WarriorCats-Erfindung Wiki
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(Bildquelle © unbekannt: https://1000freudendesalltags.wordpress.com/tag/hof/)

Alternativtitel: Rankenherz' Dornen

Baumwurzel-1-

Erscheinungsdaten: 2.6.17 - 24.2.19

Die Hierarchie 15 Monde zuvor

Die Hierarchie[]

WurzelClan[]

WurzelClan-Symbol

Anführerin: Roststern - dunkelrot gestreifte Kätzin; Mentorin von Milchpfote

Zweite Anführerin: Rankenherz - junge, braune Tigerkätzin; Mentorin von Aschenpfote

Heiler: Beerensprung - heller Kater mit hellgrünen Augen

Krieger:

Glanzfang

Klarauge - grosse, grau getigerte Kätzin

Rehklinge - brauner Kater mit weisser Zeichnung

Silberfang - graue Kätzin mit grünen Augen

Krallenpelz - grau gescheckter Kater

Amselflug - dunkelgrau gestreifte Kätzin; Mentorin von Buschpfote

Lilienpelz - schwarze Kätzin mit violetten Augen

Morgenlicht - orange gefleckte Kätzin

Hellbrand - hellcreme-oranger Kater

Klettenschweif - duneklbraun getigerte Kätzin

Schwalbenrose - weisser Kater mit roten Augen

Heckenblüte - rote Kätzin mit bernsteinfarbigen Augen

Marderfell - braun getupfte Kätzin

Federnase - graubraune Kätzin mit verstrubbeltem Fell

Schüler

Aschenpfote - dunkler Kater

Milchpfote - grau-weisse Kätzin

Buschpfote - grau getigerter Kater

Königin:

Schneebeere - braun-weiss getupfte Kätzin; Mutter von Brombeerjunges, Blaujunges und Weissjunges

Älteste: Blattwirbel - getigerte Kätzin mit altersgrauer Schnauze

Dornengesicht

KieselClan[]

KieselClan-Symbol-0

Anführer: Klarstern - grau getigerter Kater mit weissem Bauch

Zweite Anführerin: Regenwolke - blaugrau gefleckte Kätzin; Mentorin von Murmelpfote

Heiler: Tauschwinge - silbern getigerte Kätzin; Mentorin von Sumpfpfote

Krieger:

Eichenfeuer - rotbrauner Kater; Mentor von Schneipfote

Tatzenschritt - dunkelgrau getupfter Kater; Mentor von Nieselpfote

Fliegenschweif - hellgrau getigerte Kätzin; Mentorin von Regenpfote

Steinblüte - weissbraun gefleckte Kätzin

Honigbauch - braune Kätzin

Algenmoos - schlanker, schwarzer Kater

Schüler:

Schneipfote - grau-weiss gestreifte Kätzin

Regenpfote - grau gefleckter Kater

Nieselpfote - hellgrau getupfte Kätzin

Murmelpfote - hübsche, grau getupfte Kätzin

Sumpfpfote - bunt gefleckte Kätzin

Königin:

Lichtfang - hellcremefarbig getigerte Kätzin; Mutter von Fuchsjunges

Älteste:

Tropfenschatten - schwarzer Kater

Zedernfluss - dunkelgrauer Kater

LeuchtClan[]

LeuchtClan-Symbol

Anführer: Steinstern - grau gestreifter Kater; Mentor von Waldpfote

Zweiter Anführer: Vogelschwinge - gescheckte Kätzin mit bernsteinfarbigen Augen; Mentorin von Fuchspfote

Heiler: Adlertau - dunkelbrauner Kater mit hellrotbraunen Flecken

Krieger:

Seidenbrise - graue Kätzin mit sanft helleren Streifen

Silberwind - hellgrau gestreifte Kätzin mit weissen Flecken; Mentorin von Sonnenpfote

Rotkehlchenpelz - dunkelroter Kater mit weisser Schwanzspitze und orangen Augen; Mentor von Graupfote

Eichhornglanz - rote Kätzin mit weisser Hinterpfote; Mentorin von Ginsterpfote

Feuervogel - langhaarige, bernstein-rot-weisse Kätzin; Mentorin von Vogelpfote

Flammenherz - rot-bernsteinfarbiger Kater mit weissen Tupfen

Russfrost - grau-weisser Kater; Mentor von Rotpfote

Bernsteinflug - dunkelgrauer Kater mit hellgrauen Streifen am Kopf und bernsteinfarbenen Augen; Mentor von Glanzpfote

Farnfeder - rotbraun getigerter Kater; Mentor von Sonnenpfote

Federglanz - hell gescheckte Kätzin

Habichtglut - kleiner, rotbraun getigerter Kater mit drei weissen Pfoten

Kleewurzel - grosse, honigfarbige Kätzin mit tiefgrünen Augen

Mäusestreif - grau gescheckter Kater mit gestreiften Beinen und weissen Pfoten

Schattenbart - kleiner, fast schwarzer Tigerkater

Staubfeder - staubbraun gescheckter Kater

Haselschwinge - langhaariger, weiss-hellbraun gestreifter Kater

Glanzschweif - hellgraue Kätzin mit weissem Aalstrich und blauen Augen

Ginsterstreif - langhaarige, grau getigerte Kätzin

Grauwind

Schüler:

Fuchspfote - braun und honigfarben getigerter Kater

Waldpfote - sehr grosse, dunkelbraun, schwarz und weiss gestreifte Kätzin mit gelben Augen

Sonnenpfote - dunkle, honigfarbene Kätzin

Rotpfote - roter Kater mit bernsteinfarbenen Augen

Vogelpfote - hell gescheckte Kätzin

Königinnen:

Mohnflügel - grosse, langhaarige, dunkelrote Kätzin; Mutter von Flicken- und Kleejunges

Borkennase - dunkelbraun getigerte Kätzin; Mutter von Ampferjunges

Dornenblüte - grosse, dunkelgrau gestreifte Kätzin; Mutter von Morgen- und Abendjunges

Älteste:

Farnsee - hellbraun getigerte Kätzin

Strauchelfuss - dunkelgrau gestreifter Kater mit verkrüppelter Pfote

Seidenbrise - graue Kätzin mit sanft helleren Streifen

FlockenClan[]

FlockenClan-Symbol-0

Anführer: Unkenstern - schwarze Kätzin mit bernsteinfarbigen Augen

Zweiter Anführer: Zischelflamme - orangefarbiger Kater mit braunen Tupfen; Mentor von Hochpfote

Heiler: Zedernflug (Fliegende Zeder) - langhaariger, grauer Kater

Krieger:

Salbeispitze - brauner Kater mit weissen Ohrenspitzen

Rauchstreif - silbrig gestreifter Kater mit langen Schnurrhaaren

Ginsterbeere - grau gestreifte Kätzin mit leuchtend gelben Augen

Espenstimme (Stimme der Espe) - braun getigerte Kätzin mit rotem Schweif

Rankenkralle - braun gestreifter Kater mit weissem Brustfell

Gertenschweif - langhaarige, hellbraun gestreifte Kätzin

Schaftbart - hellbraun gestreifter Kater

Iltisschlaf - weisser Kater mit hellgrauen Tupfen

Wisperschweif - sandfarbig gestreifter Kater mit einer schwarzen Pfote

Aschenwirbel (Wirbelnde Asche) - dunkelgrau gestreifte Kätzin; Mentorin von Torfpfote

Schillerschweif - schwarze Kätzin mit hellgrauen Streifen; Mentorin von Erdpfote

Rosenklee - riesige, rotcremefarbige Kätzin

Blumensprung - schildpattfarben-weisse Kätzin mit schwarzen Tupfen

Irrgeist - hellbraun gestreifter Kater mit helleren Beinen

Spukauge - dunkler Kater mit bernsteinfarbigen Augen

Zwerglicht - dunkelrotbraune Kätzin mit hellem Bauchfell

Heidewolke - langhaarige, weisse Kätzin

Schüler:

Erdpfote - grosse, hellgraue Kätzin mit dunklen Beinen

Hochpfote - gestreifter Kater mit gelben Augen

Torfpfote - dunkelgraubraune Kätzin mit grünen Augen

Libellenpfote - hellrotbraun gestreifter Kater mit gelben Augen

Königin:

Unkenstern - schwarze Kätzin mit bernsteinfarbigen Augen: Mutter von Lilienjunges

Raunsang - braun gefleckte Kätzin mit weissem Strich; Mutter von Splitterjunges

Älteste:

Taubenblüte - weisse Kätzin mit schwarzen Flecken

Der erste Teil des Baumes der Clans

Prolog[]

Rotstreif schüttelte die Regentropfen ab, die sich schwer in ihr Fell saugten. Es regnete viel zu oft in letzter Zeit. Neidisch schaute sie zu ihrem Bruder hinüber, ihm schien der Regen nichts auszumachen. Der Regen perlte an seinem Fell besser ab, als an ihrem. Die Tropfen malten lediglich dunkle Tupfen auf sein rotes Fell, bis es genauso dunkel wie ihres war. Auch wenn er es sich nicht anmerken liess, kannte sie ihn zu gut um nicht zu wissen, dass er am liebsten versucht hätte, mit der Zunge die Tropfen aufzufangen. Aus irgendeinem Grund schien er den Regen sogar zu mögen. Sie hingegen hasste Regen. Er liess die Frischbeute völlig aufgeweicht und schlammig zurück. Sie mussten ihre Beute so schnell wie möglich ins Lager bringen.

"Beeilen wir uns, bei dem Regen finden wir eh nichts mehr. Wenn wir nicht bald ins Lager kommen, erkälten wir uns noch", meldete sich Federpfote hinter ihnen, die wahrscheinlich genau dasselbe dachte. Auch ihr Fell war pitschnass. "Dann lasst uns etwas rennen", schlug Blutfang vor. Das liess sich Rotstreif nicht zweimal sagen. Schnell wie der Blitz sauste sie mit dem Kaninchen und den beiden Mäusen im Maul in Richtung Lager. Blutfang, ihr Bruder, war aber schneller. Federpfote war aber auch nicht gerade langsam. Schon fast hatte sie Rotstreif eingeholt. So sehr sie sich auch bemühte, Rotstreif konnte Blutfang einfach nicht einholen.

Als sie bei ein paar Eschen vorbeisausten erinnerte sich Rotstreif daran, dass der Boden hier besonders matschig war und man hier vorsichtig auftreten musste. Sie hatte das auf die harte Tour lernen müssen. Als Schülerin war sie genau hier einmal hingefallen. Blutfang hatte sie ja so ausgelacht. Sie hatte den ganzen Tag gebraucht, um den Schlamm aus dem Fell zu lecken. Federpfote war geschickter und überwand die Stelle ohne grosse Probleme.

Die Blätter raschelten im Wind. Aber zu laut, dachte sich Rotstreif. "Halt an Federpfote, da ist etw-!" Ein Schatten sprang vom Baum. Rotstreif konnte nicht mehr bremsen. Sie konnte die Überraschung in seinem Gesicht sehen. Sie war in ihn hineingerutscht, wie peinlich. "Kaum lässt man euch aus den Augen, schon verhaltet ihr euch wie Junge", schalt Haselbart sie. "Und du schleichst uns immer hinterher, als könnten wir nicht auf uns selbst aufpassen. Es ist dir wahrscheinlich entfallen, aber ich bin nun selbst Mentor", entgegnete Rotstreif und deutete auf Federpfote. "So hab ich dir das aber nicht beigebracht. Ein Krieger sollte seine Arbeit immer mit Würde verrichten, nicht wie ein Junges", Haselbart schien kaum beeindruckt von ihrer Ansage zu sein. Typisch Haselbart, dachte sich Rotstreif, hielt aber ihren Mund. Er war früher ihr Mentor gewesen. Früher... Früher...

Das ist alles früher passiert. Blutfang ist bereits tot, dachte Roststern. Sie hatte geträumt. Sie kletterte aus ihrem Nest und verliess ihren Bau. Viele Krieger und Kriegerinnen begrüssten sie, doch ihr war noch immer als träume sie. Sie beschloss das Lager zu verlassen und Jagen zu gehen, wie an jenem Tag.

An diesem Tag regnete es aber nicht und sie war allein...

1. Kapitel: Traum[]

Lange war es her, dass Rankenherz so glücklich war wie jetzt. Sie bekäme bald ihre ersten Jungen, mit einem Gefährten der ihr beistand. Auch hatte sie ein hohes Amt. Doch es stand ihr im Weg. Wie konnte sie zweite Anführerin und Mutter gleichzeitig sein? Ich schaffe das schon.., dachte sie sich.

