sahen alle Katzen sie an und Eisblume entging nicht, dass Hellbraun erleichtert aufatmete, als er sah, dass sie am Leben war. „Vogelstern hat ein Leben verloren und ist noch zu heiser, um zu euch zu sprechen. Wir werden nun ins Lager zurückkehren. Die Überschwemmung müsste soweit zurückgegangen sein, dass wir es uns ansehen können.“
Die Katzen des VogelClans versammelten sich um Eisblume und Vogelstern. Mit einem Schwanzschnippen bedeutete Vogelstern dem Clan, ihr zu folgen.
Im Lager sah Eisblume das Ausmaß der Zerstörung. „Großer SternenClan!“, rief Schneeleopard aus. „Dort sind Rankenkralle und Glanzblick!“ Eisblume spitzte die Ohren und sah die beiden dort liegen. Rankenkralles blinde Augen starrten leer in den Himmel. Er hatte eine Wunde am Kopf und Eisblume erinnerte sich, dass er am Kopf von einem Ast getroffen wurde.
Glanzblick hingegen wirkte, als würde sie schlafen. Eisblume wusste, dass sie jedoch nicht mehr atmete. Glanzblick und Rankenkralle waren beide tot.
Ein Klagelaut ging durch das Lager. Blaupfote und Flügelpfote taumelten zu ihrer Mutter und vergruben ihre Nasen in ihrem nassen Fell. Eisblume lies die beiden Schüler trauern. Auch Gefrierblick, Glanzblicks Schwester, gesellte sich dazu. „Jetzt bist du wieder bei unserer Mutter“, hörte Eisblume sie murmeln und wusste, dass damit Rauchgesicht genannt war, die vor Monden an Altersschwäche gestorben war.
Eisblume beobachtete, wie viele Katzen um Rankenkralle und auch Glanzblick trauerten. Alle ließen den Kopf hängen. Diese Überschwemmung war eine Katastrophe gewesen.
„Ich bitte alle Katzen, sich hier zu versammeln“, hörte Eisblume Vogelstern vom Baumstumpf aus sagen, der standhaft geblieben war. Vogelsterns Stimme war nach wie vor heiser, allerdings hörten alle Katzen aufmerksam zu. Lediglich Flügelpfote, Blaupfote und Gefrierblick blieben bei Glanzblicks Leichnam.
„Heute war ein schrecklicher Tag in der Geschichte des VogelClans“, fing Vogelstern an. „Vermutlich der schlimmste Tag, seitdem ich Anführerin bin. Und ich gestehe, dass ich auf Eisblume und den Einzelläufer hätte hören sollen. Ich hätte auf euch alle hören sollen.“ Ihr Blick schweifte zu Sprossenwind, die den Schweif schütztend um ihre Jungen gelegt hatte. „Ich bereue zutiefst, was passiert ist. Hätte ich früher gehandelt, wären Glanzblick und Rankenkralle noch am Leben.“ Sie seufzte schwer. „Dass ich ein Leben verloren habe, geschieht mir nur recht. Ich werde von nun an versuchen, eine bessere Anführerin zu sein.“
Hirschpelz trat vor. „Vermutlich hätte jeder Anführer so gehandelt“, miaute er. „Du bist eine tolle Anführerin, Vogelstern!“, schloss sich Himbeergeist an.
Vogelstern winkte ab und brachte den Clan mit einer Geste zum Schweigen. „Dennoch sind Glanzblick und Rankenkralle nicht mehr unter uns“, miaute sie. „Wir werden die Totenwache sofort abhalten. Glanzblick war eine gute Kriegerin und die beste Mutter für Flügelpfote und Blaupfote. Und Rankenkralle war lange, sehr lange, der Heiler unseres Clans. Die Wurzeln des VogelClans wurden mit seinem Tod hinausgerissen. Feuerfeder“, Vogelstern sprach die Kätzin direkt an, „ich gehe davon aus, dass du seine Pfotenstapfen füllen kannst und genauso lange und gut unserem Clan dienen wirst.“
Die rote Kätzin neigte den Kopf. „Ich werde mein bestes tun, Vogelstern“, miaute sie. „Feuerfeder! Feuerfeder!“, riefen die Katzen aus, obwohl sie dabei traurig und niedergeschlagen klangen. Rankenkralle war schon immer der Heiler des VogelClans gewesen und jetzt auf einmal war er es nicht mehr. Eisblume ließ den Blick über den Clan gleiten. Alle hielten die Köpfe gesenkt. Unheil wird kommen. Eisblume dachte an die Worte von Piwo, Tomodachis Vater. Rankenkralle hatte genau das gleiche gesagt. Es hat alles mit Möwenflügels Tod angefangen, dachte Eisblume. Diese Überschwemmung war bestimmt das Unheil, das Rankenkralle und Piwo gemeint haben. Aber womit haben wir das verdient, SternenClan?

11. Kapitel[]

Eisblume teilte gerade die Patrouillen ein. Es war ein paar Tage nach der verheerenden, tödlichen Überschwemmung und das Training von Flügelpfote und Blaupfote war für ein paar Tage pausiert gewesen, damit die beiden Schüler um ihre Mutter trauern konnten. Nun mussten Kirschwasser und Birkenflügel das Training der beiden Jungkatzen wieder aufnehmen. „Kirschwasser“, miaute Eisblume der roten Kätzin gerade zu. „Ich möchte, dass du Flügelpfote auf eine Jagdpatrouille mitnimmst. Das Leben im Clan muss weitergehen und jetzt erwacht die Beute wieder, da Blattfrische anfängt.“ Kirschwasser neigte den Kopf und erwiderte: „In Ordnung, Eisblume. Wir lockern mal ein wenig seine Gelenke und finden Beute für den Clan.“
Eisblume nickte und wandte sich dann Birkenflügel zu. „Und du gehst mit Blaupfote auf eine Grenzpatrouille an den Grenzen zum Zweibeinerort. Nehmt noch Rehfuß und Glanzblick…“ Eisblume schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich kann es selbst irgendwie gar nicht glauben, dass sie nicht mehr lebt.“ Birkenflügel nickte. „Ich auch nicht“, miaute sie. „Ich vermisse sie sehr.“ Eisblume fiel ein, dass Birkenflügel und Glanzblick gemeinsam aufgewachsen waren. „Ich nehme Eichhornstreif mit, in Ordnung?“, fragte Birkenflügel. „Ja, danke, Birkenflügel“, murmelte Eisblume und Birkenflügel lief los, um den Katzen Bescheid zu sagen.
Eisblume seufzte. Glanzblick und Rankenkralle fehlten dem Clan, aber das Leben musste wirklich weitergehen. Die Katzen des VogelClans versuchten, die zerstörten Baue zu reparieren, aber die Trauer über die verlorenen Clangefährten hing über den Kriegern wie eine schwarze Wolke.