Sie befand sich auf einer Lichtung im Wald, lag im Farn und sonnte sich. Die Sonne schien warm auf ihr Fell, das tat gut. Bald käme der Blattfall, da musste man die Sonne noch etwas geniessen. Sie hatte sich diese Pause wirklich verdient, war heute schon auf Patrouille und zwei Mal auf der Jagd gewesen. Sie betrachtete gerade eine Amsel, die in den Ästen einer Tanne von Zweig zu Zweig hüpfte, sie hatte ein braunes Gefieder, also war sie ein Weibchen. Ob sie wohl auch Junge hatte?

Plötzlich schüttelte sie ein Hustenanfall durch. Den hatte sie nun schon seit mindestens einem Mond. Ich darf keine Schwäche zeigen! Auch wenn die meisten nun auf ihrer Seite waren, viele Clanmitglieder waren skeptisch gewesen, als sie erfuhren, dass Rankenherz zweite Anführerin werden sollte. Sie war eben wirklich noch etwas zu jung dafür. Deshalb hatte sie ihnen noch nichts von ihren Jungen erzählt. Es war dumm, zu glauben sie könnte es verbergen. Sie würden es sowieso herausfinden. Das war ihr bewusst, und dennoch...

Ein Schmetterling flog über sie. Seine weissen Flügel schienen den ganzen Himmel zu bedecken, als er auf ihrer Nase landete. Er war schön, doch leider kitzelte er sie auch unheimlich. Da musste sie niesen. Dabei entdeckte sie ihren Gefährten Hellbrand am Rande der Lichtung. Seinen Pelz hätte sie unter Tausenden erkannt. Er schnurrte und sie begrüsste ihn Nase an Nase. Er wird ein guter Vater sein.

"Gehen wir jagen?", fragte er sie. "Natürlich." Mit ihm machte ihr das Jagen immer Spass. Er erlegte 2 Wühlmäuse und sie eine Wasserratte. Noch war sie noch uneingeschränkt und konnte all ihren Kriegerpflichten nachkommen. Sie trugen die Beute ins Lager. Sie hatte schon wieder Hunger, also teilten sie sich eine Wühlmaus. "Sei gegrüsst Roststern!", rief Rankenherz ihrer Anführerin zu, als diese ihren Bau verliess. Ihr Fell stach ihr wie immer sofort ins Auge. Wie konnte es das auch nicht? So ein dunkelrotes Fell hatte sonst niemand im Clan. Roststern grüsste aber nicht zurück. Sie lief direkt und ohne Begleitung aus dem Lager. "Ich sollte ihr nachgehen und sie fragen was los ist", meldete sie Hellbrand. "Lass nur. Roststern hat ihre eigenen Probleme. Es ist nicht allein deine Aufgabe sie für Roststern zu lösen.", riet Hellbrand. "Nun gut, aber ich werde ihr Katzen für eine Patrouille geben." Sie stand auf und schickte Silberfang, Morgenlicht und Milchpfote los, die Anführerin zu suchen. "Gerade als ich eine Pause einlegen wollte!", beschwerte sich Morgenlicht, nur halb ernstgemeint. Aber sie verliess dann doch mit den anderen das Lager.

Rankenherz sprang zurück zu Hellbrand. Sie war es allerdings wieder einmal zu schnell angegangen und spürte, wie sich ein Hustenanfall meldete. Sie versuchte ihn zu unterdrücken, was ihr nur halbwegs gelang. Sie ass noch zu Ende und verabschiedete sich dann von Hellbrand: "Ich gehe mich ausruhen, bis später!" Sie leckte ihm das Kopffell, wie sie es immer tat und tappte zum Bau der Krieger. Da war ihr Nest. Ein Schüler hatte es weich ausgepolstert. Dankbar rollte sie sich darin zusammen und schlief schnell ein.

Alles war schwarz wie die Nacht, sie konnte nichts sehen. Das Gestein unter ihren Pfoten war kalt und glitschig. Sie tastete sich vorsichtig vorran. Vor ihr war eine Wand. Sie tastete die Wand ab und erkannte, dass sie wohl in einer Höhle war. Eigentlich war sie hier sicher, doch sie mochte die stickige Luft und die Finsternis nicht. Sie suchte den Ausgang, fand ihn jedoch nicht. Sie rannte verzweifelt durch die Tunnel, doch nichts half, der Ausgang blieb ihr verwehrt.

Plötzlich hörte sie Schreie. Sie versuchte herauszufinden was das war und schaffte es schliesslich in einen grösseren Raum der Höhle. Hier konnte sie etwas sehen, ein paar Löcher in der Decke spendeten etwas Licht. Nun sah sie auch wer geschrien hatte. Da war Roststern. Und... Sind das meine Jungen? Irgenetwas gab ihr die Gewissheit, dass es so war. Es waren drei, eines kleiner und niedlicher als das andere. Farben waren schwer auszumachen, doch sie war sich sicher dass das eine ein getigertes, ein anderes ein geflecktes und das dritte ein einfarbiges Fell hatte. Roststerns rotes Fell brauchte sie gar nicht zu sehen, sie hatte sie an ihren Umrissen und ihrem Geruch erkannt.

Ein Rauschen erklang aus einem Gang hinter ihnen. Es wurde rasch lauter und dann war ein Spiel aus Licht und Schatten an der Wand zu sehen, das von dem Wasser erzeugt wurde. Das Wasser war aus dem tieferen Tunnel gekrochen, aus dem sie das Rauschen gehört hatte. Das Wasser leckte bereits an ihren Pfoten. Panik überkam Rankenherz. Die Jungen kreischten. Sie warf Roststern einen Blick zu und der Plan war klar. Rankenherz legte sich das getigerte Junge auf den Rücken und trug das einfarbige mit dem Maul. Roststern trug das gescheckte. Sie kletterten in einen höheren Gang und suchten den Ausgang. Aber sie waren zu langsam. Das Wasser war bereits wieder hinter ihnen und Roststern strauchelte. Sie konnte nicht mehr aufstehen. Rankenherz musste sich entscheiden, die Anführerin oder ihre Jungen? Sie war überfordert und rannte in ihrer Panik von dem Wasser weg. Da war der Ausgang! Sie rannte bis sie das Licht erreicht hatte. Was habe ich nur getan? Das war falsch, auch wenn es nur ein Traum gewesen ist.

"Hey Schlafmütze, wach auf!" Mmmh... was soll das denn?, dachte sich Rankenherz verschlafen und unterdrückte ein Husten. Dann zuckte sie verlegen zusammen. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie rappelte sich auf und putzte sich nur schnell, denn sie musste noch einige Patrouillen einteilen, das war ihre Pflicht als zweite Anführerin. Sie blickte sich um. Es war niemand im Bau zusehen, dennoch war es sonnenklar wer sie geweckt hatte. Diese scharfe Zunge... Sie stapfte einigermassen wütend aus dem Bau der Krieger auf die lichtdurchflutete Lichtung.

Ihr Blick suchte das Lager ab und ruhte schliesslich auf Krallenpelz. "Was ist denn? Können wir jetzt endlich auf Patrouille gehen?", rief ihr der grau gescheckte Kater verächtlich zu. Wann akzeptiert er mich endlich? "Du wirst dann auf Patrouille gehen, wann ich es dir sage", antwortete sie äusserlich ruhig. "Dann solltest du vielleicht anwesend sein, wenn man auf Patrouille geht und nicht schlafen", seine Stimme triefte nur so vor Hohn. "Rede nicht so mit der zweiten Anführerin des Clans", unterstützte sie Hellbrand. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und wandte sich darauf wieder an Krallenpelz: "Was ist dein Problem?" "Was mein Problem ist?! Ich w..." Plötzlich gab es ein grosses Geschrei auf der anderen Seite des Lagers. Was ist das nun wieder? Heute ist ein seltsamer Tag...

2. Kapitel: Rettung[]

Rankenherz überquerte die Lichtung. Alle riefen Dinge wie Zu Hilfe! und Wo ist Beerensprung? Rankenherz sträubte sich das Nackenfell als sie die Ursache dafür sah. Es war Aschenpfote. "Aschenpfote? Was ist passiert?!", Rankenherz war entsetzt. Aschenpfote lag in einer Pfütze aus Blut, zu schwer verletzt um aufzustehen. Viele Katzen standen um ihn herum und waren starr vor Schreck. "Aschenpfote!!", es war der Ruf der Verzweiflung einer Mutter, die fürchtete ihr Junges zu verlieren. Federnase... Sie stürzte auf Aschenpfote zu und begann ihm das Kopffell zu lecken. Sie rief immer wieder seinen Namen. Federnase.. es tut mir so leid.

Wieder musste Rankenherz Husten. "Was ist passiert?", fragte sie erneut. Sie musste die Lage so schnell wie möglich unter Kontrolle bekommen. Und diesen Husten auch. "Aschenpfote kam ins Lager gehinkt. Er sagte irgendetwas von einem Kampf an der FlockenClan-Grenze und brach dann zusammen", krächzte Blattwirbel. Ein Kampf?! Was für ein Kampf? Wo ist Roststern? Sie musste schnell handeln. "Krallenpelz, Rehklinge, sucht Beerensprung! Marderfell hole Roststern! Klarauge, Amselflug und Hellbrand verteidigt mit Buschpfote das Lager, falls der Kampf zu uns kommt! Älteste und Junge gehen in ihre Baue! Alle Übrigen versuchen Aschenpfote zu helfen!" "Roststern ist auf einer Patrouille mit Silberfang, Morgenlicht und Milchpfote. Vermutlich wurde Roststerns Patrouille in den Kampf verwickelt!", die Angst stand Federnase noch immer ins Gesicht geschrieben. "Wenn das so ist, müssen wir ihnen helfen! Marderfell, Krallenpelz, Klettenschweif und Rehklinge, ihr kommt mit mir!", Rankenherz bewegte sich auf den Lagereingang zu.

"Du solltest nicht gehen!", meinte Hellbrand, "Nicht in deinem Zustand." Er sah bestimmt die Verzweiflung in ihren Augen aufblitzen. Sie konnte nichts tun. "Lass mich gehen", bat er. "Nein ich gehe." Sie hatte sich entschieden. Dies würde nicht wieder wie in ihrem Traum verlaufen. Junge hin oder her sie musste Roststern beschützen! So stürmte sie gemeinsam mit ihrer Truppe aus dem Lager in Richtung FlockenClan-Grenze.

"Was meinte Hellbrand mit "in deinem Zustand"?", wollte ausgerechnet Krallenpelz wissen. Sie konnte sich gerade noch beherrschen und nicht zusammenzucken. "Nichts", sagte sie mit einer Mimik, die nicht zu deuten war. Er wusste sehr wohl, dass dahinter noch mehr steckte, doch es gab jetzt Wichtigeres. Aber wenn das hier vorbei ist sage ich es Roststern. Ich sage es allen. Und ich werde stolz auf meine Jungen sein.

Sie verliessen den Wald und stürmten auf die Wiese an der FlockenClan-Grenze. Blut, überall war Blut. Rankenherz hustete. Die Angreifer waren bereits weg. Nur Roststern lag da.. und ihr Fell war nicht nur wegen ihrer Fellfarbe so rot... "Roststern!!!", Rankenherz rannte zu ihr hin. "Roststern! Geht es dir gut?!" Ihr gefror das Blut in den Adern als sie nach ihrem Herzschlag lauschte. Sie war schon tot. Jetzt muss ich den Clan schützen! Aber wie? Ich erwarte Junge, ich kann jetzt keine Anführerin sein! "Wird sie wieder?", fragte Klettenschweif ängstlich. Rankenherz fühlte einen dicken Kloss in ihrem Hals, der es ihr schwer machte, zu sprechen: "Nein. Das war ihr letztes Leben." "Ihr Letztes?", Marderfell war entsetzt. Ja ihr letztes.. Mit trüben Augen starrte Rankenherz in die Ferne.

Ein Ruf riss sie aus ihrer Starre. "Ich habe Morgenlicht gefunden!", rief Hirschklinge von weiter hinten auf der Wiese. Rankenherz musste sie nicht genauer betrachten, sie wusste es. Dennoch fragte sie: "Ist sie auch..?" "Ja." Sie wusste nicht wer es gesagt hatte, es war auch ganz gleich. Roststern war tot. Hätte ich Morgenlicht und die Anderen nicht nach draussen geschickt, wären sie jetzt unversehrt. Wäre ich Roststern nachgegangen und hätte sie zurück ins Lager gebracht, würden jetzt noch alle leben. Ein Hustenanfall schüttelte sie. Niemand bemerkte es.