„Eisblume!“ Die Kätzin drehte sich um und sah Vogelstern auf sie zukommen. „Wie geht es dir?“ Eisblume zuckte mit den Schultern. „Es muss ja irgendwie weitergehen“, miaute sie. „Ich wollte Glanzblick gerade für eine Patrouille einteilen, aber dann ist es mir aufgefallen.“ Vogelstern nickte mitfühlend. „Ich kann das verstehen“, miaute sie sanft. „Wenn Clanmitglieder sterben, ist es immer schrecklich. Ich habe viele kommen und gehen sehen, seit ich lebe, und es wird niemals weniger wehtun.“
„Ich weiß“, murmelte Eisblume. Dann schüttelte sie sich. „Aber das Leben im Clan geht weiter. Schneeleopard ist wieder trächtig und die Jungen von Weißkinn werden bald Schüler. Wann möchtest du die Zeremonie abhalten?“
Stolz blickte Vogelstern ihre Zweite Anführerin an. „Ich wusste, dass ich die richtige Wahl getroffen habe, als ich dich zur Zweiten Anführerin ernannt habe“, sprach sie. „Ich dachte, wir könnten sie morgen bei Sonnenhoch abhalten.“
„In Ordnung“, miaute Eisblume. Sie spitzte die Ohren, als sie etwas außerhalb des Lagers hörte. Prüfend hob sie die Nase in die Luft. Das riecht wie Tomodachi, dachte sie. „Da kommt eine fremde Katze“, miaute Vogelstern und Eisblume nickte. „Ich glaube, das ist der Einzelläufer, der sich öfter auf unserem Territorium rumtreibt“, erwiderte sie.
Und tatsächlich trat der blaugraue Kater durch den Lagereingang, der durch die Überschwemmung löchriger war, als Eisblume lieb war. Sie spitzte die Ohren und wäre gerne auf ihn zugelaufen, doch der Clan wusste nichts über Tomodachi und Eisblume. Lediglich ausgerechnet Hellbraun wusste Bescheid darüber, dass sie sich kannten.
Misstrauisch beäugte Vogelstern den Kater und andere Clankatzen traten auf die Lichtung, um den Neuankömmling anzusehen. Skelettgesicht legte die Ohren an und knurrte leise. „Hallo“, miaute Tomodachi und zeigte keine Scheu, doch Eisblume wusste, wie nervös er sein musste. „Ich habe die Überschwemmung mitbekommen“, sagte er. „Und ich dachte, vielleicht braucht ihr Hilfe beim Wiederaufbau des Lagers.“ Er neigte den Kopf vor Vogelstern.
„Wir kriegen das alles allein hin“, miaute diese jedoch. „Wir sind ein großer Clan und bisher auch ohne deine Hilfe klargekommen. Wir brauchen keine Einzelläufer, die uns helfen.“ Eisblume war fassungslos. Sie konnten jede Hilfe gebrauchen! „Vogelstern, wir brauchen jede Hilfe“, miaute sie deshalb. „Wir haben zwei Katzen verloren, und er will uns nichts böses.“
Sprossenwind, die ihren Kopf aus der Kinderstube streckte, miaute: „Er hat uns vor der Überschwemmung gewarnt. Wir stehen in seiner Schuld. Wenn es sein Wunsch ist, uns zu helfen, dann sollten wir ihn gewähren lassen.“ Vogelstern blickte von Eisblume zu Sprossenwind. „Vermutlich habt ihr recht“, miaute sie dann. „Wie heißt du?“, fragte sie an Tomodachi gewandt. „Mein Name ist Tomodachi“, miaute der blaugraue Kater und neigte erneut den Kopf vor Vogelstern.
„Ich möchte etwas sagen“, rief Eisblume. Jetzt oder nie, dachte sie. Der Clan hörte ihr zu. „Dann sprich“, miaute Vogelstern. „Ich kenne Tomodachi“, offenbarte Eisblume. „Schon länger. Und wir sind Gefährten.“
Eisblume machte sich auf Protest gefasst, doch der Clan blieb still. Ist das besser oder schlechter?, fragte sie sich. Sie hob den Kopf und sah, wie ihre Clangefährten Blicke tauschten, die sie nicht interpretieren konnte. „Naja“, miaute nun Skelettgesicht und Eisblume war darauf vorbereitet, dass er irgendwas gemeines sagte. „Ein Einzelläufer ist immer noch besser als eine BaumClan-Katze.“ Der Clan fing an zu tuscheln und Eisblume hörte Zustimmungen. Ausgerechnet Skelettgesicht verteidigt mich, dachte sie. Naja, soll ja vorkommen.
Vogelstern nickte Skelettgesicht zu. „Da hast du recht“, miaute sie. „Wir verurteilen dich nicht, Eisblume, schließlich war Echostern auch die Gefährtin eines Einzelläufers. Und dieser hier ist ein Nachkomme Echosterns. Solange dein Clan an erster Stelle steht, ist daran nichts falsch.“ Eisblume seufzte erleichtert auf. Sie sah, wie Feuerblume ihr einen belustigten und interessierten Blick zuwarf. Mit ihrer Schwester würde Eisblume später reden.
Viel schlimmer war der kalte, eifersüchtige Blick, mit dem Hellbraun sowohl Eisblume als auch Tomodachi musterte.

12. Kapitel[]

Schnurrend drückte Eisblume sich an Tomodachi. Er hatte durchgearbeitet, um den Lagereingang wieder dicht zu machen und die Katzen des VogelClans waren ihm sehr dankbar. „Du machst das so gut, Tomodachi“, schnurrte Eisblune. „Danke“, miaute er verlegen. „Ich möchte einfach nicht, dass dem VogelClan etwas passiert. Ich fühle mich euch so verbunden durch Echostern… und durch dich.“ Eisblume leckte ihm über die Wange. „Ich liebe dich, Tomodachi“, flüsterte Eisblume.
„Ich liebe dich auch, Eisblume“, erwiderte er sanft. Dann spitzte er die Ohren. Vogelstern sprang auf den Baumstumpf und rief: „Ich bitte alle Katzen, die alt genug sind, Beute zu machen, sich hier am Baumstumpf zu versammeln!“ Eisblume warf Tomodachi noch einen sanften Blick zu und setzte sich dann neben den Baumstumpf, wo sie als Zweite Anführerin hingehörte.
„Das Leben in unserem Clan muss weitergehen“, miaute Vogelstern, als der Clan sich versammelt hatte. Eisblume fiel auf, wie stolz Weißkinn ihre Jungen anblickte. „Und deswegen ernennen wir heute vier neue Schüler. Pflanzenjunges, Träumerjunges, Sturmjunges, Stechpalmjunges, tretet vor.“
Die vier Katzen wirkten allesamt aufgeregt und sprangen zum Baumstumpf. „Nicht so stürmisch!“, rief Weißkinn hinterher, doch sie klang belustigt.
„Von heute an, bis sie sich ihren Kriegernamen verdient hat“, sprach Vogelstern, „wird diese Schülerin Pflanzenpfote heißen.“ Die kleine, graue Kätzin spitzte die Ohren und ihre grünen Augen funkelten aufgeregt. „Skelettgesicht“, miaute Vogelstern. „Du bist dem Clan ein mutiger, starker Krieger und ein guter Vater für deine Jungen. Ich erwarte, dass du deine Fähigkeiten an Pflanzenpfote weitergibst.“ Skelettgesicht reckte stolz die Brust und trabte zu Pflanzenpfote, um seine Nase mit ihrer zu berühren. Eisblume entging nicht, wie Pflanzenpfote versuchte, sich größer zu machen.
„Und diese Schülerin wird Träumerpfote heißen“, sprach Vogelstern weiter. „Gefrierblick.“ Die Anführerin machte eine Pause. „Eigentlich sollte deine Schwester die Mentorin dieser Schülerin werden. Da Glanzblick nun im SternenClan weilt, gehe ich davon aus, dass du es ebenso gut kannst. Du hast Feuerblume zu einer edlen Katze ausgebildet und ich erwarte, dass Träumerpfote eine ebenso edle Kriegerin werden kann. Glanzblick wird vom SternenClan aus zusehen und es gutheißen.“ Gefrierblick neigte den Kopf und berührte ihre Nase mit Träumerpfotes. Der traurige Ausdruck in Gefrierblicks Augen verschwand, als sie sah, wie aufgeregt Träumerpfote war.
„Dieser Kater hier wird bis zu seinem Kriegernamen Sturmpfote heißen“. Der braunweiße Kater sprang aufgeregt herum, als Vogelstern sprach. „Hellbraun, du bist bereit für deinen ersten Schüler. Du bist ein guter Krieger und ich bin sicher, dass du Sturmpfote zu einem ebenso guten Krieger ausbildest.“ Oder zu so einem eifersüchtigen Mäusehirn, wie Hellbraun eins ist?, dachte Eisblume, doch schüttelte direkt den Kopf. Sturmpfote wirkte aufgeschlossen und freundlich. Doch das war Hellbraun als Schüler auch gewesen.
Vogelsterns Worte holten Eisblume aus ihren Gedanken zurück. „Zu guter Letzt wird diese Schülerin Stechpalmpfote heißen“, miaute sie. „Eichhornfeder, auch du bist bereit für eine Schülerin. Ich bin mir sicher, dass Stechpalmpfote eine edle Kriegerin sein wird, wie du es bist.“ Stechpalmpfote war die Ruhigste der vier Geschwister und lief langsamer auf ihre Mentorin zu.
Begeistert sangen die Katzen die Namen der neuen Schüler. „Pflanzenpfote! Träumerpfote! Sturmpfote! Stechpalmpfote!“
„Nun, da dies abgeschlossen ist, möchte ich noch ein paar Worte sagen“, sprach Vogelstern. „Ich kann nicht beschreiben, wie stolz ich auf diesen Clan bin. Ihr habt nach der Überschwemmung hart gearbeitet und auch dank Tomodachis Hilfe ist das Lager fast schon wieder so schön wie eh und je. Rankenkralle und Glanzblick schauen auf euch herab und sind sicher sehr stolz auf euch.“
„VogelClan! VogelClan!“, riefen die Clankatzen. Eisblume rief den Namen ihres Clans aus vollster Kehle. Auch sie war unfassbar stolz auf den VogelClan. Sie hoffte, dass nun wieder Normalität einkehren konnte und der VogelClan normal weiterleben konnte.
„Ein letztes Anliegen habe ich noch“, miaute Vogelstern. „Tomodachi hat uns seit gestern sehr geholfen und unser Lagereingang ist bereits fast so wie vorher. Es ist toll, dich hier im Lager zu haben und zu wissen, wie sehr du unserem Clan helfen willst. Deswegen frage ich dich: Möchtest du dich dem VogelClan anschließen?“
Eisblume hörte begeisterte Rufe, vor allem von Blaupfote und Flügelpfote, die den blaugrauen Kater sehr ins Herz geschlossen hatten. Er kratzte mit einer Pfote im Sand herum. „Ich danke dir sehr für dieses Angebot, Vogelstern“, erwiderte und neigte den Kopf. „Aber mir ist die Gesellschaft von so vielen Katzen nicht wirklich geheuer. Ich mag es, euch zu helfen und ich bin froh, wenn ich weiß, dass es dem VogelClan gut geht… Aber ich bin ein Einzelläufer und ich denke, ich werde immer einer sein.“
Eisblume hatte schon damit gerechnet und trotzdem war sie enttäuscht, dass sie nicht mehr Zeit mit Tomodachi verbringen konnte.
„Ich kann dich verstehen, Tomodachi“, miaute Vogelstern. „Der VogelClan dankt dir für deine Hilfe und heißt dich immer im Lager willkommen.“
„Tomodachi! Tomodachi!“, sangen die Katzen nun den Namen des Einzelläufers. Eisblume bemerkte, dass Hellbraun es allerdings nicht tat. Der Kater saß still dort und sah Tomodachi mit einem hasserfüllten Blick an. Heiliger SternenClan!, dachte Eisblume. Kann er sich nicht zusammenreißen?
„Diese Versammlung ist nun beendet“, sprach Vogelstern zum Schluss und sprang vom Baumstumpf. Eisblume lief direkt zu ihrem Gefährten. „Gehst du jetzt?“, wisperte sie und er nickte. „Auf Wiedersehen, VogelClan!“, rief er und die Katzen wünschten ihm viel Glück und hofften, dass er bald wiederkam. „Tomodachi!“, rief eine Stimme. Es war Flügelpfote. „Kommst du uns bald wieder besuchen?“, fragte der weiße Schüler eifrig und Tomodachi nickte schnurrend. „Sicher“, antwortete er. „Auf Wiedersehen, Flügelpfote!“ Dann wandte er sich wieder an Eisblume. „Begleitest du mich bis zum Brennholzort?“, fragte er und Eisblume nickte.