"Oh nein, Klarauge!", Marderfell keuchte auf und betrachtete sie genau. "Sie lebt!", rief sie plötzlich. "Schnell, wir müssen sie ins Lager bringen. Seht ihr hier sonst noch jemanden?", fragte Rankenherz. "Was ist das dort drüben, ist das.." "Silberfang!", fragte Krallenpelz, der von Klettenschweif unterbrochen wurde. "Sonst ist hier niemand mehr zu sehen", berichtete Rehklinge. "Gut, dann lasst uns..", wollte Klettenschweif sie anweisen. "Nein! ich spüre, dass hier noch jemand ist!", hielt Rankenherz dagegen. Es ist als würde ich die Verzweiflung spüren, als würde ich einen stummen Hilferuf empfangen. "Da!", tatsächlich, Morgenlicht bewegte sich. Oder viel eher Milchpfote, die sich unter ihr versteckt hatte. Rankenherz war ja so erleichtert, ihren grau-weissen Pelz zu sehen.

Sie schleppten Klarauge und Silberfang ins Lager. Milchpfote konnte selber gehen. Es war jetzt erstmal wichtig, die Verletzten zu behandeln, die Toten würden warten müssen. Hier versuchte man bereits alles, um Aschenpfote am Leben zu erhalten. Die Verwundeten wurden neben Aschenpfote gelegt und so gut es ohne Heilerausbildung ging, behandelt. Es wurden Wunden ausgeleckt und Spinnweben aufgelegt.

Rankenherz wusste was zu tun war. Sie musste zu ihrem Clan sprechen. Wenn es doch nur mal eine Hustenpause geben würde. Sie kriegte zwar kaum Luft, sprang aber trotzdem auf das Hochsims, das aus einem grossen Felsbrocken ragte. "WurzelClan hört mich an!", sie hustete. "Ich weiss ihr seid verzweifelt. Ich weiss ihr wisst..", schon wieder dieser Husten! "...nicht mehr weiter. Doch hört mir zu! Wir müssen..", sie bekam einen heftigen Hustenanfall und verlor das Gleichgewicht.

Nein! Ich.. Ich falle! Das Entsetzen wuchs in ihr heran, sie war direkt vor ihrem Clan vom Hochsims gestürzt! Dann wurde alles um sie herum schwarz. Irgendwo hörte sie noch Hellbrand ihren Namen rufen, doch sie war weg. In der Schwärze, der Nacht, in den Tunneln verloren.

3. Kapitel: Das Junge[]

Was ist jetzt los? Verwirrt schaute Rankenherz sich um. Ich bin okay. Zum Glück ist mir nichts passiert. Dennoch starrten sie alle völlig entgeistert an. Naja, ich bin ja auch vom Hochsims gefallen. Verlegen leckte sie sich das Brustfell. "Keine Sorge, mir ist nichts-", wollte sie ansetzten, doch da war etwas in diesem Brombeerbusch das sie anstarrte. Da war ein Junges. Es starrte sie mit einem allesdurchdringenden Blick an. Als es sprach zuckte sie zusammen. "Schweig! Gib keinen Ton von dir, du bist tot!", rief es, ein furchtbar lauter Ruf, der doch so leise war. Rankenherz war zu Stein erstarrt. Der Schreck war in sie eingefahren und liess sie nicht mehr los. Sie wurde taub und blind um das was um sie herum geschah. Wer ist das?! Ich habe dieses Junge noch nie zuvor gesehen! Es stammt nicht aus unserem Clan. Ein Eindringling?

Das Junge schritt auf sie zu. Rankenherz war verwirrt. Es kommt immer näher. Schliesslich stand es vor ihr. Sie bekam Angst. Sie konnte sich nicht bewegen. Das Junge beugte sich zu ihrem Nacken herab. Es tötet mich!! Aber, kann es das überhaupt? Ich bin doch schon tot. Das hat es zumindest gesagt. Das Junge packte Rankenherz am Nackenfell und zerrte an ihr. Der Schmerz war unbeschreiblich, tat nicht am Körper, sondern in der Seele weh. Es fühlte sich an, als würde sie entzwei gerissen. Dennoch schrie sie nicht und hielt sogar still. Nach einer Weile war der Schmerz weg. Sie konnte sich bewegen, sie war frei! Das Junge hatte sie befreit! Das Junge gab ihr lautlos zu verstehen, dass sie ihm folgen solle und führte sie in den Farn am Rande der Lichtung.

"Du kannst jetzt sprechen", miaute das Junge mit einer Stimme, die doch so erwachsen klang, aber wenigstens nicht so seltsam wie vorhin. "Stimmt das? Bin ich wirklich... tot?!", Rankenherz konnte es nicht fassen. "Nein, das habe ich nur gesagt, damit du endlich Mal die Klappe hältst!" Rankenherz zuckte zurück. "Warum soll ich denn still sein?", erkundigte sie sich kleinlaut. "Ganz einfach. Sie können dich nicht sehen, aber hören, verstehst du?" "Ja." "Wie "ja.", wundert dich denn gar nichts? Nicht wer ich bin? Was du bist? Warum? Du bist echt anders. Alle anderen fragen immer nur. Fragen, fragen, fragen, fragen!!" "Nun ja, ich will es lieber gar nicht wissen. Was bringt es mir denn? Ich habe alles verloren, meinen Clan, meine Familie, meine Freunde, Hellbrand... meine Jungen." "Deine Jungen? Nein, die leben noch. Genauso wie du, erinnerst du dich?" "Du sagst ich bin am Leben, aber wie kann das überhaupt sein? Man sieht mich nicht." Sie schaute an sich herab. Sie war ein blassbraun getigerter Geist! "Überrascht? Dann schau mal auf die Lichtung. Dann bist du erst recht überrascht." Rankenherz lugte vorsichtig zwischen den Farnwedeln hervor. Dann fiel ihr ein, dass man sie eh nicht sehen konnte und sie ging zwischen den anderen Katzen hindurch. Sie konnte wirklich durch sie hindurchgehen! Wie ein Geist.

Direkt unter dem Hochsims lag.. sie. Sie selbst. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Situation allmählich begriff. Auf der Lichtung herrschte Chaos. Die Anführerin war heute gestorben und es schaute so aus, als würde ihr die zweite Anführerin gleich folgen. Hellbrand und ein paar andere Katzen kauerten bei ihrem Körper und versuchten ihr zu helfen, doch es half einfach nichts. "Du bist nicht tot, nur weggetreten. Das passiert oft schwer verletzten Katzen." Das Junge hatte sie erschreckt, sie hatte es gar nicht kommen hören. Rankenherz fuhr herum und stammelte: "J-j-ja warum denn???" "Na endlich. So gefällst du mir schon besser. Es ist nur normal Fragen zu stellen." Das Junge grinste wissend. "Was gibt's da zu lachen? Ich will wissen, was hier los ist!", Rankenherz war empört. "Na also. Das da vorne ist dein Körper. Das hier "(sie deutete auf Rankenherz selbst)" ist deine Traumgestalt. Also der Körper, mit dem du normalerweise durch deine Traumwelt spazierst und Schmetterlinge fängst. Deswegen können die anderen dich nicht sehen, doch sie können hören, was du im Schlaf murmelst, verstanden?" Das Junge ging zurück zum Farngebüsch.

Rankenherz rannte ihr hinterher. "Ich fange keine Schmetterlinge in meinen Träumen!" Sie glättete ihr Fell wieder. "Aber warum sehe ich jetzt die echte und nicht die Traumwelt?" Das Junge schaute sie lange an. Schliesslich miaute es mit zögernder Stimme: "Ich kann dir nur sagen, dass du nicht die Erste bist, der das passiert." Das Junge wusste noch mehr, das war klar. Aber Rankenherz konnte es nicht dazu zwingen, noch mehr zu sagen. Stattdessen fragte sie: "Warum hast du so an mir gezerrt? Das hat so wehgetan!" "Ich habe nur deine Seele von deinem Körper getrennt. Damit du dich frei bewe-" "Beim SternenClan, du hast was getan?! Und wo ist dann jetzt meine Seele, wenn das nur mein Traumkörper ist?!" "Hey, zieh deine Krallen wieder ein. Kein Grund so wütend zu werden. Die Seele ist im Prinzip gleichbedeutend mit deinem Traumkörper, verstanden? Ausserdem macht mich dieses Gequatsche langsam müde. Es wird langweilig." Das Junge scharrte sich im Farn ein Nest zurecht. "Langweilig?! Ich sterbe gleich und du nennst das langweilig?!", Rankenherz war sprachlos. "Ruhe! Ist ja nicht so als wärst du etwas Besonderes oder Wichtiges gewesen, oder?" "Was heisst hier wieder gewesen?" Das Junge schnaubte. "Okay, weisst du was? Du bist doch tot." Es ringelte sich im Farn zusammen und schlief ein.

4. Kapitel: Wissen[]

Rankenherz starrte das Junge noch eine Weile entrüstet an, doch dann hörte sie laute Rufe auf der anderen Seite der Lichtung. Beerensprung war offenbar zurückgekehrt. Sie ging über die Lichtung auf ihn zu als ihr Körper sich plötzlich verkrampfte. Sie fiel zu Boden und schnappte nach Luft. Dort blieb sie eine Weile liegen, ehe sich ihre Muskeln wieder entspannten. Obwohl ihr alles wehtat, zwang sie sich aufzustehen und auf die Lichtung zu humpeln. Doch ihr Körper war nicht mehr da! Wo ist er hin?! Mit gesträubtem Nackenfell und ausgefahrenen Krallen blickte sie sich auf der Lichtung um. Dann sah sie sich endlich. Sie wurde gerade von einigen Katzen in den Heilerbau getragen. Beerensprung hatte sich über sie gebeugt und behandelte sie mit Kräutern, deren Namen sie nicht mal kannte.

Die Zeit verging und allmählich begaben sich die Katzen in ihre Nester und schliefen ein. Doch Beerensprung war immer noch mit ihr beschäftigt. Das beunruhigte sie sehr. Er tastete ihre Kehle ab um nachzuschauen ob etwas darin den Atemweg blockierte, vom Kinn bis zum Bauch. Plötzlich erstarrte er. Er tastete nochmal ihren Bauch ab und blieb dann eine Zeit lang mit geschocktem Blick sitzen. Mäusedung! Er weiss es! Er weiss dass ich Junge erwarte! Was wird er jetzt tun? Ein Krampf zog sich von ihrem Bein bis zur Schulter hoch. Beerensprung eilte sofort wieder zu ihrem Körper und tat irgendetwas, doch sie konnte es nicht mehr sehen. Es ist so dunkel, so schwarz. Sieht so der Tod aus?

Nein. Rankenherz schlug die Augen auf, noch nie waren ihre Lieder so schwer gewesen. Sie fühlte sich so schwach. Sie blickte in hellgrüne Augen umrahmt von hellem Fell. "Beerensprung? Bist du das?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Du bist wieder wach!", Beerensprung war sichtlich überrascht. Sie bekam einen erneuten Hustenanfall. Er war einfach nicht aufzuhalten. "Hier, versuche diese Kräuter zu essen, sie werden dir gegen deinen Husten helfen.", riet er ihr und schob ihr ein grünes Häufchen Kräuter hin. Sie beugte sich hinab und versuchte die Kräuter zu schlucken. Nachdem sie das getan hatte, war die Erschöpfung zu gross und sie fiel in einen langen traumlosen Schlaf.

Als sie das nächste Mal die Augen aufschlug, fühlte sie sich leicht. Ihre Pfoten waren wieder durchsichtig. Sie bekam Angst. Das war kein Traum... Ich war in meinem Körper! Eine Welle der Hoffnung kam in ihr auf und sie sprang glücklich in die Luft. Waah.. Ganz langsam, wie eine Feder schwebte sie wieder auf den Boden hinab. Ich bin also so leicht? Als sie wieder festen Boden unter den Pfoten hatte schaute sie sich auf der Lichtung um. Es mussten einige Tage vergangen sein, denn die Katzen gingen wieder geschäftig ihren Aufgaben nach. Trotzdem waren die Trauer und Angst allgegenwärtig zu spüren. Milchpfote und Silberfang ging es schon deutlich besser zu gehen, sie gingen wieder ihrer Arbeit nach. Hellbrand schien halb krank vor Sorge zu sein. Er ging im Lager auf und ab, immer wieder und wieder. Sie schluckte. Morgenlicht war seine Wurfgefährtin gewesen. Und ich.. Ja, was ist mit mir eigentlich?