Gemeinsam liefen die Katzen den Weg bis zum Ort, an dem die Großen Versammlungen immer stattfanden. „Wir sehen uns hier sicherlich bald wieder“, miaute Tomodachi sanft. Dann sah er auf. Auch Eisblume spitzte die Ohren. Tomodachis Vater Piwo war hier am Brennholzort. „Mein Sohn“, miaute dieser. „Ich habe gute Neuigkeiten für dich. Hallo, Eisblume.“ Er neigte den Kopf vor der schwarzen Kätzin. „Hallo, Piwo“, erwiderte sie. „Tomodachi, deine Familie ist im Zweibeinerort. Deine Tante Kwiat und ihr Sohn Ácrata. Komm uns doch besuchen, wir würden uns sehr freuen.“
Eisblume entging nicht, wie aufgeregt Tomodachi wirkte. „Ich werde gleich mit euch gehen“, schnurrte er. „Warte nur kurz.“ Dann drehte er sich zu Eisblume um. „Ich liebe dich, Eisblume“, flüsterte er sanft. „Ich dich auch“, schnurrte Eisblume. „Ich bin bald wieder hier. Dann sehen wir uns wieder.“ Er drückte seine Nase an ihre und leckte ihr schnell übers Ohr. „Auf Wiedersehen, Tomodachi!“, rief Eisblume ihm hinterher und er drehte sich nochmal um und sah sie mit den sanftesten, grünen Augen an, die Eisblume je gesehen hatte.
Eisblume war endlich wieder richtig glücklich. Das Leben konnte normal weitergehen und sie brauchte sich nicht dafür zu schämen, dass ein Einzelläufer ihr Gefährte war.

13. Kapitel[]

„Feuerblume?“
Eisblume trat zu ihrer Schwester, die SternenClan sei Dank wieder glücklicher wirkte. Woher das kam, wusste Eisblume nicht, aber sie war froh darüber, denn Feuerblume hatte lange genug unter Möwenflügels Tod gelitten. Die graue Kätzin spitzte die Ohren, als Eisblume sie rief. „Was gibt es, Schwesterherz?“, fragte sie und Eisblume war überrascht, wie glücklich Feuerblume wirkte.
„Ich möchte dich auf eine Grenzpatrouille mitnehmen“, miaute Eisblume. „Hellbraun und Sturmpfote kommen auch mit, aber mir ist Hellbraun einfach nicht mehr geheuer und ich brauche dich an meiner Seite.“ Feuerblume nickte. „Alles klar, Eisblume“, antwortete sie. „Mir ist Hellbraun auch nicht wirklich so geheuer. Lass uns gehen.“
Eisblume sah sich um und entdeckte Hellbraun. Mit einem Schwanzschnippen rief sie ihn zu sich und er schlenderte gelangweilt zu den Schwestern. „Hol Sturmpfote“, befahl Eisblume. „Wir gehen auf eine Grenzpatrouille.“ Hellbraun funkelte Eisblume an, doch sie machte sich größer und hielt seinem Blick stand. Was ist sein Problem?!, fragte Eisblume sich wütend, als sie beobachtete, wie er Sturmpfote holte, der gerade mit Pflanzenpfote vor dem Schülerbau raufte. Hasst er mich jetzt, bloß weil ich einen Gefährten habe, der nicht er ist?
„So ein Mäusehirn“, flüsterte Feuerblume ihrer Schwester zu und Eisblume nickte. „Da stimme ich dir zu“, wisperte Eisblume zurück. Feuerblume schnurrte belustigt.
Als Hellbraun und Sturmpfote bei den beiden ankamen, sah Eisblume den braunen Kater noch einmal kalt und warnend an. Dann drehte sie sich um und lief los zur BaumClan-Grenze.
Es war vielleicht keine gute Idee, Feuerblume mit zur BaumClan-Grenze zu nehmen. Eisblume hoffte, dass sie keine Patrouille trafen und wenn, dann eine, bei der Rissohr nicht anwesend war. Der Kater sagte schlimme Dinge über Feuerblume und trotzdem sah sie nur das Gute in ihm. Eisblume sah nicht eine gute Sache am Zweiten Anführer des BaumClans – was konnte Feuerblume ihm dann abgewinnen?
Die Patrouille schwieg auf dem Weg zur Grenze, und Eisblume war das mehr als recht. Sie brauchte keine unnötigen Kommentare von Hellbraun und Feuerblume war sicher intelligent genug, das Thema nicht auf Tomodachi zu lenken, wenn der eifersüchtige Krieger dabei war. Sturmpfote beobachtete genau jeden Felsen, jeden Baum und jeden Grashalm und Eisblume mochte es, wie neugierig der Schüler war.
„Wir sind an der Grenze“, flüsterte Eisblume und richtete diese Worte vor allem an Sturmpfote, der noch nicht lange Schüler war und bisher noch keine Grenzpatrouille mitgemacht hatte. „Ich bin der Mentor von Sturmpfote“, zischte Hellbraun jedoch. „Niemand hat dir erlaubt, ihm einfach so Sachen beizubringen.“
„Geht’s dir gut?“, fragte Feuerblume, bevor Eisblume was erwidern konnte. Der Sarkasmus in ihrer Stimme war unüberhörbar. „Du magst der Mentor sein und ihm alle Sachen beibringen, aber das bedeutet nicht, dass andere Katzen ihm nichts erklären dürfen. Außerdem solltest du aufpassen, wie du mit deiner Zweiten Anführerin sprichst!“
Hellbraun legte die Ohren an und sträubte das Fell. Er sagte allerdings nichts mehr. Sturmpfote hatte das ganze nur aus großen, violetten Augen beobachtet.
Ein hämisches Lachen brachte Eisblume dazu, sich umzudrehen. „Sieh mal einer an“, zischte ausgerechnet Rissohr, der auf der anderen Seite der Grenze stand. „Der VogelClan streitet sich untereinander. Macht nur weiter, das wird ein großer Spaß.“ Neben ihm tauchten seine Schülerin Weinpfote und Phönixflug auf.
Eisblume sah den Zweiten Anführer des BaumClans wütend an. „Unsere Clan-Angelegenheiten gehen dich nichts an“, knurrte sie. Rissohr zuckte verächtlich mit dem Schweif. „Wieso müsst ihr eure Angelegenheiten dann direkt an der Grenze klären?“, fragte er hämisch und zog die Lefzen zu einem Grinsen zurück.
Hellbraun machte einen Schritt auf Rissohr zu und fuhr die Krallen aus. „Hör auf“, miaute eine leise Stimme. Eisblume drehte sich zu ihrer Schwester an, die auf den Boden sah. „Eisblume hat recht“, murmelte sie. „Unsere Clan-Angelegenheiten gehen nur uns was an.“ Sie warf einen schnellen Blick auf Rissohr, aber Eisblume spürte, dass es ihr unangenehm war, ihn anzusehen. „Aber Rissohr hat auch recht“, miaute sie weiter. „Wir sollten sowas nicht hier an der Grenze klären.“
„Wer hat mich denn angefaucht?“, zischte Hellbraun und Eisblume warf ihm einen warnenden Blick zu. „Es tut mir leid“, murmelte Feuerblume, zu schüchtern, um überhaupt aufzusehen. Eisblume beobachtete, wie Rissohr sie ansah. Er hatte einen verächtlichen Ausdruck in den Augen und Eisblume hätte ihm am liebsten die Kehle zerfetzt, weil er Feuerblume genauso ansah wie Matschschatten, ihr Vater, sie angesehen hatte. Merkte Feuerblume, die den Kater so sehr bewunderte, denn nicht, wie sehr Rissohr sie hasste?