Als sie den Heilerbau betrat erschrak sie an Beerensprungs Anblick. Er sah aus als hätte er seit vielen Nächten nicht mehr richtig geschlafen. In einem weichen Nest mit mehr Federn, als sie in ihrem Leben gesehen hatte, lag ihr Körper. Sie schien zu schlafen. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass sie Junge erwartete und es nicht mehr lange dauern würde, bis sie kämen. Mist, ich wollte es dem Clan doch selbst sagen, dachte Rankenherz zerknirscht. Plötzlich erweckte ein Bündel dunklen Fells neben ihrem Nest ihre Aufmerksamkeit. Das war Aschenpfote! Es tat ihr im Herzen weh, ihn so krank zu sehen. Beerensprung tauschte altes, trockenes Moos mit neuem, feuchtem aus. Es sah nach einer Routinearbeit aus. Wie lange bin ich schon im Heilerbau? Und überhaupt, wo ist dieses Junge?

Sie verliess den Heilerbau und begab sich zum Farnfleck, worin sich das Junge ein Nest gemacht hatte. Es war verlassen. Sie schnüffelte an dem Nest herum, doch so sehr sie sich es auch wünschte, der Geruch war schal. Enttäuscht verliess sie das Lager. Was wollte sie hier auch? Die Blätter waren kräftig grün und der Wald schien voller Leben und Beute. Wahrscheinlich kann ich so nicht jagen. Enttäuscht tappte sie durch den Wald, als sie plötzlich einen schwachen Duft roch. Sie blickte auf. Eine Katze! Sie hatte ein schwarzes Fell, mehr konnte sie nicht sehen, denn die Katze sprang blitzschnell in einen Baum, mit einer frisch erbeuteten Maus. Völlig perplex stand Rankenherz einfach nur da. "Wie lange willst du denn noch hier bleiben?", fragte die fremde Katze plötzlich. Es klang nach einer Kätzin, noch ziemlich jung. Rankenherz wollte gerade ihren Mund aufmachen und antworten, als die Kätzin wütend fortfuhr: "Noch ein Weilchen. Es ist nicht meine Schuld, dass wir hier sein müssen! Ausserdem war es doch deine Idee! Meine Idee? Ja deine Idee! Deine blöde Idee! Und nun stecken wir hier fest!" Was? Verstört, verlegen, verwirrt und erschrocken mit gesträubtem Fell und wackelndem Blick stand Rankenfell in diesem Wald, mit einer fremden Kätzin, die man nicht gut riechen konnte, die in Bäumen lebte und mit sich selbst sprach.

Wer schreit hier so rum? Kann das vielleicht mal aufhören? Dann bemerkte sie, dass sie es war, die da wie am Spiess schrie. Schnell klappte sie ihren Mund zu, doch die Kätzin hatte sie gehört. Ein schwarzer Kopf mit verwunderten, gelben Augen hatte sich durch die Blätter gestreckt. Dann folgte der Körper und die Kätzin landete weich auf dem Waldboden.

"Hallo Rankenherz. Hast du dich erschreckt? Was ist denn los? Bist du etwa tot?", die letzte Frage klang irgendwie spöttisch und der Blick der Kätzin hatte sich verändert. "Du bist das Junge!" , rief Rankenherz zutiefst erschrocken. "Ja, das bin ich, und nein, das bin ich nicht. Beides ist wahr und beides ist falsch." Rankenherz starrte sie misstrauisch an. "Okay das reicht jetzt aber wieder! Geh weg!", sagte die Kätzin, ihre Augen waren wieder neugierig und freundlich, im Moment aber verärgert. "Wann habe ich dir die Erlaubnis gegeben einfach so zu kommen wenn es dir gerade passt?!" Die Kätzin zankte sich noch ein Weilchen weiter mit sich selbst, als sie plötzlich meinte: "Ist doch egal. Siehst du nicht das du Rankenherz ziemlich verwirrst?" "Das reicht jetzt!", rief die Kätzin erbost. "So, jetzt bist du weggesperrt, geschieht dir recht", miaute die Kätzin mit einer Stimme voller Zufriedenheit. "So jetzt zu dir.. Wo bist du denn hin?!", verwirrt schaute sich die Kätzin auf der Lichtung um. Sie hatte zum Glück nicht bemerkt, dass Rankenherz sich hinter einem Baum versteckt hatte. Puh.. was ist das denn für eine Verrückte?, dachte sich Rankenherz. Was war nun zu tun? Ihr sträubte sich jedes Haar im Pelz als das Junge plötzlich neben ihr stand und triumphierend rief: "Hab dich!" Schnell schaute Rankenherz auf die Lichtung, doch die Kätzin stand immer noch da. Was geht hier nur vor sich? Sie wollte das Junge fragen doch es war wieder weg.

"Geht es dir wieder besser?", fragte die Kätzin mitfühlend, während sie nun zielsicher auf Rankenherz zuging, "Tut mir leid, dass wir dich so erschreckt haben." Es schien ihr wirklich Leid zu tun und ihre Augen glühten vor Wärme. "Ja, ich denke schon?.. Wer ist "wir" und warum gibt es dich zweimal?" "Also das ist weil... Nein! Ich hab doch nein gesagt! Verschwinde!", mit einem bestimmten Ton beendete die Kätzin die Antwort. "Ich erkläre es ihr." "Äh, könntest du das bitte lassen, das ist irgendwie merkwürdig..." "Findest du? Na, siehst du D.. Wag es ja nicht meinen Namen auszusprechen!", die Stimme der Kätzin war voller Genugtuung gewesen, bis sie von einer wütenden Stimme unterbrochen wurde. "Wie heisst du eigentlich?", Rankenherz wusste sich nicht mehr zu helfen. "Meine Mutter hat mich Amsel genannt", antwortete die Kätzin mit einem Strahlen in den Augen, als sie von ihrer Mutter sprach. Dann zuckte sie zusammen und schaute Rankenherz mit einem ernsten Blick an. "Und mich hat sie Distel genannt." "Wie heisst du denn nun? Amsel oder Distel?" "Ich bin Amsel!" Schliesslich gab sie mit verlegener Stimme zu: "Aber wie du sehen kannst, macht Distels Geist mir das Leben schwer.. Aber ich bin eine ganz normale Katze.. denke ich jedenfalls. Distel ist meine Schwester. Unser Vater war ein Krieger und wir wollten es auch werden. Aber dann ist Distel gestorben, und..." Sie senkte den Blick.

"Mach dich deswegen nicht fertig", versuchte Rankenherz sich aufzumuntern. Amsel schaute sie dankbar an. Rankenherz liess ein paar Herzschläge Ruhe walten und fragte dann: "Aber weswegen bist du hier?" "Ich bin wegen dir hier."

5. Kapitel: Licht[]

"Wegen mir?", Rankenherz war sichtlich überrascht. "Das musst du jetzt noch nicht verstehen." Rankenherz zuckte nur mit der Schwanzspitze und fragte: "Was tust du hier, Amsel?" "Ich passe auf meine Schwester auf. Sie mischt sich viel zu oft in Angelegenheiten ein, die sie nichts angehen. Du hast hier genaugenommen auch nichts zu suchen, Amsel..." Amsel blickte kleinlaut zu Boden. "Doch das hab ich", flüsterte sie leise. Sie richtete ihren Blick wieder auf Rankenherz. "Ich werde hier bleiben." "Das kannst du aber nicht, das ist das Territorium des WurzelClans!" "Natürlich kann ich das. Ich will immer noch Kriegerin werden!" Rankenherz schaute sie skeptisch an. "Ich glaube nicht, dass dich der WurzelClan mit offenen Armen empfangen wird." "Warum denn nicht?" , fragte Amsel verletzt. "Na ja, weil du eine... Streunerin bist!" "Ich werde sie schon umstimmen!", Amsels Augen loderten herausfordernd. Rankenherz seuftzte. Wäre es doch nur so einfach...

"Ich werde jetzt gleich losgehen!", miaute sie voller Freude und sprang in Richtung Lager. "Warte!", Rankenherz rannte ihr hinterher. "Warte!", rief sie noch einmal, doch Amsel schien sie nicht zu hören. Ihre Stimme war seltsam leise und unauffällig. Sie schaute auf ihre Pfoten und zuckte sogleich vor Schreck zusammen. Sie löste sich auf! Panik erfüllte sie von den Krallenspitzen bis zu den Schnurrhaaren. Sie rief weiter, doch als Antwort darauf löste sie sich nur weiter auf. Plötzlich fuhr Distel aus Amsel und rief zu ihrer Schwester: "Da stimmt was nicht!" Danach wurde alles stumm. Der Wald erfüllte sich mit Licht und ihr Rankenherz' Pelz begann zu leuchten. Das Licht schien sie zu absorbieren, bis sie in einer Welt aus Licht davontrieb.

Vielleicht hatte es viele Blattwechsel, vielleicht aber auch nur einen Herzschlag gedauert, doch plötzlich stand sie auf einer Lichtung. Sie kannte diesen Wald nicht und als sie die Gegend nach Gerüchen absuchte, stellte sie verwirrt fest, dass es hier nach allen Clans roch. Sie kannte diesen Wald aber nicht. Verwirrt schaute sie sich um. Plötzlich trat eine dunkelrot gestreifte Kätzin aus dem Unterholz. "Roststern! Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst tot!" Roststern schaute sie mitleidig an. "Rankenherz, meine Freundin, es ist schön dich wiederzusehen. Aber du musst wissen... wir sind beide tot." Roststern ging auf die schockerstarrte Rankenherz zu. "Du bist im SternenClan. Folge mir ins Lager!" Roststern ging wieder in den Wald und Rankenherz wollte ihr schon folgen, als plötzlich eine schwarze Katze zwischen den beiden Kätzinnen stand.

Verwirrt blickte Rankenherz auf die kleinere Kätzin hinab. "Bist du das, Amsel?" Die Kätzin hob ihren Kopf an und schaute Rankenherz mit so intensiven, grünen Augen an, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken fuhr. Nein, das war nicht Amsel. "Folge mir", zischte die schwarze Kätzin. Diese Stimme konnte nur zu einer Katze gehören. "Distel!", rief Rankenherz erstaunt aus. Wortlos drängte Distel Rankenherz durch den Wald. Roststern blieb zurück.

Als sie ausser Hörweite waren, blieb Distel plötzlich stehen. "Was hast du denn, Distel?", wunderte sich Rankenherz. Distel blieb reglos stehen, und es schienen ganze Blattwechsel vergangen zu sein, bis sie endlich miaute: "Tu so was nie wieder." Überrascht über ihre Worte, wusste Rankenherz nicht, was sie antworten solle. Da drehte sich Distel zu ihr um, strich mit der Schwanzspitze über Rankenherz' Kopf worauf die Welt um sie herum verschwand.

Doch Rankenherz hatte sie genau gesehen, die Angst in Distels Augen.

Erneut schlug sie die Augen auf und erblickte den Heilerbau. Beerensprung schlief vor ihrem Nest, er schien während der Arbeit eingenickt zu sein. Auch Aschenpfote schien zu schlafen. Vorsichtig setzte sie sich im Nest auf. Sie fühlte sich wieder viel besser, die Kräuter schienen gewirkt zu haben. Nur eine Pfote tat ihr noch leicht weh. Sie beschloss hinaus auf die Lichtung zu gehen und mit den anderen Katzen zu reden. Als sie auf die Lichtung humpelte, schien gerade Sonnenhoch gewesen zu sein, doch alle Katzen hatten schon fertig gegessen und waren wieder ihren Aufgaben nachgegangen.