„Nun, mich würde trotzdem interessieren, was der VogelClan hier an der Grenze will“, knurrte Rissohr. „Dasselbe könnten wir euch fragen“, miaute Eisblume standhaft. „Wir sind nur auf der Grenzpatrouille.“
„Wer weiß, wer weiß“, miaute Rissohr schelmisch. „Einem Haufen Fuchsherzen kann man nicht trauen. Wären wir nicht gekommen, hättet ihr sicher versucht, unsere Beute zu stehlen.“ Hellbraun stellte sich neben Eisblume und knurrte aus tiefster Kehle. „Die Fuchsherzen seid ihr“, fauchte er und machte sich bereit zum Sprung. Sturmpfote hinter ihm wollte es ihm gleich machen. „Es reicht!“, fauchte Phönixflug, der neben Rissohr stand. „Rissohr, du solltest aufhören, so zu provozieren. Wir können uns keine Verletzten leisten. Klären wir das morgen bei der Großen Versammlung.“
Eisblume war beeindruckt davon, wie ruhig Phönixflug war. Zeitstern hätte lieber ihn zum Zweiten Anführer ernennen sollen als Rissohr, der in jeder Kleinigkeit einen Kampf sah. „Danke, Phönixflug“, miaute Eisblume und der rote Kater nickte ihr zu. „Tsk“, machte Rissohr. „In Ordnung. Aber der VogelClan ist dennoch ein Haufen räudiger Katzen. Voller Verräter.“ Beim letzten Wort sah er Feuerblume an, die immer noch auf den Boden starrte. Rissohrs Schülerin Weinpfote starrte ihren Mentor an und wirkte nervös.
Die Patrouille des BaumClans kehrte um und lief über das Moor zurück zu ihrem Lager. Eisblume sah ihre Patrouille an. „Ist das dein Ernst, Hellbraun?“, knurrte sie und konnte ihre Wut nicht mehr zurückhalten. „Du musst deine Eifersucht nicht an einem anderen Clan auslassen. Finde dich damit ab, dass ich einen Gefährten habe, der nicht du ist.“ Dann sah sie Sturmpfote an. „Und du musst nicht alles nachmachen, was dein Mentor tut. Hellbraun ist unerfahren, auch er weiß nicht immer, ob er dir das richtige beibringt.“ Sturmpfote neigte den Kopf. „In Ordnung, Eisblume“, murmelte er schüchtern und schuldbewusst.
Hellbraun sah Eisblume aus kalten Augen an. „Du hast keine Ahnung, wie weh es tut“, zischte er. „Nein, habe ich nicht“, gab Eisblume zu. „Aber so etwas kann man nicht ändern und auch nicht erzwingen. Und jetzt geh mit Sturmpfote jagen. Ich möchte dich gerade nicht mehr sehen.“
Hellbraun warf ihr einen letzten wütenden Blick zu und machte sich dann auf den Weg in den Wald, Sturmpfote dicht hinter ihm.
„Ich glaube, meine Wut gerade war ein Überrest“, murmelte Feuerblume und konnte endlich wieder aufsehen. Damit meinte sie ihre Teufelsform, Tranquilizer, die vor Monden Matschschatten getötet hatte, aus Rache dafür, dass er Hasenpfote, Eisblumes und Feuerblumes kleinen Bruder, getötet hatte. Eisblume nickte. „Das ist gut möglich“, miaute sie. „Ich wünschte, ich könnte Rankenkralle fragen, ob das stimmt.“ Feuerblume wirkte auf einmal ganz anders als vorher und Eisblume machte sich Sorgen. Die graue Kätzin war oft im ersten Moment extrem glücklich, doch eine winzige Sache konnte sie sofort traurig machen, sodass sie mit niemandem sprach.
„Du hast dich nicht getraut, Rissohr anzusehen“, merkte Eisblume an, als die Schwestern zurück zum Lager liefen. „Ich hatte Angst davor, wie er mich ansieht“, murmelte Feuerblume, den Blick starr auf den Boden gerichtet. „Er hasst mich.“
Eisblume zuckte mit den Ohren. „Und ich verstehe nicht, wieso du ihn nicht hasst“, miaute sie. „Er tut nichts gutes und sagt nur schlechte Dinge über dich. Aber trotzdem willst du ihm hinterher rennen. Warum?“ Feuerblume warf einen Blick auf Eisblume und sträubte das Fell. „Ich weiß es doch auch nicht“, miaute sie, ihre Stimme war verzweifelt. „Schon seit wir Schüler waren, bewundere ich ihn irgendwie. Er ist stark. Ich weiß auch nicht.“ Sie sah wieder auf den Boden. „Was ist mit dir und Tomodachi?“, fragte sie dann und Eisblume wusste, dass sie mit der Frage das Thema Rissohr beenden wollte.
„Er ist ein toller Kater“, miaute Eisblume. „Ich… ich liebe ihn. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit für Junge. Wenn ich welche haben wollen würde, dann nur von ihm.“
Feuerblume sah ihre Schwester an und schnurrte leise. „Du wärst eine gute Mutter.“ Eisblume schnurrte ebenfalls und war froh, dass Feuerblume wieder etwas glücklicher wirkte.

14. Kapitel[]

Eisblume lief mit zwei Mäusen im Maul ins Lager und legte sie auf den Frischbeutehaufen. Sie war gerade rechtzeitig gekommen, um mit Vogelstern die Katzen zur Großen Versammlung zu rufen. „Da bist du ja“, sprach Vogelstern sie an und Eisblume nickte. „Der BaumClan hat gestern an der Grenze wieder versucht, uns zu provozieren“, miaute Eisblume. Vogelstern seufzte. „War es wieder Rissohr?“, fragte sie. „Wer sonst?“, miaute Eisblume sarkastisch. „Zeitstern hat wirklich keine gute Entscheidung getroffen“, murmelte Vogelstern. „Ich bin froh mit meiner Wahl.“ Sie sah Eisblume wohlwollend an. Eisblume neigte den Kopf vor ihrer Anführerin.