Der erste, der sie bemerkte war Buschpfote, der gerade altes Moos aus dem Ältestenbau beförderte. Sofort steckte er den Kopf in den Bau und rief den Ältesten etwas zu. Sofort schauten sie zwischen den Stechpalmenblätter hervor und humpelten über die Lichtung auf sie zu, allen voran Buschpfote, der sie beinahe umgerannt hätte. "Pass doch auf!", schalt ihn Dornengesicht. " 'Tschuldigung", nuschelte Buschpfote. "Seit wann bist du denn wieder wach?", erkundigte sich Blattwirbel. "Geht es dir wieder besser?", wollte nun auch Buschpfote wissen. Rankenherz war etwas überrumpelt und wusste nicht was sie antworten solle, doch zum Glück nahm ihr ein wütender Ruf auf der anderen Seite der Lichtung diese Entscheidung ab. "Buschpfote?! Drückst du dich schon wieder vor der Arbeit?", Amselflug, Buschpfotes Mentorin, kam mit wütend peitschendem Schwanz auf sie zu, offensichtlich um ihren Schüler zur Rede zu stellen. Doch dann sah sie Rankenherz und blieb stehen. "Rankenherz! Wir dachten schon, du würdest nicht überleben!", rief sie überrascht aus. Doch dann schien sie zu merken, dass sie das wirklich laut gesagt hatte, und blickte Rankenherz entschuldigend an. "Ist schon gut, ich dachte auch, dass ich nun mit dem SternenClan wandeln würde", versuchte Rankenherz sie zu beruhigen, während sie selbst dachte: Ich wäre ja wirklich gestorben, wenn Distel nicht gewesen wäre. Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken.

"Rankenherz?!", erneut rannte eine Katze auf sie zu, um sie zu begrüssen. Es war Silberfang. "Geht es dir wieder besser?", fragte sie Rankenherz, während sie sie prüfend abschnüffelte. "Ja, ich denke schon. Meine Pfote tut nur noch etwas weh." "Hah! Ich wusste doch, dass Rankenherz das einsteckt! Ich hab es dir die ganze Zeit gesagt, Marderfell!", Klettenschweifs Stimme war so wunderbar vertraut in Rankenherz' Ohren. Sie war für sie wie eine Schwester. "Das passt ja mal wieder zu dir, Klettenschweif! Immer Wetten abschliessen, selbst wenn es um Krankheit geht!", foppte Rankenherz sie. Klettenschweif leckte ihr zur Antwort nur über den Kopf, doch sie sah die Erleichterung in ihren Augen. Sie hatte sich doch Sorgen gemacht. "Wie schön, dass du wieder auf den Beinen bist, Rankenherz!", schnurrte Marderfell, Rankenherz echte Schwester. Es tat gut, wieder mit ihren Clangefährten reden zu können.

"Was glaubst du eigentlich was du da tust?!", knurrte eine Stimme hinter ihr. Überrascht drehte sich Rankenherz um und sah Beerensprung wütend aus dem Bau stapfen. Sie konnte ihn aber einfach nicht ernst nehmen, so verschlafen, wie er aussah. Unwillkürlich musste sie lachen. Beerensprung schaute sie verwirrt an. "Dir geht es also wirklich besser", offenbar hatte er das nicht erwartet. Dann schaute er nach rechts und sog überrascht die Luft ein. Rankenherz wollte den Kopf drehen, um nachzusehen was los war, doch stattdessen bekam sie nur Fell zu sehen. Sie kämpfte sich unter einem grossen Fellball hervor und schnappte nach Luft. Danach schnurrte sie belustigt. "Du bist endlich wieder da! Ich habe dich sooo vermisst!", schnurrte Hellbrand laut. "He, geh da weg! Ich bekomme keine Luft!", befahl sie ihm. Danach schnurrte sie leise: "Blöder Fellball!" Und leckte ihm zärtlich das Ohr. Nur Beerensprung schien alles andere als besänftigt. Er tappte auf Hellbrand zu und fuhr ihn an: "Du solltest es wirklich besser wissen, dich einfach so auf Rankenherz zu stürzen!" Dann wandte er sich an Rankenherz und miaute knapp: "Mitkommen!" Und zog sie in den Heilerbau.

"Ich muss erst wissen, wie es um deine Gesundheit steht, ehe du mit den anderen plaudern kannst." Also schnüffelte er sie von Kopf bis Fuss ab und schüttelte dann verwirrt den Kopf. "Was ist?", fragte Rankenherz ängstlich, sie hatte Beerensprung noch nie so ratlos erlebt. Er blinzelte sie langsam an: "Dir scheint nichts zu fehlen. Nur deine Pfote ist noch etwas geprellt von deinem Sturz." Er zögerte, ehe er fortfuhr: "Du solltest ein paar Borretschblätter essen, das wird dir für deine Jungen helfen." Rankenherz' Nackenhaare sträubten sich, doch sie zwang sich, sie wieder anzulegen, sie hatte ja schon gewusst, dass er es wusste. Sie ass die Blätter, die er ihr zuschob zügig auf. Als sie fertig war, fragte er sie: "Wann wolltest du es dem Clan sagen? Oder dachtest du, du könntest es uns ewig verschweigen?" Sie hustete. Beerensprung miaute entschuldigend: "Tut mir leid. Gegen den Husten habe ich nichts gefunden, das wirkt. Ich glaube, ihn wirst du nicht mehr so schnell los." Beunruhigt zog Rankenherz die Krallen ein und aus. Das klang gar nicht gut.

"Kann ich mir was zu essen holen? Ich bin schon halb verhungert!", bat sie. So harmlos sie es auch gemeint hatte, es stimmte. Man konnte schon ihre Rippen zählen. Beerensprung nickte und wandte sich nun an Aschenpfote, der inzwischen aufgewacht war. "Ist sie wirklich wieder wach?", fragte er verschlafen, als sie den Bau verliess. Beerensprungs Antwort bekam sie nicht mehr mit. Hungrig tappte sie zum Frischbeutehaufen und nahm sich ein Kaninchen. Alleine wollte sie aber nicht essen. Erleichtert sah sie, dass Schneebeere gerade eine Maus ass und ihr zuwinkte. Rankenherz setzte über die Lichtung und setzte sich zu ihr. "Schön dass du wieder da bist. Kein Wunder, dass du Hunger hast, bei dem langen Schlaf!", sie plauderte völlig unbekümmert drauf los. Rankenherz war dankbar, dass sie nicht so ein grosses Getue machte. "Etwas mehr Schlaf würde mir auch guttun!", sie gähnte, "Die Jungen haben mich wieder einmal die halbe Nacht wachgehalten! Brombeerjunges entwickelt sich zu einer lauten Schnarcherin!" Sie schnaubte wütend. Doch Rankenherz sah ihr an, dass sie ihren Jungen, nicht einmal Brombeerjunges, böse sein konnte. "Wie ist es eigentlich so, Junge zu haben?", fragte Rankenherz zögernd. "Nun ja, sie sind sehr laut und werden dir so manchen Schabernack treiben, doch eigentlich meinen sie es nie böse. Aber sie sind so niedlich - kurz gesagt, sie sind das Wunderbarste, was dir passieren kann!", schnurrte Schneebeere. Dann hielt sie inne. "Warum fragst du?" Rankenherz knetete nervös den Boden. Sag es! Es führt kein Weg daran vorbei! Doch sie bekam einfach keine Worte raus. "Du erwartest Junge, natürlich!" Schneebeeres Augen wurden gross, als Rankenherz ihr nicht widersprach. "Hast du es Hellbrand schon gesagt?" "Natürlich!", fuhr Rankenherz sie an. "Entschuldigung. Ich wollte dich nicht so anbrüllen. Ich weiss einfach nicht, wie ich es dem Clan erklären soll. ich dachte, es gehe schon irgendwie, doch jetzt ist Roststern tot, und..." Sie verstummte.

Wie aufs Stichwort kamen Brombeerjunges, Blaujunges und Weissjunges aus der Kinderstube gestürmt. "Dieses Mal bist du der Fuchs!", brüllte Brombeerjunges. "Aber das war ich schon letztes Mal, und das Mal davor", piepste Weissjunges. "Seid doch beide Füchse! Mit zwei Füchsen werde ich locker fertig!", prahlte nun Blaujunges. "Auf keinen Fall!", riefen seine Schwestern im Chor. Danach ging das Gezanke zwischen den beiden weiter. Nur Blaujunges hatte Rankenherz bemerkt und sprang nun auf sie und Schneebeere zu. "Hallo Rankenherz! Wer wird eigentlich der neue zweite Anführer?" Rankenherz erwartete, dass Schneebeere so etwas wie "Blaujunges, sowas gehört sich nicht" sagte, doch sie starrte nur Rankenherz an, gespannt auf eine Antwort. Das Kaninchen schmeckte Rankenherz nicht mehr. "Ich weiss es nicht!", rief Rankenherz ihnen zu und kehrte schnell in den Heilerbau zurück.

6. Kapitel: Sorge[]

"Nanu? Was ist denn los?", wunderte sich Beerensprung. Ohne eine Antwort zu geben, rollte sich Rankenherz in ihr Nest ein. Was sollte sie nur tun? Sie hatte noch nie mit dem Gedanken gerungen, einen zweiten Anführer zu ernennen. Sie hatte gedacht, Roststern werde noch für mehrere Blattwechsel Anführerin sein. Doch nun war sie tot. Und Rankenherz selbst erwartete Junge, der neue zweite Anführer würde das meiste wohl allein erledigen müssen. Sie brauchte jemand starken, erfahrenen, auf den sie sich verlassen konnte. Konnte sie so eine gewichtige Wahl treffen? Konnte sie wirklich einen neuen zweiten Anführer ernennen? Ging das überhaupt? Sie konnte ihren Namen und ihre Leben jetzt nicht abholen, sie war zu kurz vor der Geburt, Beerensprung würde es ihr bestimmt nicht erlauben. Sie seufzte.

Ihre Ohren stellten sich auf. Was war jetzt eigentlich mit Distel und Amsel? Würde sie sie wiedersehen? Wollte sie die beiden wiedersehen? Sie war sich nicht sicher. Distel war ihr unheimlich. Andererseits hatte sie ihr das Leben gerettet, so böse konnte sie also nicht sein oder? Ich weiss es einfach nicht. Sie biss die Zähne zusammen. "Kommen die Jungen?", fragte Beerensprung alarmiert. "Nein! Natürlich nicht!", fauchte ihn Rankenherz an.

Ach ja, diese Jungen. Würde sie ihnen eine gute Mutter sein? Was war, wenn sie nicht auf die Jungen aufpassen konnte? Oder wenn die Junge sie nicht mögen würden? Bekümmert liess sie sich in einen unruhigen Schlaf gleiten.

Sie erwachte als die Sonne aufging. Seltsam... Sie hatte weder ihren Körper verlassen noch Distel oder Amsel gesehen. Was hatte das nur zu bedeuten? Sie konnte Distels Blick einfach nicht vergessen. Unwillkürlich sträubte sich ihr Fell. "Nanu? Hast du einen Dorn im Nest?", fragte Beerensprung sie. "Nein, es ist nichts", sagte sie nur und zwang sich ihr Fell wieder anzulegen. Sie verliess den Bau und holte sich eine Maus vom Frischbeutehaufen. Diesmal ass sie mit Blattwirbel. Die Älteste war eine gute Freundin von ihr. Schon als sie klein war hatte sie immer gern Blattwirbels Geschichten von den Leben bereits verstorbener Katzen gehört. Es hatte sie fasziniert wie Anführer und Heiler kamen und gingen, der Clan jedoch immer bestanden blieb. "Katzen ändern sich, doch der Clan bleibt stets der Gleiche, wie ein Fluss", pflegte Blattwirbel immer zu sagen. Und sie hatte recht. Genauso wie ein Fluss anschwoll, wuchs der Clan an Katzen, es kam immer neues Wasser, wie es auch neue Katzen gab, doch der Fluss wie auch der Clan blieb stets derselbe. Als Junges hatte Rankenherz sie einmal damit aufgezogen, dass sie wie eine KieselClan-Katze klang. Blattwirbel stellte nicht viele Fragen, sondern genoss einfach ihre Gesellschaft.

Rankenherz richtete sich in ihrem Nest auf. Sonnenaufgänge kamen und gingen, sie wollte endlich aus dem Lager raus. Sie schlich sich durch den Lagereingang und betrat den Wald. Wie schön er doch ist!, dachte sie erfreut. Eine kleine Mäusejagd kann nicht schaden... Schnell hatte sie einen Geruch aufgenommen und ging darauf zu. Diese Maus werde ich fangen. Lautlos schlich sie über den erdigen Waldboden, nur ein paar Schnurrhaarbreite über dem Boden. Sie achtete darauf kein Blatt zu streifen - und sprang. Sie erwischte die Maus mit zwei Krallen und mit einem schnellen Biss ins Genick hatte sie sie erledigt. Mit der Maus immer noch im Maul richtete sie sich auf. Sie hörte ganz in der Nähe eine Lerche vor sich hin zwitschern. Schnell vergrub sie die Maus und machte sich auf den Weg zur Lerche. Sie sass auf einer Buche. Rankenherz erklomm den Baum, bis sie auf einem Ast hinter der Lerche sass. Nur noch ein kleines Stückchen... Zack! Eine dunkle Gestalt sprang von ein paar Ästen über ihr auf die Lerche und erlegte sie, dabei landete sie vollkommen ausbalanciert auf dem Ast. "Amsel!", überrascht schaute Rankenherz die schwarze Kätzin an. "Nicht ganz, dass ist eine Lerche, aber das solltest du doch wissen", Lilienpelz schaute sie mit ihren merkwürdig violetten Augen erstaunt an. Rankenherz atmete tief ein. Sie hatte sich geirrt. "Guter Fang", meinte sie dann zu Lilienpelz. Der Fang war wirklich nahezu perfekt gewesen. Lilienpelz wünschte ihr noch gute Jagd und zog dann weiter. Als Rankenherz eine weiter Maus und eine Wühlmaus erbeutet hatte, kehrte sie ins Lager zurück. Sie war froh dem Frischbeutehaufen endlich wieder etwas beisteuern zu können.

Sie nickte der ein oder anderen Katze freundlich zu, doch sie merkte, dass alle sie neugierig anstarrten. Jeder will wissen, wer der nächste zweite Anführer wird. Sie tappte hinüber zum Heilerbau, indem sie eigentlich nicht mehr zu wohnen hatte, doch sie hatte sich an ihr Nest dort gewöhnt. Vor dem Eingang wartete Schneebeere auf sie. Sie machte ein bedrücktes Gesicht. "Was gibt's, Schneebeere?", erkundigte Rankenherz sich. "Es tut mir leid...", begann sie. Doch da sprang ihr Brombeerjunges vor die Pfoten und rief: "Herzlichen Glückwunsch, Rankenherz! Ich freue mich schon soo auf meine neuen Spielgefährten! Weissjunges und Blaujunges wollen nie die Füchse sein! Hoffentlich kommen sie bald!" Unbeirrt sprang das Junge weiter durchs Lager. "Was hast du getan Schneebeere? Ich wollte es dem Clan selbst sagen!", zornig ging sie auf Schneebeere zu. "Weiss ich ja, ich habe ja auch nichts gesagt, doch die Jungen haben uns belauscht und jedem erzählt er solle es nicht weitersagen", Schneebeere verdrehte die Augen beim letzten Teil ihrer Erklärung. "Junge!", schnaubte Rankenherz und zwängte sich in den Heilerbau.

Nun ja, jetzt ist es endlich raus. Sie wandte sich an Beerensprung: "Inzwischen wissen es alle." Er schaute sie an, ernst, mitfühlend - und he, war da ein belustigtes Funkeln in seinen Augen? "Ich hätte dich heute eh rausgeworfen. Dir fehlt nichts. Es wird Zeit, dass du in die Kinderstube umziehst." "Schön, es wissen ja eh alle!", rief Rankenherz entrüstet aus. Eingeschnappt machte Rankenherz kehrt und lief zur Kinderstube. Sogar ein Nest hatten sie schon für sie hergerichtet! Wütend schnaubte sie und schnippte sich ein kleines Blatt vom Ohr. Schliesslich siegte ihr Erschöpfung über das zusätzliche Gewicht und sie legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen wurde sie von Hellbrand geweckt. Er hatte ihr eine fette Wühlmaus gejagt. "Ich habe gehört was passiert ist. Es tut mir leid. Aber schau, nun ist es raus. Keine Geheimnisse mehr!" Wenn du wüsstest. "Danke für dein Mitgefühl. Und für die Wühlmaus", fügte sie mit einem hungrigen Blick auf das schmackhafte Tier hinzu. Belustigt schnurrte Hellbrand. "Schneebeere sagte mir bereits, dass du hungrig sein wirst." Dankbar nahm sie einen Bissen von der Wühlmaus, doch dann schob sie sie vor seine Pfoten und fragte ihn: "Willst du auch was abhaben? Du bist sicher hungrig von der Jagd." "Nein danke, das ist allein für dich", entgegnete er und verliess die Kinderstube. Enttäuscht beendete sie ihr Mahl und legte dann das Kinn auf den Nestrand. Wird das jetzt immer so ablaufen? Werde ich ihn nur noch sehen, wenn er mir Beute bringt und noch nicht mal mit ihm essen?

Ihr Kopf war voller Kummer als Schneebeere ihre Jungen in die Kinderstube scheuchte. "Wie oft habe ich euch schon gesagt, ihr sollt nicht morgens in den Kriegerbau schlüpfen, und laut "Fuchsangriff!" rufen?!" "Aber wir wussten doch nicht, dass das der Kriegerbau war!", wehrte sich Weissjunges mit Unschuldsmiene. "Und wie oft hatte ich euch schon gesagt, dass der Kriegerbau, der einzige Himbeerstrauch im Lager ist?!" Rankenherz hätte Weissjunges geglaubt. Die kleine war echt gut. "Tut mir leid, dass du sie jetzt am Hals hast, Rankenherz! Aber die kleinen müssen Disziplin lernen! Kinderstubenarrest!", fügte sie an ihre Jungen gewannt hinzu. "Nur noch zwei Monde!", schnaubte die geschaffte Königin. Stimmt, meine Junge werden wenig Spielgefährten haben. Ich hoffe es wird mehr als eins. Dann erinnerte sie sich an ihren Traum und dachte unwillkürlich: "Werden es tatsächlich drei sein?"

7. Kapitel: Tod[]

Rankenherz setzte sich in ihrem Nest auf. Der Mond schien durch die Zweige der Kinderstube. Nichts regte sich im Lager, alles war ruhig. Was hatte sie veranlasst aufzuwachen? Sie wusste es nicht. Aber Halt! Da war ein Geruch! Ein fremder Geruch. Ein Fuchs? Nein, es war eindeutig Katzenduft. Aber warum ist der Duft so schwach? Plötzlich wurde ihr klar, dass sie diesen Duft kannte! Sie konnte ihn aber einfach nicht zuordnen. Auch wenn es nicht weiter wichtig war, stand sie auf und suchte nach der Duftspur. Ich muss mäusehirnig sein!, dachte sie, als sie heimlich das Lager verliess.

Der Duft führte sie tiefer in den Wald. Zwischen Wurzeln und Steinen folgte sie der Geruchspur. Plötzlich endete die Spur jäh. Verwirrt schaute sich Rankenherz um. Aber hier ist nichts! Weit und breit war nichts mehr von dem Duft zu entdecken. Bei dem wilden Gesuche weckte sie eine Lerche, die einen lauten Warnruf in den totenstillen Wald ausstiess. Plötzlich musste sie an Lilienpelz' Fang denken. Natürlich! Wenn die Geruchspur nicht am Boden weitergeht, muss ich nach oben schauen! Sie kehrte an den Ort zurück, an dem die Spur endete und sah sich um. Tatsächlich! Ganz in der Nähe stand eine hohe Esche. Ziemlich ungeschickt, wegen des dicken Bauchs, machte sich Rankenherz daran, den Baum zu erklimmen. Ich muss verrückt sein!, dachte sie erneut. Nächtliches Bäumeklettern und alleine nachts spazieren zu gehen gehören eindeutig nicht zu den Dingen, die man tun sollte während man Junge erwartet!

In einer Astgabel, hoch über dem Boden lag... ein schwarzer Fleck?! Vorsichtig stupste sie ihn an. Nichts rührte sich. Sie tat einen tiefen Atemzug. Das war eindeutig Amsel! "Psst! Amsel, wach auf! He, nicht schlafen! Wach auf! Ich muss mit dir reden! Amsel? Amsel! Hallo, aufwachen!" Doch Amsel tat nichts. Rankenherz rüttelte an dem schwarzen Pelz und rief weiter Amsels Namen. Plötzlich kam ein leichter Windstoss auf. Rankenherz hörte eine leise Stimme, die ihr zuflüsterte: "Sie ist tot."

Rankenherz machte einen erschrockenen Satz nach hinten, wobei sie fast vom Ast gefallen wäre. Sie konnte es nicht glauben. Die motivierte, junge, fröhliche Amsel war gestorben. Wie konnte das nur sein? Wie? Was ist passiert? Hatte jemand die kleine Amsel überfallen, als sie hilflos schlief? Drohte ihrem Clan etwa auch Gefahr? War der Mörder immer noch hier? Würde er sie auch umbringen? Das Entsetzen übermannte sie schliesslich und sie jaulte sich die Seele aus dem Leib vor Trauer, Wut und Angst. Sie vergrub ihre Nase in Amsels Fell und sog ihren Duft ein. Sie würde hier Totenwache halten und sie anschliessend begraben, das war sie Amsel schuldig.

Krallen kratzten über Rinde. Jemand hatte sich hinter ihr angeschlichen. Der Mörder? Ach, soll er mich haben!, dachte Rankenherz schluchzend. "Es funktioniert jedes Mal", freute sich der Mörder hinter ihr. Rankenherz' Gedanken rasten. Tötet er immer Katzen und wartet darauf, dass Angehörige vorbeikommen, nur um diese dann auch zu töten? Mit einem Herz voller Wut und Trauer und einem Blick aus purem Hass drehte sich Rankenherz zu dem Mörder um. Sein Fell war schwarz. Wütend dachte Rankenherz, wie ähnlich er Amsel sah. Und dann war er auch noch so jung! Sie fuhr die Krallen aus, so weit sie konnte. Mit all ihrer Kraft, die sie noch hatte schlug sie auf den Mörder ein. Sie wollte genau sehen, wie ihre Krallen ihm den Pelz zerfetzten, wollte genau sehen, wie sein Blut und das Leben gleichermassen aus ihm ausströmten. Dieses Fuchsherz!

Ihre Krallen trafen nur Luft, sodass sie abrutschte und mit den Hinterbeinen in der Luft hangelte. Mist! Ich habe ihn verfehlt! Und jetzt stürze ich ab. "Jetzt verstehe ich, warum Roststern dich zu ihrer Nachfolgerin gemacht hat." "Du weisst gar nichts!", Rankenherz machte einen gewaltigen Schwung und landete wieder auf dem Ast. Sie sah die Überraschung in den Augen des Mörders. Das hast du wohl nicht erwartet!, dachte Rankenherz hämisch.

Schneller als jemals zuvor hieb sie auf den Mörder ein, trotzdem erwischte sie ihn einfach nicht. Er wich ihr geschickt aus und flüchtete sich weiter nach oben in den Baum. "Schon gut, schon gut, ich hab's ja kapiert, du bist nicht tot!" Was redete der Mörder da für wirres Zeug? Natürlich war sie nicht tot! Mit neuer Energie schlug sie auf ihn ein. Warum treffe ich ihn einfach nicht?! Er sprang auf einen höheren Ast. "Ich neige manchmal dazu, mit dem Tod zu spielen, das stimmt. Aber-" Er wurde von Rankenherz wilden Schlägen unterbrochen, die nun auch auf dem höheren Ast stand. "Jetzt-Hör-Mir- Doch Mal- zu!", brachte der Mörder während einer Kratzfurie zustande. "Ich schulde dir nichts!", knurrte Rankenherz und schlug weiter auf ihn ein. Plötzlich blieb der Mörder stehen. Irritiert hielt Rankenherz inne. Der Mörder öffnete langsam seine Augen. Sie waren leuchtend grün. Seine Stimme voll echtem Zorn als er sprach: "Ich hab dir gesagt, tu so was nie wieder. Du könntest vom Baum stürzen."

Rankenherz hielt inne. "Distel?", fragte sie dann zögernd. "Ja, das bin ich", kam die selbstgefällige Stimme Distels zum Vorschein, "Amsel ist gar nicht tot sie-!" Entsetzt sprang Distel auf einen anderen Ast, als Rankenherz weiter und noch wütender als zuvor auf sie einschlug. "Über so etwas macht man keine Scherze!", zischte Rankenherz nur. "Wie konntest du nur?" "Fuchsherz!" "Verräter!" Rankenherz warf Distel noch eine ganze Reihe von Beleidigungen zu. Distel blieb erneut plötzlich stehen. "Das hilft dir gar nichts!", knurrte Rankenherz und schlug zu. Sie hatte ihr Ziel getroffen, keine Frage. Doch Distel zuckte nicht einmal mit der Schwanzspitze.