„Lass uns die Katzen zusammenrufen“, miaute Vogelstern. „In Ordnung“, antwortete Eisblume. Vogelstern sprang auf den Baumstumpf und rief den Clan. „Ich möchte, dass keine Katze heute Streit mit dem BaumClan anfängt“, miaute sie. „Wir nehmen Beigefleck, Birkenflügel, Feuerblume, Himbeergeist, Rehfuß, Schwarzwald, Blaupfote, Flügelpfote und Feuerfeder mit.“ Sie sah die neuen Schüler an, die nicht ausgewählt wurden. „Ihr seid noch zu kurz Schüler“, miaute sie und sah sie aus sanften Augen an. „Ihr werdet zur nächsten Großen Versammlung mitkommen.“ Damit sprang sie vom Baumstumpf und rief die Katzen mit einem Schwanzschnippen zu sich. Absichtlich hatte sie Hellbraun und Skelettgesicht nicht mitgenommen; die beiden waren am ehesten auf Streit mit dem BaumClan aus.
Schweigend liefen die Katzen zum Brennholzort. Kurz davor hielt Vogelstern noch einmal an und sah ihren Clan an. „Ich werde etwas über die Überschwemmung sagen“, miaute sie. „Ich gehe davon aus, dass auch der BaumClan mit Hochwasser zu kämpfen hatte. Ich möchte aber,“, sie ließ den Blick über die Katzen schweifen und ihre Ausdruck war streng, „dass ihr keine Schwäche gegenüber den Katzen des BaumClans zeigt. Wir sind stark. Und ich betone es noch einmal: Egal, wer euch provoziert, heute wird kein Streit mit dem BaumClan angefangen. Habt ihr das verstanden?“ Eisblume drehte sich um und beobachtete ihre Clangefährten. Die meisten von ihnen nickten oder zuckten zustimmend mit dem Schweif. Vogelstern gab das Zeichen mit der Schwanzspitze und die Katzen liefen auf den Steinkreis zu. Der BaumClan war noch nicht da.
„Sie verspäten sich“, sprach Himbeergeist. „Normalerweise sind wir immer später da.“ Eisblume nickte. „Es sind Wolken am Himmel“, miaute Feuerfeder beunruhigt. „Ich frage mich, ob der SternenClan will, dass wir eine Große Versammlung abhalten. Ob sie Angst haben, dass wir wieder kämpfen?“
„Du hast Vogelstern doch auch gehört“, miaute Feuerblume. „Wir lassen uns nicht provozieren.“ Eisblume sah ihre Schwester an. Feuerblume brachte dem BaumClan zu viel Sympathie entgegen und das lag nur an Rissohr. Sie musste diesen Kater endlich aus ihrem Kopf kriegen. Aber sie hatte recht. Der VogelClan ließ sich nicht provozieren, erst recht nicht von Rissohr.
„Der BaumClan kommt!“, rief Schwarzwald und Eisblume sah auf. Zeitstern und seine Katzen trafen ein und der Anführer sprang auf den Kohlekreis, wo Vogelstern bereits saß. „Hallo, Zeitstern“, miaute sie und neigte den Kopf vor dem Anführer. „Vogelstern“, antwortete Zeitstern mit einem Nicken. „Lass uns beginnen.“ Eisblume setzte sich vor den Steinkreis, wo auch Rissohr mit erhobenem Kopf saß. Dieser Kater ist so ein Angeber, dachte Eisblume genervt. Zeitstern ist alt, aber ich hoffe, Rissohr wird nicht Anführer des BaumClans.
„Ich möchte zuerst sprechen, wenn es dir recht ist, Vogelstern“, miaute Zeitstern und Vogelstern nickte. „Das Moor steht unter Wasser“, miaute der Anführer. „Der Schnee ist geschnolzen und es hat geregnet. Wir haben SternenClan sei Dank keine Katze verloren und unser Lager ist geschützt genug. Ich hoffe, dass es dem VogelClan gut geht. Ich weiß, dass der Fluss über die Ufen treten kann.“ Er sah Vogelstern an und Eisblume meinte, einen hinterlistigen Ausdruck in Zeitsterns Augen zu sehen. Er würde das doch gewiss nicht zu seinem Vorteil nutzen, oder?
„Danke, Zeitstern“, miaute Vogelstern und schien Zeitsterns Anspielung zu umgehen. „Uns geht es gut genug. Bist du fertig?“ Zeitstern schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur noch die guten Neuigkeiten aussprechen. Unsere Kriegerin Regenschein ist wieder in die Kinderstube umgezogen und Tannenbaum ist nach ihrem langen und erfüllten Dasein als Kriegerin in den Ältestenbau gezogen.“ Er neigte den Kopf vor Vogelstern, was bedeutete, dass sie nun sprechen konnte.
Vogelstern trat vor. „Der VogelClan hatte in der Tat mit dem Fluss zu kämpfen“, miaute sie. „Aber wir erholen uns. Leider habe ich zu bedauern, dass eine unserer Kriegerinnen, Glanzblick, ums Leben gekommen ist.“ Sie machte eine Pause. Glanzblick war bei den Königinnen des BaumClans durch ihre Warmherzigkeit beliebt geworden. „Doch besonders bedaure ich, dass unser Heiler Rankenkralle gestorben ist. Er hat dem Clan sehr lange gedient. Feuerfeder hat seinen Posten nun vollständig übernommen.“ Sie ließ den Katzen Zeit, zu trauern. Rankenkralle war während Stillsterns und Wassersterns Zeit geboren worden und als Echostern Anführerin war, war er vollwertiger Heiler geworden. Viele Katzen hatten ihn gekannt und gemocht, denn trotz seiner manchmal sehr harten Art war er ein guter Heiler gewesen – vielleicht sogar der beste Heiler in der Geschichte der beiden Clans. Eisblume fiel auf, dass vor allem Spinnenklaue, die Heilerin des BaumClans, betreten dreinschaute. Die beiden Heiler waren wohl gut befreundet gewesen.
„Außerdem ist vor einiger Zeit unser jüngster Krieger Möwenflügel an einer Entzündung und grünem Husten gestorben“, fuhr Vogelstern fort. „Auch seinen Tod bedauern wir sehr, da er noch sein ganzes Leben als Krieger vor sich hatte.“ Eisblume warf einen Blick auf ihre Schwester. Doch Feuerblume schien gar nicht zuzuhören, ihre Aufmerksamkeit galt Rissohr, den sie schon die ganze Zeit anstarrte. Eisblume seufzte leise.
„Doch wir haben auch gute Neuigkeiten“, sprach Vogelstern. „Unsere Kriegerin Schneeleopard ist zum zweiten Mal in die Kinderstube gezogen und die Jungen von Weißkinn sind Schüler: Pflanzenpfote, Träumerpfote, Sturmpfote und Stechpalmpfote. Die vier sind heute nicht da, da sie erst seit zwei Tagen Schüler sind und daher noch zu jung, um auf eine Große Versammlung zu gehen.“ Mit diesen Worten trat Vogelstern zurück. „Die Große Versammlung ist beendet“, miaute Zeitstern und sprang vom Kohlekreis. Vogelstern tat es ihm gleich.