Ihre Stimme war gänzlich kalt als sie ihre seltsame, leise-laute Stimme erklingen liess: "Glaubst du ich habe auch nur einen einzigen Schlag gespürt? Du bist noch naiver, als man sich im SternenClan erzählt. Hast du wirklich gedacht, du hättest nur den Hauch einer Chance gegen mich? Du bist so erbärmlich. Du bist blind. Du hast nicht einmal bemerkt, dass mir Roststern am liebsten das Fell abgezogen hätte, als ich dich rettete. Sie hat es nur nicht getan, weil sie es nicht konnte. Ich allein bin dafür verantwortlich, dass du und deine Junge noch leben. Und so dankst du es mir? Wie treulos! Wie undankbar! Wie dumm! Du versuchst noch nicht einmal das Chaos in deinem Clan zu beseitigen. Wie naiv, zu denken, du könntest Junge haben, wo du doch zweite Anführerin bist! Und wie naiv, einer seltsamen Duftspur ganz alleine nachts in den Wald zu folgen. Aber genau diese Naivität war es, die ich brauchte", sie hatte die Worte nur so ausgespuckt. Sie machte eine Pause, in der sie Rankenherz mit ihren grässlich grün leuchtenden Augen anblickte, voller Intoleranz, ehe sie fortfuhr: "Nimm Amsel mit dir. Sie hat was falsches gegessen und ist sehr krank. Ohne Hilfe wird sie nicht überleben. Bring sie zu deinem Heiler. Und bete, dass wir uns nicht wiedersehen!" Damit verschwand sie spurlos, allein der Geruch der sie hergelockt hatte, war noch da, Distels Geruch. Rankenherz' Beine wollten sie nicht mehr tragen, und so kam es, dass sie nun mehr auf dem Ast lag, als sass.

8. Kapitel: Leben[]

Der Mond war schon beinahe voll und spendete viel Licht in die nachtgetauchte Welt. Er schien auf eine braun getigerte Kätzin hinab, die sich abmühte, trotz des Gewichts ihres Bauches, eine kleine, schwarze Kätzin über den Boden zu schleifen. Die Schwarze gab kein Lebenszeichen von sich. Die Getigerte hob hoffnungsvoll den Kopf, ehe sie ihn wieder senkte, wegen des Schmerzes über das Gewicht in ihrem Nacken. Die Schwarze war kein Junges mehr. Dann fing es auch noch an zu regnen.

Ich bin schon fast im Lager, dachte sich Rankenherz. Weiter zerrte sie Amsel über den unwegsamen, allmählich schlammigen Waldboden. Plötzlich roch sie einen stechenden Geruch, den nicht einmal der Regen fortwaschen konnte. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf. Das war ein Fuchs! So schnell sie konnte rannte sie auf den nächsten Baum zu. Amsel schleifte über jeden Ast und jeden Stein. Rankenherz machte sich sorgen, sie könne Amsel verletzen. Nun hörte sie den Fuchs auch, wie er hinter ihr her rannte. Schnell erklomm sie die ersten Äste des Ahorns, der sie hoffentlich retten würde. Doch der Fuchs kletterte ihr hinterher! Panik überkam Rankenherz, so dass sie immer weiter den Baum hinaufjagte.

Im Lager tat sich etwas. Kleine Stimmchen waren zu vernehmen. Blaujunges, Weissjunges und Brombeerjunges, nicht! Der Fuchs wird euch bemerken! Panisch versuchte sie weiter dem Fuchs zu entkommen. Er hatte es aber nur auf die ersten beiden Äste geschafft, weiter kam er nicht. Doch jetzt machte er kehrt, er hatte leichtere Beute gehört. Mit einem Knurren liess er sich vom Baum fallen und lief in Richtung Lager, das nicht mehr weit sein konnte. Dann wurde Gekreische laut, als ein Ruf sich über alle anderen hob: "Fuchsangriff!" Rankenherz verlor vor Schreck das Gleichgewicht, rutschte auf dem nächsten Ast aus und stürzte. Sie liess Amsel los, um sich festhalten zu können, schaffte es jedoch nicht. Immer tiefer fiel sie, Blätter und Zweige peitschen ihr ins Gesicht. Mit einem dumpfen Geräusch landete sie mit ihrem Bauch auf einem dicken Ast. Vor Schmerz konnte sie sich nicht einmal festhalten, sodass sie zwei weitere Fuchslängen in die Tiefe stürzte.

Was ist das für ein Geräusch? Schnell hob sie den Kopf. Ihre Jungen hatten sich schon wieder davongeschlichen! Wütend schnaufend setzte ihnen Schneebeere hinterher. Doch die Jungen hatten den Bau vor ihr erreicht und riefen so laut sie konnten: "Fuchsangriff!" Klettenschweif, Klarauge, Amselflug und Hirschklinge sprangen sofort auf die Beine. "Fuchs? Wo?", fragte Marderfell beängstigt. Krallenpelz knurrte: "Den werde ich in Stücke reissen!" Die Jungen schnurrten belustigt. "Ihr schon wieder!", knurrte Klarauge. "Ich bringe sie zurück zur Kinderstube", miaute Lilienpelz beschwichtigend. "Das nächste Mal zieh ich ihnen das Fell über die Ohren!", zischte Krallenpelz.

Lilienpelz kam mit Schneebeeres Jungen auf die Lichtung. Sie sah Schneebeere und wollte zu ihr übersetzen, als diese plötzlich rief: "Ein Fuchs ist ins Lager eingedrungen! Das ist kein Scherz!". Mit gesträubtem Fell hatte sich Lilienpelz umgedreht und drosch nun auf den hungrigen Fuchs ein. Schnell scheuchte Schneebeere ihre Jungen in die Kinderstube. "Ihr müsst jetzt ganz leise sein!", befahl sie ihnen mit ernster Stimme. Dann drehte sie sich zu Rankenherz um. "Du musst jetzt ganz ruhig bleiben!", ihre Stimme wurde leiser, als sie mekrte, dass Rankenherz nicht da war. Ihr Geruch war schal und ihr Nest kalt. Sie musste schon eine ganze Weile das Lager verlassen haben. Ein kühler Wind fuhr durch die Wände der Kinderstube. "Sie ist tot", säuselte der Wind ihr ins Ohr. Tot?! Nein, ich kann bestimmt noch etwas tun! Schnell sprintete sie in den Heilerbau und zerrte Beerensprung aus seinem Nest. Mit ausgefahrenen Krallen wollte er sie angreifen, bis er merkte wer sie war. "Was tust du da, Schneebeere?", fragte er gereizt. "Du musst mir helfen! Etwas Schlimmes ist mit Rankenherz passiert! Sie ist weg! Nimm sofort die wichtigsten Kräuter mit!", wahrscheinlich hatte die Panik in ihren Augen ihn überzeugt, jedenfalls nahm er ein paar Kräuter und sprang vor ihr auf die Lichtung, wo man immer noch gegen den Fuchs kämpfte. "Einfach ignorieren, du musst mitkommen!", befahl ihm Schneebeere.

Ein Schrei zerriss die Nacht. Sie sah Beerensprung an. Wie der Blitz rannten sie auf den Schrei zu. Da lag Rankenherz. Auf dem Boden. Mit vor Schmerz geweiteten Augen. Und dann war da Blut. "Die Jungen kommen zu früh", flüsterte Beerensprung. Sofort versuchte er Rankenherz zu helfen, doch für Schneebeere verschwand die Welt um sie herum. Wie schrecklich! Dann holte sie ein kraftloses Keuchen in die Wirklichkeit zurück: "Schwarz...", murmelte Rankenherz. Ihr wird schwarz vor Augen! Entsetzt sträubte sich Schneebeeres Nackenfell. "Hohl... Schwarz... Kätzin...", keuchte sie in mehreren Atemzügen. Was redete Rankenherz da nur? "Oben!", zischte sie noch hervor, dann spuckte sie Blut.

Schneebeere schaute nach oben. Tatsächlich! Eine schwarze Kätzin lag leblos in den Ästen. Schnell kletterte Schneebeere hinauf und holte sie vom Baum herunter. "Du musst auch ihr helfen!", bat Schneebeere. "Aber sie ist eine Fremde!", knurrte Beerensprung zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann gab er sich geschlagen: "Na gut." Er schob der Kätzin behutsam etwas Schafgarbe in den Rachen. Plötzlich bäumte sich die kleine Kätzin auf und spuckte aus. Danach fiel sie erschöpft auf den schlammigen Boden zurück. Schneebeere rollte ihren Körper schützend um sie.

Es schien eine ganze Ewigkeit zu dauern bis Beerensprung rief: "Das erste ist da!" Schneebeere kam dem Heiler zu Hilfe und leckte das Junge, bis es zappelte. Dann schob sie es an Rankenherz' Bauch. Sofort begann es zu saugen. Sein Fell war braun, wie das von Rankenherz, nur gescheckt. Rankenherz' Geschrei war gross und immer mehr Blut tränkte den Boden. "Das zweite kommt!", rief Beerensprung, doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis Schneebeere das hellorange-braune Junge zu putzen begann. Was ist, wenn Rankenherz das nicht überlebt? Schnell legte sie auch das zweite Junge an Rankenherz' Bauch. Doch es begann nicht zu saugen. Beunruhigt wandte sie sich an Beerensprung. "Dieses hier ist zu schwach um zu saugen", teilte sie ihm mit zitternder Stimme mit. Beerensprung begann es zu lecken und lauschte auf einen Herzschlag, doch nichts passierte. "Weitermachen!", befahl er ihr, als noch ein Junges kam. Um das dritte kümmerte er sich selbst und als es zu atmen begann, dachte Schneebeere sie hätte ein ungeduldiges "Na Endlich!" im Wind gehört. Er legte das getigerte Junge an Rankenherz' Bauch und es begann sofort zu saugen. SternenClan steh uns bei! Das zweite Junge hatte noch immer nicht zu atmen begonnen. Sie versuchte es weiter. Beerensprung vergrub tröstend seine Schnauze in ihrem Fell. "Das Junge hat nie gelebt", verkündete er traurig. Dann wandte er sich wieder an Rankenherz und versuchte die Blutung zu stoppen.

Plötzlich regte sich die schwarze Kätzin hinter ihr. "Was geht hier vor sich?"

9. Kapitel: Kampf[]

Amsel schaute mit entsetzten, weit aufgerissenen Augen die drei Katzen an. "Was habt ihr mit Rankenherz gemacht?!" Wütend stemmte sie sich auf die Beine und schaute den hellen Kater und die braun-weiss getupfte Kätzin an. Auch wenn die Sonne gerade erst aufging, konnte sie sehen, dass sie blutverschmiert waren, wie der ganze Boden. Rankenherz lag Blut spuckend am Boden. Zuerst starrten die beiden Katzen sie einfach nur an. Dann riss sich die braun-weisse zusammen und antwortete mit einer Stimme voller Panik: "Wir haben Rankenherz nur geholfen!" "Ach ja? Und bei was? Beim verbluten?", fauchte Amsel sarkastisch. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte ein belustigter Ausdruck in den hellgrünen Augen des Katers auf. "Du bist ja noch sehr jung. Von solchen Dingen verstehst du natürlich nichts."

Schneebeere zuckte zusammen. Wie hatte Beerensprung nur so etwas dummes sagen können? Hoffentlich greift uns die Kätzin jetzt nicht an! Der Windhauch fuhr ihr wieder über die Ohren: "Natürlich verstehe ich von diesen Dingen mehr als ihr." Ein Schauer fuhr Schneebeere über den Rücken. Die schwarze Kätzin peitschte mit dem Schwanz. "Wer seid ihr und was habt ihr mit Rankenherz zu tun?", forderte sie zu wissen. Dann wurden ihre Augen schmal, als sie hinzufügte: "Wenn ihr mir nicht antwortet, bring ich euch um!" "Ich bin Beerensprung, der Heiler. Und das ist Schneebeere." Angespannt wartete Schneebeere darauf, wie die Kätzin darauf reagieren würde.

Wollten sie sie täuschen? Verunsichert legte Amsel die Ohren an. Sollte sie ihnen sagen wer sie war? Sollte sie ihnen überhaupt glauben? Und selbst wenn, was nützten ihr Namen? "Das geht mir zu lange", zischte ihre Schwester ungeduldig, dann zwängte sie sich in ihren Kopf und drückte sie weg. "Hey, das kannst du nicht einfach so tun!", maunzte sie protestierend. "Ich bin Amsel", sagte Distel. "Eine Streunerin also! Ich hatte recht, Schneebeere!", knurrte Beerensprung feindselig. "Sorgt dafür, das Rankenherz überlebt. Ich weiss sehr wohl, was hier vor sich geht!", fauchte Distel noch zum Schluss, dann ging sie wieder. "Lasst mich durch!", rief Amsel sobald sie wieder sprechen konnte. Die beiden stellten sich ihr in den Weg. Sie stürmte auf Beerensprung zu und tat so, als würde sie unter ihm durchtauchen wollen. Beide Katzen bückten sich, sodass es ein leichtes für Amsel war, über Schneebeeres Kopf zu springen.