Den Katzen blieb noch ein wenig Zeit, um miteinander zu reden. Eisblume sah, wie Spinnenklaue auf sie zukam. „Es tut mir so leid, dass Rankenkralle umgekommen ist“, miaute sie betreten und senkte den Kopf. „Er war ein guter Heiler. Ich schätze, dass es nie wieder einen Heiler wie ihn geben wird. Vielleicht kann ich bei Halbmond im SternenClan auf ihn treffen.“ Eisblume nickte. „Rankenkralle war wirklich einer der besten Heiler in der Geschichte der Clans“, miaute sie. „Es fühlt sich an… als wären die Wurzeln einer uralten Eiche herausgerissen worden.“ Spinnenklaue sah Eisblume an. „Ich weiß, was du meinst“, miaute sie. „Er war schon Heilerschüler, als ich geboren wurde“, miaute sie. „Feuerfeder wird seine Pfotenstapfen sicher dennoch gut füllen.“
„Ja, das wird sie“, schnurrte Eisblume und sah sich nach der Heilerin des VogelClans um. Die sprach mit Hornissenpfote, Spinnenklaues Schülerin. Eisblume liebte es, wenn die beiden Clans sich so gut verstanden.
Suchend ließ Eisblume den Blick über die Katzen schweifen. Wo ist Feuerblume schon wieder?, fragte sie sich, als sie ihre Schwester bei Fallobst, Rissohrs Schwester, entdeckte. Sie trat näher heran und schnappte das Gespräch auf. „Marienkäfer hat mich gefragt, ob wir Gefährten sein sollen“, sagte Fallobst gerade aufgeregt und Feuerblume schnurrte. „Das ist toll, Fallobst“, miaute sie. „Ich hätte auch gerne einen Gefährten.“ Bei diesen Worten warf Feuerblume einen schnellen Blick auf Rissohr. „Meint ihr, ihr werdet Junge bekommen?“, fragte Feuerblume, damit Fallobst sie nicht auf Rissohr ansprach. Doch Fallobst schüttelte den Kopf. „Ich kann leider keine Jungen bekommen“, murmelte sie gerade laut genug, dass Eisblume es auch hören konnte. Feuerblume legte ihr die Schweifspitze auf die Schulter. „Ihr werdet auch ohne Junge glücklich sein“, schnurrte sie beruhigend und Fallobst nickte.
Eisblume spitzte die Ohren, als Vogelstern den Clan wieder zusammenrief, damit sie ins Lager zurückkehren konnten. Feuerblume verabschiedete sich von ihrer Freundin und sah Rissohr noch einmal an. Eisblume knetete den Boden mit den Pfoten. Konnte Feuerblume nicht mal aufhören, dem BaumClan so viel Sympathie entgegen zu bringen?

15. Kapitel (letztes Kapitel)[]

Nach der Großen Versammlung war Eisblume müde gewesen, doch sie wurde von lautem Miauen geweckt. „Eisblume!“, rief eine Stimme, die verdächtig nach Flügelpfote klang. „Eisblume!“ Die schwarze Kätzin gähnte und stand auf, um sich zu strecken. Warum sind die Schüler morgens immer so aufgeweckt?, fragte sie sich. Sie waren doch auch auf der Großen Versammlung. SternenClan sei Dank hatte Eisblume die Patrouillen schon vor der Großen Versammlung eingeteilt, sodass sie wenigstens ein bisschen länger schlafen konnte.
„Eisblume, jetzt komm schon!“ Flügelpfote hüpfte vor dem Bau auf und ab, seine Schwester Blaupfote saß mit aufgeregt funkelnden Augen neben ihm. „Was ist denn, ihr Zwei?“, fragte Eisblume und gähnte erneut. „Seid ihr gar nicht müde nach der Versammlung?“ Blaupfote schüttelte den Kopf. „Kirschwasser und Birkenflügel haben uns früh geweckt“, miaute sie. „Für das Training. Wir haben gemeinsam gejagt und richtig viel Beute erlegt!“ Stolz reckte sie ihre Brust und Eisblume schnurrte belustigt, als sie den Frischbeutehaufen sah. Die beiden hatten einen stattlichen Fang gemacht, denn ein großes Kaninchen und zwei Eichhörnchen lagen dort, wo gestern Abend nur eine Maus lag. „Ich bin sehr stolz auf euch“, schnurrte Eisblume und fragte sich, ob die beiden Schüler nicht langsam mal bereit für ihre Beurteilung waren. Nach Glanzblicks Tod hatten die Zwei ihr Training zwar pausiert, aber danach und auch davor hatten sie pausenlos trainiert und waren sicher bald bereit, Krieger zu werden.
„Ja, Kirschwasser und Birkenflügel haben uns sehr gelobt!“, rief Flügelpfote. „Aber wir haben dich nicht deswegen geweckt. Wir haben was gerochen. Oder vielmehr… jemanden getroffen!“ Flügelpfotes bernsteinfarbene Augen leuchteten aufgeregt. Eisblume spitzte die Ohren. „So?“, fragte sie. „War es ein Eindringling? Habt ihr ihn verjagt?“
Insgeheim wusste Eisblume, dass Flügelpfote und Blaupfote Tomodachi meinen mussten. So aufgeregt, wie sie wirkten, hatten sie sicherlich mit ihm geredet und er hatte bestimmt gehofft, Eisblume vorzufinden, aber stattdessen die beiden Schüler getroffen, die ihm sehr ans Herz gewachsen waren.
Flügelpfote schüttelte heftig den Kopf. „Nein!“, rief er. „Es war kein Eindringling. Aber er ist immer noch zu schüchtern, um einfach so ins Lager zu spazieren.“ Jetzt wusste Eisblume, dass die beiden definitiv Tomodachi meinen mussten. „Wollt ihr mich zu ihm führen?“, fragte sie schnurrend, aufgeregt, ihren Gefährten wiederzusehen. Blaupfote und Flügelpfote nickten. „Komm mit!“ Die Schüler liefen los und Eisblume hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell waren.
Eisblume wusste, dass die Schüler sie zum Brennholzort führten. Dort hatten Tomodachi und sie sich vorher schon getroffen und wenn er das Lager nicht betreten wollte, weil er zu schüchtern warn, dann würde er auch jetzt dort auf sie warten. Als sie am Brennholzort ankamen, wartete er tatsächlich. „Da seid ihr ja!“, rief er Flügelpfote und Blaupfote zu und sah dann Eisblume an. Sie wurde von so viel Liebe erfüllt, als sie seine dunkelgrünen Augen sah. „Tomodachi!“, schnurrte sie und der blaugraue Kater schnurrte und lief auf sie zu.