Blut lief ihr die Kehle hinauf, dick und klebrig. Dennoch erhob Rankenherz ihre Stimme: "Tut Amsel nichts, sie ist eine Freundin!" Dann wurde ihr schwindelig.

"Rankenherz!", Beerensprung setzte zu Rankenherz und gab ihr mehr Kräuter. "Du sollst doch nicht sprechen!", knurrte er zwischen ein paar Blättern hindurch. Schneebeere schluchzte auf und Amsel schrie ihre Angst direkt aus. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen krabbelte Amsel rückwärts. Ihre Hinterpfote stiess gegen etwas, das im Weg lag. Sie schaute nach, was das denn nur sein konnte. Ein Junges!!!! Ein totes Junges! Jedes Haar in ihrem Pelz sträubte sich. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, trugen ihre Pfoten sie weg von diesem Ort. Weg von den toten Katzen.

Rankenherz tat jeder Atemzug weh. Ihre Augen suchten wackelnd Amsel. Die kleine Kätzin hatte ihren Mund zu einem furchterfüllten Schrei verzerrt und rannte anschliessend panisch weg. Ihre Lieder schlossen sich, ohne ihr Einverständnis. Auf einmal fühlte sie weiches Gras unter sich, Wind strich ihr über den Pelz. Zögernd öffnete sie ihre Augen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schön es hier ist, als ich letztes Mal hier war. Es war die selbe Lichtung und dieselbe dunkelrot gestreifte Kätzin kam auf sie zu. "Schon wieder hier, Rankenherz?", Roststerns Frage hatte nichts spöttisches, mehr etwas überraschtes an sich. "Wird dich dieses Fuchsherz wieder abholen kommen?" "Nein", miaute Rankenherz mit fester Stimme. Überrascht zuckte sie mit den Ohren, sie wusste selbst nicht woher sie diese Überzeugung nahm. Diesmal kommt Distel nicht. Sie überlegte kurz. Wenn Distel das kann, kann ich das auch. Sie ging auf Roststern zu. "Ich gehe jetzt noch nicht", sagte sie leichthin, als würde sie über das Wetter reden. Roststerns Augen verengten sich. "Du kannst nicht ewig leben, Rankenherz. Du bist schon mal vor dem Tod weggelaufen." "Du siehst das falsch, Roststern. Ich bin nicht vor dem Tod weggelaufen. Ich habe mit ihm gespielt." Angstvoll weiteten sich Roststerns Augen. "Du bist nicht Rankenherz!" "Du irrst dich, ich bin es, so wahr ich vor dir stehe! Ich bin nicht mehr naiv!" Rankenherz nahm eine selbstbewusstere Haltung ein. "Und ich werde auch mit dir kommen. Doch zuerst muss ich noch was erledigen." Sie wandte sich von Roststern ab und lief in die andere Seite des Waldes. "Du hast 3 Worte!", rief ihr Roststern hinterher.

Rankenherz rannte weiter durch den Wald, bis sie durch eine Lichterwand ging. Wie eine Welle brachen die Schmerzen auf sie ein. Sie öffnete die Augen. Beerensprung und Schneebeere waren immer noch da. Gut! Sie überlegte kurz. Ich muss einen neuen Anführer ernennen und meinen Jungen Namen geben. Sie richtete ihren Kopf auf, spuckte Blut und sprach: "Lilienpelz!" Sie atmete ein. "Baldrianjunges!" Plötzlich stand sie im Lager, wo überall verletzte Katzen lagen. Ihre Clangefährten. Vom Himmel fielen Minzblätter. Verwirrt schaute sich Rankenherz um. Jedes Mal, wenn ein Minzblatt auf einer Wunde landete, verheilte diese sofort. Mit einem Ruck war sie zurück in der Wirklichkeit. Mein letztes Wort soll ich also für den SternenClan aussprechen? Schön, das bin ich ihnen schuldig. Sie sprach mit sanfter Stimme: "Minzjunges." Danach fiel sie tot um, wobei sie noch einen Blick auf ihre drei Jungen erhaschte.

10. Kapitel: Zukunft[]

Schneebeere trug Minzjunges, Beerensprung Baldrianjunges. Nachdem Beerensprung ihr etwas gegen den Schock gegeben hatte, gruben sie ein Grab für Rankenherz und ihr totes Junges. Sie sollten gemeinsam zum SternenClan gehen. Der Weg ins Lager erschien ihr wie ein Traum. Krieger standen im Lager. Wahrscheinlich fragen sie sich wo ihr Heiler und ihre Königinnen hin sind. Als sie die beiden blutverschmierten, vermissten Katzen erblickten machte sich lautes Getuschel breit. Besonders über die beiden Jungen schienen sie sich zu wundern. Beerensprung setzte Baldrianjunges auf den Boden, worauf der kleine unzufrieden maunzte.

"Wir haben nach Rankenherz gesucht. Wir haben sie im Wald gefunden, ihre Jungen sind zu früh gekommen. Sie hat es nicht geschafft.", er liess den Schwanz hängen, als er sprach. Die Krieger senkten die Köpfe und die Schüler maunzten erschrocken auf. Schneebeere war dankbar, dass ihre Jungen nicht anwesend waren. "Wie heissen sie?", fragte Hellbrand mit zitternder Stimme. Sein Blick war wie gebannt auf die beiden Jungen gerichtet, sie waren alles, was er jetzt noch hatte. "Baldrianjunges und Minzjunges", Schneebeeres Stimme klang wie tot. Er brauchte nicht zu wissen, dass es drei hätten sein sollen. Die Krieger legten eine Schweigeminute ein, als Hellbrand zu seinen Jungen ging und ihnen das Kopffell leckte. Baldrianjunges maunzte auf, doch Minzjunges blieb ganz still. "Wer wird jetzt zweiter Anführer?", fragte Silberfang. "Lilienpelz", Beerensprung antwortete wohl absichtlich so knapp, dachte Schneebeere. Sie konnten nichts zu Rankenherz' Entscheidung sagen.

Die Katzen hielten Totenwache, doch Schneebeere wollte diese schwarze Kätzin einfach nicht aus dem Kopf gehen. Wenn man vom Teufel spricht! Es raschelte in den Büschen, als Amsel die Lichtung betrat. "Kann ich mit euch trauern?", fragte sie. Niemand antwortete. Lediglich ein paar Blicke wurden auf sie geworfen, das war alles.

Am nächsten Morgen sprang Lilienpelz geschickt auf das Hochsims. "Alle Katzen, die alt genug sind Beute zu machen, fordere ich auf sich hier unter dem Hochsims zu einer Clanversammlung nieder zu lassen!" Die Schüler krochen gähnend aus dem Bau und die Krieger setzten sich. Schneebeere scheuchte ihre Jungen aus dem Bau, wobei sie vorsichtig Baldrianjunges trug. Sie setzte das Junge auf den Boden und holte seine Schwester, Minzjunges. "Es wird Zeit, dass ich zur Mondhöhle reise. Der WurzelClan soll aber nie mehr so alleingelassen werden! Ich sage diese Worte im Angesicht des SternenClans, damit sie meine Wahl hören und billigen mögen. Silberfang wird die zweite Anführerin des WurzelClans!" Zuerst zögernd, dann immer lauter riefen die Katzen: "Silberfang!" "Silberfang!" "Silberfang!"

Dann gab ihnen Lilienpelz zu verstehen, dass sie noch etwas sagen wollte. "Ich werde nicht lange rumreden und nüchtern zur Sache kommen. Baldrianjunges und Minzjunges haben bei uns keine Zukunft, sie können im WurzelClan nicht überleben. Es gibt keine Königinnen, die sie säugen könnten." "Was wirst du tun?", fragte Hellbrand entsetzt. "Wir können nur hoffen, dass ein anderer Clan sie aufnehmen wird." Protestierendes Jaulen erhob sich auf der Lichtung. "Es gibt keine andere Möglichkeit!", fauchte Beerensprung die Katzen an.

Schweigend tappte Schneebeere zur LeuchtClan-Grenze. Sie hatte selbst darauf bestanden, die Jungen in den neuen Clan zu bringen. Jetzt bereute sie ihre Entscheidung. Es fühlt sich falsch an. Lilienpelz hatte Hellbrand verboten, die Junge in den neuen Clan zu bringen. Auch wenn sie nicht gesagt hatte, dass sie die Jungen verbannten, fühlte es sich so an, als ob. Gerade mal zwei Sonnenaufgänge waren sie alt. So konnten sie noch nicht laufen und Schneebeere musste sie abwechselnd von einem Punkt zum nächsten tragen, bis an die Grenze. Dort wartete sie auf eine Patrouille. Es dauerte eine Weile, dann roch sie frischen Katzengeruch und Farnwedel teilten sich. Heraus kam eine hellcremefarbene Schülerin gerannt, die nicht mehr bremsen konnte und über die Grenze schlidderte. Sie rappelte sich auf die Pfote und miaute mit wichtigtuerischem Ton: "Verschwinde von unserem Territorium, du Eindringling!" Schneebeere zuckte mit keinem Schnurrhaar als sie antwortete: "Eigentlich bist du es, der die Grenze überschritten hat." Verwirrt schnüffelte die Schülerin herum, als auch schon die nächste Katze, langsamer, aus dem Farn trat.

"Igelpfote! Was tust du da? Du darfst die Grenze eines anderen Clans nicht übertreten!", die hellgescheckte Kätzin schien gar nicht erfreut über das Verhalten ihres Schülers. Es war Federglanz, Schneebeere kannte sie von den grossen Versammlungen. "Sei gegrüsst, Federglanz", miaute sie gelassen. "Schneebeere! Was tust du denn hier? Und was hat es mit diesen Jungen auf sich? Sind sie weggelaufen?" "Wenn das so wäre, würden sie wohl kaum hier vor der Grenze warten", antwortete nun die dritte Katze der Patrouille. Es war die zweite Anführerin des LeuchtClans, Vogelschwinge. Misstrauisch musterte sie Schneebeere und die beiden Jungen. "Nun? Was hat das hier zu bedeuten?", verlangte sie zu wissen. "Die Mutter dieser Jungen ist gestorben. Sie können im WurzelClan nicht überleben. Würdet ihr sie aufnehmen?" Überraschung zeigte sich in den bernsteinfarbenen Augen von Vogelschwinge. "Wir sprechen mit Steinstern", beschloss sie und drehte sich um. Mit einem Schwanzschnippen gab sie Schneebeere zu verstehen, sie solle mitkommen. Wenn das mal gut geht. Igelpfote nahm Minzjunges und Federglanz Baldrianjunges. Staunend sah sich Schneebeere um. Dieser Teil des Waldes war mit Licht durchflutet und überall wuchs Moos. Die Nadelbäume wichen grossblättrigen Ahornen und weissen Birken.

Sie traten auf eine Lichtung. Das muss ihr Lager sein. Viele Baue gibt es hier aber nicht. Vogelschwinge verschwand in einer Wurzelhöhle und kam sogleich wieder mit Steinstern heraus, der die beiden Junge interessiert anblickte. "Wir nehmen sie", miaute er sogleich. Überrascht wandte sich Vogelschwinge zum Anführer: "Bist du dir da wirklich sicher? Sie haben hier keine Familie, und ausserdem sind sie Fremde!" "Dunkelschwalbe wird sie sicher aufnehmen, nach dem Verlust ihrer Jungen. Besser wir nehmen sie, als ein anderer Clan. Junge brauchen wir immer." "Dann werde ich Lilienstern ausrichten, dass ihr sie behalten wollt." "Lilienstern? Ist Roststern gestorben? Und was ist mit Rankenherz? Sie war doch die zweite Anführerin?", Steinsterns Stimme klang besorgt. Schneebeere blickte weg. "Verstehe", seuftzte er. "Dann werde ich jetzt gehen", verabschiedete Schneebeere sich, die eindeutig genug von diesem Gespräch hatte. "Warte! Wie sind ihre Namen?", hielt Federglanz sie auf. "Der Kater heisst Baldrianjunges und die Kätzin Minzjunges", erwiderte sie, ehe sie zurück in ihr eigenes Territorium ging.

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