Schnurrend drückten die beiden ihre Köpfe aneinander. „Ich weiß, es waren nur wenige Tage, aber ich habe dich wirklich vermisst“, flüsterte Tomodachi. „Ich habe dich auch vermisst“, antwortete Eisblume. Plötzlich fiel Eisblume ein, dass die Schüler immer noch da waren. Sie löste sich von Tomodachi und sah sie an. Flügelpfote und Blaupfote wechselten einen Blick. „Wir gehen noch einmal jagen“, miaute Blaupfote und Flügelpfote nickte. „Ja, der Clan braucht jede Beute“, fügte er hinzu und Eisblume schnurrte. „In Ordnung, ihr Zwei“, miaute sie. „Danke.“ Die beiden Schüler neigten den Kopf vor ihrer Zweiten Anführerin und miauten im Chor: „Tschüss, Tomodachi!“, ehe sie sich umdrehten und im Wald verschwanden.
„Die beiden sind sehr aufgeweckt“, schnurrte Tomodachi und sah auf die Stelle, wo die Schüler verschwunden waren. „Sie hätten es verdient, Krieger zu werden.“ Eisblume nickte. „Ja, sie haben hart trainiert“, miaute sie. „Wie geht es dir?“
Tomodachi zuckte mit den Schultern. „Es geht schon“, miaute er. „Ich fühle mich wohl mit meiner Familie, aber nicht im Zweibeinerort. Kwiat besteht drauf, Futter von den Zweibeinern anzunehmen. Dabei sieht es aus wie Hasenköttel und riecht auch danach!“ Eisblume schnurrte belustigt. „Du kannst uns immer im Lager besuchen und dir ein, zwei Mäuse genehmigen“, miaute sie. „Danke für das Angebot“, murmelte Tomodachi. „Aber ich finde genug im Zweibeinerort. Und außerdem will ich deinem Clan nicht die Beute wegnehmen. Ihr braucht jeden Bissen.“
„Du nimmst uns nichts weg“, miaute Eisblume. „Vogelstern hat auch gesagt, dass du immer willkommen bist. Und Flügelpfote und Blaupfote sehen dich sehr gerne.“ Tomodachi schaute auf seine Pfoten und knetete den Boden. „Ja, das stimmt schon“, miaute er leise. „Aber ich bin nicht gerne unter so vielen Katzen. Mein Herz rast und meine Kehle schnürt sich zu. Es ist zu viel.“
Tröstend drückte sich Eisblume an ihren Gefährten. „Das ist okay“, wisperte sie. „Du musst uns nicht besuchen, wenn du Angst hast.“ Dankbar blinzelte Tomodachi Eisblume an. „Ácrata will alles über das Clanleben wissen“, miaute er plötzlich. „Ich glaube, er würde sich in deinem Clan wirklich wohlfühlen.“ Ácrata war der Sohn von Kwiat, die wiederum die Schwester von Tomodachis Vater Piwo war. „Vielleicht wird er den Clan ja besuchen, wenn du ihm erzählst, wo das Lager ist“, murmelte Eisblume. „Oder du bringst ihn her. Ich bin sicher, dass Vogelstern nichts gegen einen Verwandten von dir hat, der sich ernsthaft für das Clanleben interessiert.“
Tomodachi nickte. „Ja, mal sehen“, erwiderte er. Eisblume bemerkte, dass er nicht sonderlich glücklich wirkte. Vermutlich wollte er nicht, dass Ácrata wegging, aber Eisblume spürte, dass er nicht drüber reden wollte. „Ihr seid alle immer willkommen“, miaute Eisblume. „Vor allem du, denn du hast uns geholfen.“ Tomodachi wollte gerade was erwidern, doch er wurde unterbrochen. „Wenn es nach mir ginge, dann würde er weit weg gehen und nie wieder kommen.“ Eisblume sträubte das Fell, als ausgerechnet Hellbraun auf die Lichtung trat. „Er hat vielleicht geholfen, aber er ist immer noch Einzelläufer. Außerdem ist er zu feige. So jemanden wollen wir nicht im Lager haben.“
„Du willst ihn nur nicht im Lager haben, weil du eifersüchtig bist“, knurrte Eisblume. Tomodachi legte ihr die Schwanzspitze an die Flanke, um sie zu besänftigen, doch Eisblume ignorierte das. „Ja, bin ich“, zischte Hellbraun. „Man wird ja wohl noch Gefühle haben dürfen.“ Eisblume zuckte wegwerfend mit dem Schwanz. „Gefühle sollten dich aber nicht so dermaßen beherrschen. Vogelstern ist deine Anführerin. Wenn sie sagt, dass Tomodachi ins Lager darf, wann er möchte, dann kann er das auch.“ Eisblume sah, wie Hellbraun seine Augen verdrehte. „Das wird ein Nachspiel haben, Eisblume“, knurrte er. „Du kannst dich vielleicht jetzt auf den Clan konzentrieren, aber wie wird das aussehen, wenn du Junge bekommst, die HalbClan und Halb-Einzelläufer sind?“ Hellbraun wartete nicht auf Eisblumes Antwort, sondern drehte sich um und lief ins Gebüsch.
Eisblume seufzte. „Ich würde ihn manchmal wirklich gerne kratzen“, miaute sie, immer noch wütend. „Er ist es nicht wert“, besänftigte Tomodachi die schwarze Kätzin. „Ja, du hast recht“, seufzte sie. „Ich muss zu meinem Clan zurück. Sehen wir uns hier bald wieder?“
„Ich werde versuchen, dir eine Nachricht zukommen zu lassen“, miaute Tomodachi. „Irgendwen von deinem Clan werde ich sicher treffen.“ Eisblume nickte und drückte sich schnurrend an Tomodachi. „Ich liebe dich“, flüsterte sie. „Ich dich auch“, erwiderte Tomodachi. „Pass auf dich auf. Ich vertraue Hellbraun nicht.“ Eisblume sah ihn an. „Ich auch nicht. Ich werde schon aufpassen.“
Sie drehte sich um und nahm sich vor, auf dem Heimweg noch zu jagen. Doch irgendwie fühlte sie sich auf einmal nicht mehr sicher in ihrem Territorium, nachdem Hellbraun ihr mit einem Nachspiel gedroht hatte. Und was ist, wenn Rankenkralle und Feuerblume recht hatten und Hellbraun ist wirklich gefährlich?
Eisblume schüttelte den Kopf. Hellbrauns Eifersucht war zwar extrem, aber sie konnte nicht glauben, dass er ernsthaft jemanden verletzen wollte.

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